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Aktuelle Unwetter-Warnungen für die Region: Hochwasser durch Starkregen und Tauwetter droht

Ravensburg / Lesedauer: 5 min

Die Schneemassen schmelzen mit steigenden Temperaturen, hinzu kommen neue und teils ergiebige Niederschläge. Aktuell liegen bereits amtliche Wetter-Warnungen vor. Das sagen die Behörden zur Lage.
Veröffentlicht:27.01.2021, 17:45

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Die Schneemassen schmelzen mit steigenden Temperaturen, hinzu kommen neue und teils ergiebige Niederschläge. Damit droht in der Region lokale Überschwemmungsgefahr. Das sagen die Behörden.

+++ Aktuelle Hochwasser-Lage in Baden-Württemberg +++

„Was wir vergangene Woche vermutet haben, hat sich verfestigt“, sagt Ute Badde von der Landesanstalt für Umwelt. Vom Allgäu bis zum Schwarzwald trifft ab Donnerstag Dauerregen auf schmelzende Schneemassen.

Das Bundesamt für Katastrophenschutz und Bevölkerungshilfe verschickte am Mittwochmorgen über die Warn-App NINA eine Unwetterwarnung wegen starken Tauwetters für den .

Die Entwicklung der Temperatur sei für die Stärke des möglichen Hochwassers entscheidend, so Badde. Bleibt es kühler, saugt der Schnee das Wasser zunächst auf, wodurch es langsamer abfließt. Bei warmen Temperaturen schmilzt der Schnee mit dem Regen direkt ab. Absehbar werde es laut Badde aber in beiden Fällen zu einem „ordentlichen Hochwasser“ kommen.

Tauwetter1

Gefährdet seien zahlreiche Gewässer im Verbreitungsgebiet der Schwäbischen Zeitung. "Vor allem in kleineren und mittleren Flüssen aus dem Schwarzwald , der Schwäbischen Alb sowie Oberschwaben und ist mit Hochwasser zu rechnen."

Ebenfalls betroffen sind Donau, oberer Neckar und Oberrhein und die nördlichen Zuflüssen des , wie etwa die Argen . Die Landesanstalt für Umwelt geht davon aus, dass dabei in Wohngebieten auch Keller volllaufen können.

Argen könnte Probleme machen

Das Einzugsgebiet der Argen reiche etwa bis ins Allgäu, „da gibt es immense Schneemassen“, sagt Klaus Ruff , Leiter des Amtes für Wasser- und Bodenschutz beim Bodenseekreis. Aber auch die Seefelder Ach im Bereich von Heiligenberg sei stark von der Schneeschmelze betroffen und die Schussen ohnehin, die Wasser aus dem Bereich Kißlegg oder Wolfegg mitbringe. „Da kann einiges kommen.“

Ruff rechnet beispielsweise mit einer Wassermenge von rund 100 Kubikmetern pro Sekunde auf der Schussen im Bereich Meckenbeuren und Bodensee. 250 bis 300 Kubikmeter auf der Argen - „eine enorme Menge“. Ausuferungen könnten nicht ausgeschlossen werden.

+++ Hier eine Einschätzung zur Hochwassergefahr in der Bodenseeregion +++

Schwierig werde es auch im Umfeld von kleinen Bächen, da diese teilweise noch mit Schnee bedeckt seien und das Wasser deshalb nicht abfließen könne. Hier könne es stellenweise zu Überflutungen kommen, dafür reiche schon ein ein verstopfter Abfluss. „Wir beobachten die Lage“, sagt Ruff, die Zuständigkeit liege bei den Kommunen. Die seien zusammen mit der Feuerwehr in Alarmbereitschaft, da sich die Lage seit einigen Tagen angekündigt habe.

Der Bodensees wird wegen der Regen- und Schneemassen derweil nicht auf einen besorgniserregenden Pegelstand ansteigen, gibt Ute Badde von der Landesanstalt für Natur Baden-Württemberg. Entwarnung „Der See hat noch genug Platz.“

Tuttlinger Innenstadt bleibt wohl verschont

An der Donau bei Tuttlingen hingegen haben die Verantwortlichen den Temperaturanstieg fest im Blick. Wetterexperte Jürgen Hieber erwartet ein mittleres Hochwasser. Der Donaupegel am Standort im Tuttlinger Stadtteil Möhringen liegt derzeit bei 1,10 Metern. Am Freitag dürfte er auf 3,10 bis 3,70 Meter steigen.

Zum Vergleich: Bei dem Hochwasser vom Februar 1990, als die Tuttlinger Innenstadt voll lief, lag der Möhringer Pegelstand bei 4,01 Meter.

Laut Hieber wird es den Kern Tuttlingens selbst nicht stark treffen – auch dank des Hochwasserrückhaltebeckens in Wolterdingen , das einiges abfängt.

Für Mühlheim , Stetten und Nendingen befürchtet Hieber dagegen stärkere Auswirkungen, auch zwischen Möhringen und Immendingen wird mit Überschwemmungen gerechnet.

An manchen Stellen wie in Nendingen auf Höhe des Friedhofs bei der Brücke ist die Donau bereits leicht überflutet. Das ist bei Tauwetter im Tuttlinger Stadtteil aber ein gewohntes Bild.

+++ Hier eine Einschätzung zur Hochwassergefahr in Tuttlingen +++

Wangen startet Vorbereitungen

Die Stadt Wangen rechnet ebenfalls ab Donnerstag mit einem erhöhten Pegelstand der Argen. Am Mittwoch haben Mitarbeiter des Bauhofs erste Warnschilder aufgestellt. Die Stadt rief die Bürger außerdem dazu auf, parkende Autos, Fahrräder und Motorräder unter und an der Gallusbrücke zu entfernen.

Treffen ungünstige Wetterverhältnisse ein, dürfte der Pegelstand bei Epplings, rund einen Kilometer außerhalb der Stadt, Donnerstagnacht rund 2,30 Meter erreichen. Klar ist laut Landesanstalt für Umwelt jedoch: Im Laufe des Freitags steigt das Wasser weiter.

+++ Hier eine Einschätzung zur Hochwassergefahr in Wangen +++

Zur Einordnung: Ab 2,40 Meter wird der Pegelstand bei Epplings als kritisch angesehen. Die Stadt Wangen geht auf Nummer sicher und verteilt im Lauf des Donnerstags Sandsäcke. Mit diesen können Bewohner entlang der Argen ihre Gebäude schützen. Ziel ist es, dass in der Nacht möglichst keine Einsätze stattfinden müssen, so Bauhofleiter Martin Blum.

Im Mai 2019 standen Sandsäcke für Argen-Anrainer bereit, um sich und ihre Gebäude vor Hochwasser zu schützen. Auch jetzt laufen wieder die Vorbereitungen für steigende Fluten an.

Fest steht: Wegen der Corona-Pandemie wird der Einsatz in Wangen anders ablaufen als gewöhnlich. Es wird in kleineren Teams gearbeitet, die sich möglichst nicht begegnen sollen. Die Tätigkeiten werden außerdem zeitlich gestreckt und früher gestartet.