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Die Ravensburger Tops und Flops des Jahres

Ravensburg / Lesedauer: 5 min

Ein großes Kommen und Gehen prägte das Jahr 2015 in Ravensburg – Ein Überblick über die Newcomer und Abgänger der vergangenen zwölf Monate
Veröffentlicht:01.01.2016, 21:37

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Was in und um Ravensburg im vergangenen Jahr passiert ist, lässt sich zusammenfassen als großes Kommen und Gehen. Doch wer sind die Newcomer und Abgänger 2015? Wir haben einen Blick ins Archiv geworfen und stellen nun – nicht immer ganz ernst gemeint – die Tops und Flops des Jahres vor.

Während die einen 2015 in Ravensburg ihren Hut nahmen und Adieu sagten, zogen die anderen mit Pauken und Trompeten durchs Burgtor in die Stadt ein – sorry, natürlich durchs Obertor, vorausgesetzt, es gab gerade mal keinen Gegenverkehr. Mit Harald Sievers kam im Juni ein neuer Landrat für den Kreis Ravensburg. Ein reingschmeckter Westfale, der den Lokalmatador Martin Bendel aus Leutkirch im ersten Wahlgang besiegte. Aber nicht mit allen Kreisräten war der Zugezogene sofort grün. Manch ein Ritter der Tafelrunde wollte ihm anfangs ein blaues Auge verpassen. Erst mit der Zeit wurde die Stimmung im Kreistag rosiger. Sievers’ Vorgänger Kurt Widmaier wiederum hatte sich im Mai aufs Altenteil zurückgezogen: Ehe er ging, machte er im Waldseer Hymer-Museum noch mal eine große Abschiedsparty und seinem Ruf als barocker Kreisfürst alle Ehre.

In der Ahnenreihe steht seit September auch Ravensburgs ehemaliger Erster Bürgermeister Hans Georg Kraus , der sich 27 Jahre lang streng, aber gerecht für die Belange der Stadt ins Zeug legte und mitunter den Fehdehandschuh warf. Für den eisernen Hans kam Simon Blümcke, seinerzeit Bürgermeister von Hagnau, im Herbst in die Türmestadt. Hierzulande kämpft er nun an der Seite des Burgherrn Daniel Rapp. Und Blümcke muss sich nicht verstecken: Er zeigte von Anfang an, dass er dem Amt gewachsen ist. Von allen Seiten hörte man es raunen, wie beachtlich schnell er sich in den unterschiedlichen Themen einarbeitete.

Ein Bäumchen-wechsel-dich erlebte der Sportverband Ravensburg im Dezember. Das Urgestein für Leibesertüchtigungen, Rolf Engler, zog sich zurück. An seine Stelle ist Roland Frommlet als Nachfolger gepflanzt worden. Nichtsdestotrotz sollen Englers Vorgaben – wie die dreiteilige Sporthalle – auch in Zukunft Bestand haben.

Abgesägt wurde indes Weingartens Kämmerer Michael Sonntag. Er und sein Vorgänger Anton Buck hatten beim Prozess wegen Urkundenfälschung im Juni die Rechnung ohne den Richter gemacht: Der eine kam gar nicht erst, der andere musste später gehen. Was war passiert? Sonntag hatte sich nach Absprache mit dem abwesenden – weil angeblich kranken – Buck bei einer Falschaussage krass verkalkuliert. Zwar korrigierte der Rathaus-Rechner seine Gerichts-Arithmetik noch, aber die Quittung gab’s vom obersten Weingartener Kassenprüfer: OB Markus Ewald substrahierte Sonntag vorläufig aus dem Rathaus.

Eine Tür ging für die schwedische Modekette H&M und das Möbelhaus Ikea auf. 2015 wurde der Grundstein gelegt, 2016 soll alles unter Dach und Fach sein. H&M bekam Unterschlupf im sanierten und umgebauten Gänsbühl-Center, das im Osten des Ravensburger Altstadtkerns wie Phönix aus der Asche stieg. Ikea fand sein Plätzchen im Ravensburger Norden, im heutigen Domizil. Dort soll es eine Abholstation des Möbelimperiums geben. OB Daniel Rapp freut’s: Endlich kann er sein „Wohnzimmer Oberschwabens“ entsprechend ausstaffieren und auf zahlreichen Besuch hoffen.

Nicht erwünscht war Besuch 2015 allerdings auf dem Mehlsack. Kommen verboten. Das Wahrzeichen der Stadt Ravensburg musste Anfang des Sommers wegen mangelhaften Brandschutzes für Turmbesteiger geschlossen werden. Die Folge war eine hitzige Debatte in der Bevölkerung. Mancher Gemeinderat hielt eine flammende Rede, in der er sich zum Mehlsack bekannte. Es entzündete sich ein verbales Feuerwerk über die Identität der Stadt.

Und wie sehr gehört eigentlich das Nazi-Haus in der Seestraße 32 zur Identität der Stadt? Als die Rutenfestkommission dieses zum Rutenfestabzeichen erklärte, war das Echo groß. Monatelang wurde das Motiv diskutiert. Ganze Nachbarschaften bekamen sich in die Haare. Die Fassade des guten Tons bröckelte. Doch das Haus blieb.

Anderes hingegen blieb nicht: Einen Schildbürgerstreich im wahrsten Sinne des Wortes erlebte im Jahr 2015 die Burgstraße. Regeln kamen und gingen, der Verkehr auch. Eine infrastrukturelle Abstrusität ohnegleichen nahm Fahrt auf: Im Juli wurde die Burgstraße zu einem verkehrsberuhigten Bereich mit Tempo 7. Im Oktober erklärte das Regierungspräsidium die Regelung als rechtswidrig. Also alles zurück auf Anfang: Die neuen Tempo-7-Schilder wurden abmontiert, die alten Tempo-20-Schilder wieder aufgestellt.

Einen Abbau gab es im Jahr 2015 auch bei so mancher Firma: Der Weingartener Pressenhersteller Schuler kündigte mehr als 200 Stellenstreichungen an, Voith Paper in Ravensburg entließ mehrere Dutzend Mitarbeiter und die Mochenwangener Papierfabrik Arctic Paper machte nach Heiligabend komplett dicht. Witzig ist daran nichts, für die Betroffenen sowieso nicht. Ein einziges großes Gehen, ein einziger Flop.

Doch lässt sich in diesem Jahr wohl kein Rückblick schreiben, ohne auf die hohe Zahl an Flüchtlingen einzugehen. Jeden Monat kamen mehr Menschen, die im Landkreis Unterkunft und Asyl suchten. Im gesamten Jahr 2015 waren es 2524 neuankommende Flüchtlinge, davon allein 1358 von Oktober bis Dezember. Eine riesige Aufgabe war das für die Städte und Gemeinden. Und es wird eine riesige Aufgabe bleiben. Ob sie als Top oder Flop endet, sehen wir im nächsten Jahr.