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Alles für den fehlenden Titel

Ravensburg / Lesedauer: 4 min

Das Ravensburger Mountainbiketeam Centurion Vaude will das Cape Epic gewinnen
Veröffentlicht:14.03.2018, 17:16

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Centurion Vaude ist im vergangenen Jahr das beste Mountainbiketeam der Welt gewesen. Zum fünften Mal in Folge gewann das beim KJC Ravensburg beheimatete Team die Transalp, Daniel Geismayr wurde Österreichischer Meister, siegte beim Roc d’Azur. Dazu kamen weitere Titel. Doch einem großen Ziel jagt Centurion Vaude immer noch hinterher. In diesem Jahr soll es in Südafrika den großen Wurf geben.

Die Rede ist vom Cape Epic. Es ist das Mountainbikerennen schlechthin, quasi die Tour de France der Mountainbiker. Am 18. März geht es mit dem Prolog los, es folgen sieben Etappen – insgesamt 658 Kilometer mit 13 500 Höhenmetern in acht Tagen. „Wir waren zweimal auf dem Podium“, sagt Teamchef Richard Dämpfle . 2016 wurde Centurion Vaude in Südafrika Zweiter, im vergangenen Jahr Dritter. „Natürlich muss in diesem Jahr der Sieg unser Ziel sein.“

Und dafür betreiben die Ravensburger einen enormen Aufwand. Seit fünf Monaten wird das Cape Epic in Südafrika geplant: Drei Wohnmobile, zwei Transporter und einen Kühltransporter stehen dem Centurion-Vaude-Team zur Verfügung. Weil in Südafrika derzeit Wasserknappheit herrscht, ist ein einheimischer Helfer seit Wochen dabei, Trinkwasser zu horten – 400 Liter sind zusammengekommen. „Um Gefahren für die Gesundheit zu vermeiden, werden wir sogar den Abwasch mit abgepacktem Trinkwasser machen“, sagt Dämpfle.

Akklimatisieren in Südafrika

Rund 50 000 Euro beträgt das Budget von Centurion Vaude für das Cape Epic – für den Mountainbikesport eine immense Summe. Zum Vergleich: Das Siegerteam erhält in Südafrika rund 12 000 Euro Preisgeld. All das verdeutlicht: In diesem Jahr soll es mit dem Sieg klappen. „Es ist auf jeden Fall möglich“, sagt Topfahrer Daniel Geismayr, im vergangenen Jahr der beste Mountainbiker der Welt auf der Langstrecke. Wie im Vorjahr fährt der Österreicher beim Cape Epic zusammen mit dem Schweizer Gastfahrer Nicola Rohrbach. Sie waren bereits dreieinhalb Wochen in Südafrika, um sich zu akklimatisieren und bei einem ersten Rennen Erfahrungen zu sammeln. „Es war perfekt und genau das, was wir im letzten Jahr nicht gemacht haben“, meint Geismayr.

Dann ging es aber noch einmal für gut eine Woche nach Hause – die Räder blieben allerdings in Südafrika. „Man bekommt den Kopf frei, sieht Familie und Freunde“, so Geismayr. „Und man kann in der Kälte besser schlafen als im heißen Südafrika.“ Inzwischen sind die Radfahrer und ihr Team – Trainer, zwei Mechaniker, ein Physiotherapeut, ein Koch (der alles frisch zubereitet, um Magenerkrankungen zu verhindern) sowie ein Südafrikaner als Manager und Übersetzer – wieder nach Südafrika geflogen. Im Gepäck: 50 Ersatzreifen und zwölf Ersatz-Laufräder. 300 Kilogramm Zusatzgepäck packte Centurion Vaude in zwölf große Radkartons. „Wir tun alles dafür, um den Jungs den Sieg zu ermöglichen“, sagt Dämpfle.

Wie in den Vorjahren geht Centurion Vaude mit zwei Teams ins Cape Epic – allerdings gibt es in diesem Jahr eine klare Hierarchie. Geismayr/Rohrbach sind Team I, „unsere Toppaarung“, sagt Dämpfle. Markus Kaufmann und Jochen Käß bilden Team II, das Back-up-Team. „Wir können es uns nicht leisten, beide Paarungen zunächst zwei, drei Tage fahren lassen und dann erst entscheiden, wer auf die Gesamtwertung fahren soll“, erklärt Dämpfle. Kaufmann/Käß sind also die Helfer für ihre Teamkollegen. Das ist wichtig, denn beim Cape Epic dürfen sich Fahrer einer Mannschaft bei Defekten untereinander helfen. Und klar ist auch: „Team II darf nicht eine Stunde hinten dran sein, Kaufmann und Käß müssen ebenfalls vorne mit dabei sein“, sagt der Teamchef, der selbst Mitte der Woche nach Südafrika fliegen wird. „Wir haben vielleicht das stärkste Back-up-Team des gesamten Fahrerfelds.“

Vier bis fünf Stunden im Sattel

Dabei sind sämtliche Topteams im Mountainbikesport am Start. Weltmeister Alban Lakata aus Österreich ebenso wie Vorjahressieger Nino Schurter. Im vergangenen Jahr waren die Etappen beim Cape Epic allerdings deutlich kürzer als in diesem Jahr, das spielte den Cross-Country-Fahrern wie Schurter in die Karten.

In diesem Jahr sind die ersten vier Etappen jeweils mehr als 110 Kilometer lang – da sind Marathonexperten wie Geismayr, Rohrbach oder Lakata im Vorteil. Rund vier bis fünf Stunden sitzen die Fahrer täglich im Sattel. „Unsere Form ist gut“, sagt Geismayr selbstbewusst. Zeigen müssen sie es ab dem 18. März. Los geht der Prolog für Kaufmann/Käß um 11.16 Uhr mitteleuropäischer Zeit, genau zehn Minuten später machen sich Geismayr/Rohrbach auf die Strecke.

Der Prolog wird live im Internet übertragen – alle anderen Etappen werden live in mehr als 90 Ländern übertragen, nur in Deutschland nicht. Mountainbiken ist hierzulande eben eine Randsportart. Centurion Vaude wird jedoch alles daransetzen, ihren Sport bekannter zu machen. Am besten mit einem Sieg beim Cape Epic. Dann wäre die Titelsammlung der KJC-Mannschaft quasi vollständig.