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Widerruf

Bischof bereit zu Gespräch über Ravensburger Erklärung

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Nach dem Widerruf der Ravensburger Erklärung haben sich viele Christen enttäuscht über die katholische Kirche gezeigt, die das gemeinsamen Abendmahl mit Protestanten ablehnt. Jetzt kündigt die Diöz...
Veröffentlicht:26.11.2018, 11:52

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Nach dem Widerruf der Ravensburger Erklärung im Oktober haben sich viele Christen enttäuscht über die katholische Kirche gezeigt, die das gemeinsame Abendmahl mit Protestanten ablehnt. Aufforderungen zum Gespräch gab es bereits damals, etwa vom evangelischen Pfarrer Martin Henzler-Hermann. Jetzt kündigte die Diözese Rottenburg-Stuttgart an, Bischof Gebhard Fürst komme dafür im Frühjahr nach Ravensburg. Ein genauer Termin stehe aber noch nicht fest, sagte Pressesprecherin Manuela Pfann .

Mit der sogenannten Ravensburger Erklärung hatten sich Katholiken und Protestanten gegenseitig zu Kommunion und Abendmahl eingeladen. Der katholische Stadtpfarrer Hermann Riedle war einer der Unterzeichner, musst sich aber nach einem Dienstgespräch beim Bischof von der Erklärung distanzieren. Christen beider Konfessionen zeigten sich bei einem Schweigemarsch im Oktober enttäuscht und wütend darüber.

Offene Veranstaltung gewünscht

„Der Bischof ist unglücklich über die Situation“, sagte die Sprecherin der Diözese. Die Ökumene sei ihm ein Herzensanliegen. Daher gebe es durchaus eine Gesprächsbasis. Derzeit werde überlegt, wie die Begegnung in Ravensburg aussehen könnte.

Die Einladung an den Bischof hat zuletzt die zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderates der Liebfrauenkirche, Monika Braun , ausgesprochen, als Fürst sie am 11. November mit der Martinusmedaille für ihr kirchliches Engagement ausgezeichnete. Der Bischof habe im persönlichen Gespräch offen reagiert und gesagt, er könne sich vorstellen, in Ravensburg seine theologische Position zur Ravensburger Erklärung darzulegen. Er wolle in seiner Position nicht nur auf das Kirchenrecht reduziert werden, berichtet Braun aus dem Gespräch mit Fürst. Braun würde sich wünschen, dass zu einer Veranstaltung mit dem Bischof alle interessierten Christen eingeladen werden. In der Liebfrauengemeinde seien längst nicht alle Mitglieder Unterstützer der Ravensburger Erklärung. Sie setze aber darauf, dass die Diskussion weitergehe.

Der evangelische Dekan Friedrich Langsam sagte am Montag zum geplanten Besuch Fürsts: „Es ist ein positives und mutmachendes Zeichen, dass er das Ravensburger Anliegen ernst nimmt und sozusagen zur Chefsache macht.“ Er finde es gut, dass Fürst der Enttäuschung, die in Ravensburg entstanden ist, nachgeht. „Durch seine Bereitschaft, darüber zu reden und zu diskutieren, zeigt er, dass er einen guten Weg sucht“, so Langsam. Allerdings handle es sich zunächst um ein innerkatholisches Thema.

Kirchenrecht ist die Hürde

Im weltweit gültigen katholischen Kirchenrecht heißt es nach Angaben der Diözese: „Katholische Spender spenden die Sakramente erlaubt nur katholischen Gläubigen.“ Nur in „Notlagen“ könne eine Ausnahme gemacht werden. Die Sprecherin der Diözese wies in diesem Zusammenhang auf eine seit Sommer geltende Orientierungshilfe der Deutschen Bischofskonferenz hin, für die sich Fürst über Jahre eingesetzt habe. Demnach bestehe in konfessionsverbindender Ehe eine solche schwere Notlage, wodurch evangelische Ehepartner von Katholiken zur Kommunion in der katholischen Kirche zugelassen sind. „Dieser große Schritt scheint in der Auseinandersetzung um die Ravensburger Erklärung kaum wahrgenommen zu werden“, teilte Pfann mit.