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Altlasten verseuchen den Boden am Bahnhof

Ravensburg / Lesedauer: 4 min

Warum die Sanierung bei den Bahngleisen knifflig und teuer werden könnte, wer sie bezahlen muss und weshalb das Parkhaus P9 ein Thema bleibt.
Veröffentlicht:16.07.2018, 18:07

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Man kann sich Hübscheres vorstellen als Container, wenn man aus Richtung Norden kommend mit dem Zug nach Ravensburg rein fährt. Weil der alteingesessene Entsorgungsbetrieb Bausch das laut Armin Bausch zwischen 10 und 15 000 Quadratmeter große Areal zwischen Bahngleisen, Metzger- und Brühlstraße aber bereits gepachtet hatte, als es noch der Deutschen Bahn gehörte, darf die Firma dort bleiben. Zunächst muss sich die Stadt als Eigentümerin allerdings um die Entsorgung einer verseuchten Ecke kümmern.

Dort schlummern auf 4500 Quadratmetern nämlich „hochgradig belastete“ Stoffe, wie Stadtkämmerer Gerhard Engele auf Anfrage der SZ einräumt. Sie stammen nicht etwa von Bausch, sondern von dessen Vorgängern: „Hier wurden von den früheren Besitzern mal Säuren und Laugen umgeschlagen“, glaubt Armin Bausch als Vertreter der Firma Bausch zu wissen. Engele bestätigt: Nicht zuletzt ein großer Mineralölkonzern hatte sich seinerzeit östlich der Bahnlinie eingemietet. Nun soll’s im kommenden Jahr an die Sanierung der Altlasten gehen, die laut Engele möglichst noch 2019 abgeschlossen werden soll.

Die Sanierung sei nicht zuletzt nötig, weil der verseuchte Bereich extrem nah an der Schussen liege, so der Stadtkämmerer weiter. Schlimmstenfalls könnten die Schadstoffe das Grundwasser gefährden. Darum muss man zehn, elf Meter „bis zur Grundwassersohle runter“ kontrollieren, „was da alles drin ist“, erläutert Engele. Kosten wird das Ganz um die 4 Millionen Euro. Wobei das Land Baden-Württemberg gut die Hälfte davon übernimmt – zählt das Gebiet doch zu den Flächen der Bahn-Nachfolge-Verwertungsgesellschaft Aurelis, die die Umwandlung ungenutzter Brachflächen betreiben sollte und ist als Sanierungsgebiet eingestuft. Für 1,2 Millionen Euro der Sanierungskosten müssen die Schadensverursacher aufkommen. An der Stadt werden rund 800.000 Euro hängen bleiben.

Ursprünglich, erinnert sich Engele, wollte Aurelis in der Metzgerstraße selbst eine Art Fachmarktzentrum hinstellen – was sich mit dem Einzelhandelskonzept der Stadt Ravensburg nicht vertrug. Ergo hat die Stadt der Aurelis GmbH 2011 für 2,9 Millionen Euro die insgesamt 27 300 Quadratmeter große Fläche abgekauft. Der südlichste Teil ging an Thomas Stippe, dem der Restaurant-Club Kantine gehört. Weiter nördlich siedelten sich Miele-Maier und Aust Berufsbekleidung an, denn: „Es war und ist unser Anspruch, die Flächen in der Bahn-Nachfolge einer stadtverträglichen gewerblichen Entwicklung zuzuführen“, so Engele. An Aust und Maier grenzt ein Parkplatz an, den derzeit Mitarbeiter der Technischen Werke Schussental TWS nutzen.

Enormer Parkdruck

Ob das so bleibt, ist noch nicht heraus. Möglicherweise entsteht hier das immer mal wieder diskutierte Parkhaus P9 – schließlich hat dank der „sehr positiven Entwicklung des Areals Bahnstadt der Parkdruck in diesem Gebiet durch neu geschaffene Arbeitsplätze deutlich zugenommen“, wie Baubürgermeister Dirk Bastin weiß. Weil viele nach wie vor eher mit dem Auto als mit Bus oder Bahn zur Arbeit kommen, geht die Stadtverwaltung laut Bastin „derzeit noch von einem erheblichen Bedarf an zusätzlichen Stellplätzen für Arbeitnehmer aus“. Sollte sich ein privater Investor für ein Parkhaus – oder besser noch eine Tiefgarage – P9 finden, „würden wir das begrüßen“. Möglich wäre aber auch, dass sich in der Metzgerstraße, die im südlichen Teil mittlerweile in Am Alten Gaswerk umbenannt wurde, weitere Gewerbebetriebe ansiedeln. Einen entsprechenden Rahmenplan dazu gibt es bereits.

Dass Bausch auf den von ihm gepachteten Areal bleiben darf, hat der Gemeinderat bereits abgesegnet. Das kommt der Firma zupass, wie Unternehmenssprecher Armin Bausch ausführt: Sobald die Altlasten weg sind, können Container- und der Sortierbereich in der Bleicherstraße zu einem gemeinsamen Areal zusammengefügt werden. Außerdem will Bausch seine Kfz-Werkstatt, seine Schlosserei und den Containerdienst in die Metzgerstraße verlegen, um auf dem Gelände in der Bleicherstraße etwas mehr Platz für Sortieranlage, Lagerflächen und Waaghäuser zu schaffen. Über die Optik müsse man freilich nochmal sprechen, lässt Engele durchblicken. Der Entsorgungsbetrieb habe jedoch signalisiert, dass er mit Palisadenwänden einverstanden wäre. Um den Blick auf die Container etwas abzumildern.