Hauptaufgabe

Allein unter Frauen

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Hubert Scharl und Paul Diehl sind die einzigen männlichen Sterbebegleiter bei der Ambulanten Hospizgruppe
Veröffentlicht:29.12.2016, 17:01

Von:
Artikel teilen:

„Unsere Hauptaufgabe ist es, da zu sein“, sagt Hubert Scharl, der bei der Ambulanten Hospizgruppe Ravensburg Menschen auf ihrem letzten Weg begleitet. Rund 30 ehrenamtliche Sterbebegleiter gibt es in der Gruppe. Hubert Scharl und Paul Diehl sind die einzigen Männer.

Scharl und Diehl würden es sehr begrüßen, wenn sich mehr Männer in der Hospizarbeit engagieren würden. Gerade auch bei der Betreuung sterbender Männer: „Von Mann zu Mann“, sagt Scharl, „kommt man mit den Patienten leichter ins Gespräch. Ob Motorradfahren oder Fußball: Oft gibt es ähnliche Interessen.“

Wenn denn die Kommunikation mit dem Schwerstkranken noch möglich ist. „Jede Sterbebegleitung ist anders“, berichtet Hubert Scharl. Die Hospizgruppe aber gibt jedem Sterbenden ihre Zeit. „Du bist ein Mensch, du bist es wert, dass ich Zeit bei dir verbringe“, fast es Michaela Scheffold-Haid zusammen, die Koordinatorin der Gruppe. Paul Diehl ergänzt: „Das Pflegepersonal steht unter Zeitdruck, wir nicht.“ Und, so Scheffold-Haid: „Wir kommen, weil wir es wollen.“

60 abgeschlossene Begleitungen gab es bei der ambulanten Hospizgruppe in diesem Jahr. Um diese Betreuung abzudecken, wird ein Stamm von rund 30 Ehrenamtlichen benötigt. Im Februar beginnt in Ravensburg ein neuer Einführungskurs für Neueinsteiger, der sie auf die Arbeit in der Sterbebegleitung vorbereitet. Monatlich gibt es ein Gruppentreffen, vier Mal im Jahr wird eine Supervision angeboten, falls das Erlebte aufgearbeitet werden muss.

„Was die Ehrenamtlichen machen, ist ein hochsensibles Arbeiten“, sagt Michaela Scheffold-Haid. „Es ist ein Angebot, auch für die Angehörigen, zurückhaltend für sie da zu sein, zu unterstützen, zu helfen.“ Die Sterbegleiter sind keine Pfleger und keine Seelsorger. Sie bringen sich selbst und ihre Zeit ein, um ein Leben bis zum Schluss zu ermöglichen. Sei es durch Gespräche, kleine Spaziergänge, Vorlesen oder schweigende Nähe.

„Die Sichtweisen der Männer sind eine Bereicherung für die Gruppe“, sagt Scheffold-Haid. „Auch würde ich gerne öfter männliche Ehrenamtliche zu Männern schicken.“ Oftmals vertrauten sich Schwerstkranke den Sterbebegleitern viel leichter an als ihren engsten Angehörigen. Nicht zuletzt deshalb ist es wichtig, dass der für den jeweiligen Fall passende Ehrenamtliche gefunden wird.

„Diese Arbeit ist eine ganz neue Lebenserfahrung für mich, ich empfinde das als sehr bereichernd“, sagt Hubert Scharl. Paul Diehl ergänzt: „Das Leben ist ein buntes Feld. Man kann auch glücklich sterben. Es ist sehr angenehm, dazu beitragen zu können.“

Die Hospizgruppe Ravensburg ist zu erreichen unter 0751/95129900 oder 0170/4933294 oder hospiz@ hospizgrupperavensburg.info . Weitere Infos unter www.hospizgrupperavensburg.info . Das Büro in der Untere Breite Straße 29 in Ravensburg ist donnerstags von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Auch interessierte Ehrenamtliche können sich hier melden.