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Schranne

„Wenn die Energiewende gelingt, dann in Laupheim“

Laupheim / Lesedauer: 3 min

Beim Volkshochschulforum „Erneuerbare Energien“ fordern die Diskussionsteilnehmer verlässliche Rahmenbedingungen durch die Politik
Veröffentlicht:15.10.2013, 20:59

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Wärme aus erneuerbaren Energien – ja, aber wie? Mit dieser Frage haben sich die Teilnehmer des 8. VHS-Forums in der Schranne beschäftigt. Experten aus der Region gaben einen Überblick über gesetzliche Rahmenbedingungen und technische Entwicklungen und Einblicke in die konkrete Umsetzung der Energiewende in Laupheim.

Am vergangenen Freitag hat der Bundesrat die Energieeinsparverordnung (EnEV) 2014 verabschiedet. Danach muss der Primärenergie-bedarf von Neubauten 2014 und 2016 um je 12,5 Prozent gesenkt werden, erläuterte Iris Ege von der Energieagentur Biberach. Bis 2020 sollen alle neuen Gebäude Niedrigstenergiehäuser sein, so die Vorgabe der EU. Vom nächsten Jahr an müssen nicht nur bei Neubauten, sondern auch bei Sanierungen 15 Prozent des Bedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt werden.

Ralf Biehl , Geschäftsführer der Erdgas Südwest (ESW), bescheinigte bei den Erneuerbaren im Süden vor allem dem Biogas großes Potenzial, das bisher aber noch nicht genutzt werde: „Im Landkreis Biberach steht in jedem Ort eine Biogasanlage. Zusammen erzeugen sie mehr Energie, als verbraucht wird.“

Außer Biehl und Ege diskutierten den Stand der Energiewende in Laupheim Franz Bertsch, einer der Geschäftsführer der Biogasanlage in Bühl; Werner Puchta, Vorstandsvorsitzender der Bürgerenergiegenossenschaft Laupheim (BEG); Gerold Rechle, als Erster Beigeordneter der Stadt Laupheim auch verantwortlich für die Stadtwerke; und der Ingenieur Walter Spleis .

Die Stadtwerke Laupheim setzen bei der Energieversorgung zunehmend auf Blockheizkraftwerke und Solarstrom, erläuterte Rechle den rund 60 Zuhörern. Neben dem bestehenden Blockheizkraftwerk in der Realschule sind weitere geplant, außerdem betreibt die Stadt mehrere Photovoltaik-Anlagen.

Walter Spleis sieht in BHKW-Anlagen wie bei der Firma Uhlmann ein Modell, wie man „weg vom Öl“ komme: „Mit so einem Projekt sind Sie aus dem Schneider, was die EnEV angeht“. Solche Aussagen dürfte Franz Bertsch gern gehört haben: Die Biogas in Bühl verkauft die ganze Produktion an die ESW, die wiederum BHKWs beliefert. Bertsch musste sich jedoch auch kritische Fragen aus dem Publikum gefallen lassen, etwa warum nicht wie ursprünglich geplant vermehrt Gülle als „Futter“ für die Biogasanlage verwendet werde. Die Gasausbeute sei zu gering und der Transport dafür zu teuer, entgegnete er.

Geradezu euphorisch äußerten sich Iris Ege und Ralf Biehl zum Status quo der Energiewende in Laupheim. Die Zertifizierung im Rahmen des „European Energy Award“ stehe nächstes Jahr an, und sie habe ein großes Engagement der Bürger festgestellt, sagte Ege. „Laupheim ist auf einem sehr, sehr guten Weg.“ „Wenn die Energiewende gelingt, dann in Laupheim“, lobte Biehl.

Alles andere als zuversichtlich zeigte sich Werner Puchta. Die Einspeisevergütung für Solarstrom sei zu niedrig, und die Eigenstromvermarktung überfordere eine mittelgroße BEG wie die Laupheimer. „Wir müssen uns wohl auf einer Stufe niedriger bewegen und uns vielleicht in eine Zusammenarbeit mit der Stadt begeben.“

Autarkie scheint ein fernes Ziel zu sein: „Als Privatperson hat man noch keine Speichermöglichkeit“, meinte Spleis. Sinnvoll wäre ein Zusammenschluss von drei bis vier Hauseigentümern zu einem Nahwärmenetz, glaubt Puchta, was jedoch sehr schwierig sei. „Dazu ist der Leidensdruck noch nicht groß genug“, mutmaßte Spleis.

Ein Patentrezept haben auch die Laupheimer noch nicht, individuelle Lösungen als Zwischenschritte scheinen indes gangbar. Einig waren sich alle in einem Punkt: Verlässliche Rahmenbedingungen durch die Politik müssen Planungssicherheit schaffen, dann ist die dezentrale Energiewende zu schaffen.