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Mahnwache

Dieses Publikum will zur Demo kommen

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Zwei Veranstaltungen am Montag in Ravensburg nach der Messerattacke auf dem Marienplatz
Veröffentlicht:15.10.2018, 09:46

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Eine „Mahnwache wegen der Messerstecherei in Ravensburg“ soll am Montagabend auf dem Gespinstmarkt stattfinden. Es gehe um ein „ruhiges und friedliches Gedenken der drei Opfer“, schreibt die Organisatorin, eine junge Frau aus Ravensburg, in ihrer Einladung in sozialen Netzwerken. „Wir dulden keinerlei Hetze und bieten keinen Platz für politische Diskussionen“, heißt es weiter. Beim Blick auf die Interessierten, die ihr Kommen angekündigt haben, zeigt sich: Zumindest auf Facebook hält ein Großteil der Teilnehmer mit seiner Einstellung nicht hinter dem Berg.

Verweis auf diffuse Quellen

Unter anderem wird da von verschiedenen Nutzern über den Messerangriff auf dem Marienplatz diskutiert, bei dem zwei syrische Flüchtlinge und ein Tourist aus Hessen von einem laut Staatsanwaltschaft psychisch kranken Afghanen schwer verletzt worden waren. Dabei ist mit Verweis auf diffuse Quellen die Rede von einem „Gemetzel um des Metzelns willen“, verübt von einem „Blutafghanen“. Der Täter habe von einem „Gutacher“ bereits einen „Persilschein“ wegen Schuldunfähigkeit ausgestellt bekommen, schreibt ein anderer. Die Videos vom Tatort werden geteilt, Opfer und Täter sind darauf in Nahaufnahme zu sehen.

Es finden sich aber auch schnell Artikel darüber, warum „islamische Verwandtenehen schuld sind am Babysterben in Neukölln“. Bundeskanzlerin Angela Merkel läuft bei mehreren Teilnehmern unter der Bezeichnung „Volksverräterin“, die Grünen sind in Kommentaren „antideutsch“ und „rassistisch“, die Presse leistet aus Sicht eines anderen Nutzers, der zur Demo kommen will, „propagandatechnische Hochleistungen“. Immer wieder Thema: die angeblichen „vielen Vergewaltigungen und das Messern seitens der Migranten und Flüchtlinge“. Die „Invasion ist in vollem Gange“, teilt ein Interessent an der Demo mit, der „Untergang Deutschlands“ wird beschworen. Das liegt nach Meinung einiger, die sich hier äußern, daran, dass „die Politik die Bürger entwaffnet“ hat. Außer von „Afghanen im Blutrausch“, wähnen sich mehrere, die am Montag dabei sein wollen, umzingelt von „islamgesteuerten Vollpensionisten“.

Die Veranstalterin der Demo (19 Uhr) wirbt derweil weiter mit „alles für ein friedliches und harmonisches Miteinander“ für die Veranstaltung. In einem Video aus dem Jahr 2015, das sich auf „Youtube“ findet, spricht sie bei einer Demonstration von „Pegida Dreiländereck“ in Villingen-Schwenningen. Die Ravensburgerin bezeichnet sich darin selbst als „stolze Pegida-Patriotin“.

Gegendemo angemeldet

Eine Gegendemonstration am Montag (18.30 Uhr) auf dem Marienplatz wurde angemeldet vom „Bündnis für Bleiberecht Oberschwaben-Bodensee“ und „Oberschwaben ist bunt“. Die Linke unterstützt die Veranstaltung laut den Organisatoren. Die Veranstalter vermuten, dass mit der „Mahnwache“ „eine schreckliche Tat instrumentalisiert werden soll“. Es gehe den Teilnehmern „nicht darum zu trauern, sondern ihrem Hass freien Lauf zu lassen“. Die Gegendemonstranten wollen sich „dem Hass in den Weg stellen“, sagen sie.

Die Polizei wird am Montag mit einem starken Aufgebot in der Innenstadt vertreten sein.