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Kultkneipe

Die Räuberhöhle ist gerettet

Ravensburg / Lesedauer: 4 min

Bürgerliches Brauhaus darf auf dem Musikschulgelände großes Stadthotel bauen
Veröffentlicht:18.07.2017, 15:36

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Ein Tag der guten Nachrichten: Die Ravensburger Räuberhöhle wird gerettet. Das Bürgerliche Brauhaus macht von seinem Baurecht nicht Gebrauch, dort ein kleines Hotel mit Tiefgarage einzurichten, sondern erhält das Kulturdenkmal und saniert es innen nach Plänen des früheren Stadtsanierers Joachim Scheible.

Dafür verkauft die Stadt das Gelände der Musikschule an die Aktiengesellschaft, die den benachbarten „Storchen“ zu einem modernen 120-Zimmer-Hotel umbauen will. Die Musikschule wird, wie die SZ vergangene Woche bereits exklusiv berichtete, in die Bauhütte am Holzmarkt und das Vogthaus umziehen.

Auf einer Pressekonferenz erläuterten Oberbürgermeister Daniel Rapp und Lorenz Schlechter, Vorstand des Bürgerlichen Brauhauses, die Pläne, die aber noch von den Gremien, also dem Ravensburger Gemeinderat und dem Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft, abgesegnet werden müssen. Die wichtigsten Punkte:

Musikschule soll in Bauhütte am Holzmarkt und in das Vogthaus umziehen

Die Musikschule platzt seit Jahren aus allen Nähten. 1300 Schüler werden in der alten Villa Sterkel an der Friedhofstraße unterrichtet. Das umgebaute Wohnhaus hat aber eine schlechte Akustik, völlig veraltete Leitungen, teils mangelhaften Brandschutz und Schimmelprobleme. In Rapps Rochadeplänen soll sie in die Bauhütte am Holzmarkt und das Vogthaus umziehen. Die Stadtkämmerei wird im Frühjahr 2018 ins jetzige Notariat umziehen, dann kann mit dem Umbau für die Musikschule begonnen werden. Für „Ottokars Puppenkiste“, die seit 2015 eine neue Heimat im Vogthaus gefunden hat, will Rapp einen anderen Standort in der Altstadt suchen. Vor 2020 wird die Musikschule aber kaum umziehen können.

Um den Holzmarkt als nördlichen Eingang in die Innenstadt aufzuwerten, kommt in das jetzige Blumengeschäft und den Bereich rechts davon eine Gastronomie. Das Blumengeschäft zieht auf eigenen Wunsch auf die andere Seite des Komplexes, die Creperie wird nicht von den Veränderungen betroffen sein. An der Stelle soll auch eine helle, saubere öffentliche Toilette geschaffen werden.

Bürgerliches Brauhaus kauft Villa Sterkel

Das Bürgerliche Brauhaus kauft die Villa Sterkel und reißt sie nach dem Auszug der Musischule ab. Der „Storchen“ wird durch Anbauten entlang der Friedhofstraße zu einem vierstöckigen Drei-Sterne-Businesshotel mit 120 Zimmern umgebaut, samt Seminarräumen und einer Tiefgarage mit direkter Verbindung zum Konzerthaus. Gedacht wird auch an eine Skybar mit Panoramablick. Rapp glaubt nicht, dass durch das neue Hotel, das etwa 2022 eingeweiht würde, die anderen Hotelbauprojekte in Ravensburg gefährdet werden, weil diese größtenteils in einem höheren Preissegment angesiedelt seien und ein anderes Publikum ansprechen würden.

Durch die Tiefgarage können die oberirdischen Parkplätze rund ums Konzerthaus wegfallen und dort ein schöner Garten eingerichtet werden. Dadurch wäre das Konzerthaus auch attraktiver für Hochzeiten, Firmenfeiern und dergleichen, deren Gäste gleich im neuen Hotel schlafen könnten.

Küche und sanitäre Anlagen werden saniert

Für viele der Clou am „Gesamtkunstwerk“, wie OB Rapp die Pläne bezeichnet: Da das Bürgerliche Brauhaus ein neues, großes Hotel bauen darf, nimmt es von den Plänen Abstand, in der Räuberhöhle ein kleines Hotel einzurichten. Klingt ein bisschen wie im Märchen, aber dadurch wird die Kultgaststätte, deren vordere Fassade auch ein Kulturdenkmal ist, gerettet. Küche und sanitäre Anlagen werden aber saniert, außerdem kommt ein 100 Jahre alter Anbau auf der Hinterseite weg. Dort werden ein größerer Biergarten und ein Wintergarten eingerichtet. „Wir sind ein Traditionsunternehmen, ausgerichtet auf langfristige Engagements“, sagte Vorstand Lorenz Schlechter. Die Umbauzeit soll so kurz wie möglich gehalten werden, damit der Kultkneipe nicht das Publikum davonläuft. Auf die „ganz wichtige Pächterin Biggi“ (Bachmann) will das Bürgerliche Brauhaus auch in Zukunft setzen, so Schlechter.

Made Höld, Vorsitzender der mehr als 800 Mitglieder zählenden „Freunde der Räuberhöhle“, findet die Lösung auf Anfrage unserer Zeitung „einfach super“. „Wir danken unserem OB für sein Verhandlungsgeschick – und Herrn Schlechter, dass er sein Okay dazu gegeben hat“, sagte Höld. Am Rutensamstag soll der Erhalt der Höhle im Biergarten mit einem Konzert von „Bub and the Bubbles“ ausgiebig gefeiert werden.