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Konzerthaus

Das Stadtorchester Ravensburg zieht sämtliche Register

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Von melancholischen bis zu opulenten Melodien bietet das festliche Konzert blasmusikalische Höchstleistungen
Veröffentlicht:17.12.2018, 18:24

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Ein klanggewaltiges festliches Konzert hat das Stadtorchester Ravensburg seinen Besuchern im ausverkauften Konzerthaus am Sonntagabend geboten. Unter dem Motto „ Peter Pan fliegt durchs Orchester“ haben sie sämtliche musikalische Register gezogen – von hochdramatisch hinüber zu melancholischen Stimmungen und modernen Strömungen. Musikdirektor Harald Hepner versteht all dies auszuloten, während Oboistin Stephanie Schwartz einen glanzvollen Soloauftritt feierte.

„Liebes Publikum, glauben Sie an Feen? Hoffentlich, denn wenn Sie jetzt nein sagen, stirbt eines dieser Wesen“, wandte sich die erste Vorsitzende des Stadtorchesters Myriam Gompper den Abend moderierend an die Zuhörer. Mit Blick auf das viersätzige Werk „Peter Pan“ des spanischen Komponisten Ferrer Ferran. Opulent und klanggewaltig unter Einsatz der Schlagwerke ging es auf die Reise nach „Nimmerland“ zur biestigen Elfe Tinkerbell und zu Wendys Gute-Nacht-Geschichten. In einem hochdramatischen Finale fühlte man sich mitten drin im Kampfgetümmel. Hier hat sich längst gezeigt, dass es Harald Hepner immer wieder gelingt, sein Orchester zu Höchstleistungen anzutreiben. Basierend auf einem alten russischen Weihnachtschoral und unter Verwendung eigener Motive wechselte die Stimmung zwischen melancholischen, von Glockenschlägen untermalten Passagen und Szenarien, die voller Überschwang weit aufgespannte Bögen entwickelten.

Wo das Motiv des Baumes konkret und fassbar im Mittelpunkt stand, ist Ottorino Respighis (1879 - 1936) sinfonische Dichtung „Pinien von Rom“ von 1924. Jeder, der einmal in Italien war, weiß um den verführerischen Duft dieser Bäume. Respighis „Pini di Roma“ bilden mit „Fontane di Roma“ und „Feste Romane“ seine „Römische Trilogie“, die ihm zum künstlerischen Durchbruch verhalf. Das Werk tritt an die Musiker mit einer hochentwickelten Orchestertechnik heran, die auf erzählerisch-illustrativen Momenten basiert, doch darin moderne Melodien des französischen Impressionismus und des von Respighi verehrten Richard Strauss einflicht. Zudem scheute sich der Komponist nicht vor Imitationen von Vogelgesängen, die das Schlagwerk inszenierte. Schrilles Glockengeläut harmonierte mit den Einsätzen von Querflöten und Klarinetten zu Vibraphonrhythmen. Hohe Tempi bewegten sich in Zickzackläufen, bis ein Sturm aus Klangcollagen einsetzte und eine unterschwellige Spannung einen wie auf Wolken getragen dahin gleiten ließ. Zum Märchenhaft-Wundersamen gehörte am Abend der Solo-Auftritt der Ravensburger Oboistin Stephanie Schwartz in Ferrer Ferrans 2002 entstandenem Werk „Der Zauberwald“. Es ist eine mythische Hommage an die Elfen, Feen und Gnome. Vom Magischen der Klangfarben schwärmt die mittlerweile international engagierte Musikerin. Es sei unglaublich, was mit der Oboe alles dargestellt werden kann in einem derart komplex und faszinierend komponierten Werk. Das – die romantischen Partien der Feen, das wild Bewegte und Quirlige der Elfen, das Heiter-Witzige und vorwärts Eilende der Gnome – wiederspiegelte ihr Auftritt, der in einem sauberen und technisch anspruchsvollen Spiel mit dem Orchester harmonierte. Schon damals, als sie an der Ravensburger Musikschule war und im Orchester des Rutentheaters mitspielte, träumte sie von einem Auftritt im Konzerthaus. Dieser Wunsch ist mit Ferrer Ferran jetzt in Erfüllung gegangen – angereichert mit einer kleinen Zugabe und einem Oboen-Solo in feiner klangschöner Ausgestaltung.