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Hüftschwung

Der neue King kommt aus Bempflingen

Nonnenhorn / Lesedauer: 2 min

Bernd Kohlhepp treibt sein Publikum zu Höchstleistungen an
Veröffentlicht:09.07.2013, 13:55

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„Die Schwaben haben den Rock’n’Roll erfunden“, stellt Herr Hämmerle alias Bernd Kohlhepp fest. An diesem Abend aber ist Hämmerle als King mit begnadetem Hüftschwung im Weingut Roland Hornstein unterwegs. Auch wenn man den Schwaben wenig Begeisterung für das lockere Leben nachsagt: Kabarettist Bernd Kohlhepp tritt mit seinem neuen Programm „Elvis trifft Hämmerle“ den äußerst unterhaltsamen Beweis an, dass das alles nur ein Vorurteil ist, und dass ein gewisser Herr Hämmerle dies singend – natürlich auf Schwäbisch – zu ändern gedenkt.

Dabei erhält Hämmerle, der akkurate Schwabe mit Hut, Unterstützung aus Bempflingen : Frau Schwertfeger, die ewig nörgelnde Rentnerin mit Kehrbesen, und „der Hambacher“, Hämmerles Nachbar und Lieblingsfeind, teilen ihre Leiden und Lebensweisheiten mit dem Publikum. Innerhalb einer Bühnenumrundung wechselt Kohlhepp Kostüm und Alter Ego.

Das Wetter ist hervorragend, im Zelt des Weinguts Hornstein in Nonnenhorn herrscht deutliche Kurze-Hosen-Temperatur. Das hält den Profi Kohlhepp nicht davon ab, im Wintermantel und mit dickem Schal die tüttelige Frau Schwertfeger zu mimen oder dem King mit ausgefeilten Tanzschritten den Rang streitig zu machen.

Mit kessem Hüftschwung und hingebungsvoller Mimik schmalzt Bernd Kohlhepp alias Elvis alias Hämmerle zu „Lonesome tonight“ seine Ode an den verlorenen Führerschein. Zu dumm aber auch, dass nicht die rote Ampel, sondern die damit verbundene Blitzanlage den geblendeten Hämmerle zum abrupten Stopp bringt – mitten auf der Kreuzung natürlich. Der aufs Dach gebundene Schrank verabschiedet sich „rachsüchtig“ in den entgegenkommenden Möbelwagen. Ein in die Massenkarambolage verwickelter Müllwagen nimmt den größten Dreck schon einmal mit. Nun ist Hämmerle halt etwas „Langsam zurzeit.

Die Hits des King gehen eine so stimmige Liaison mit Kohlhepps schwäbischen Texten ein, dass Elvis softes „Love me tender“ ganz selbstverständlich zum Lied über den „Seifenspender“ wird. Immer wieder nimmt Kohlhepp sein Publikum mit ins Programm und auf die Schippe.

Daniela aus Kressbronn und Franz aus Überlingen werden für die Pointen des Abends herangezogen. Dafür nehmen sie aber auch eine wohlverdiente CD des aktuellen Programms mit nach Hause. Dieses Miteinbeziehen des Publikums und Kohlhepps rasante Wechsel von einem Kostüm ins andere, vom Schwäbischen ins überdeutlich betonte Hochdeutsch, vom Straßenwitz hin zur tiefsinnigen Pointe, reißen das Publikum mit.

Deshalb erfüllt es ihm den Wunsch nach einem Abschiedslied, nach insgesamt vier Zugaben, gern. „Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus“ verklingt und Kohlhepp verschwindet endgültig hinter der Bühne. Das Publikum will’s noch fünf Minuten lang nicht glauben und klatscht ausgelassen weiter, um sich dann – Hits des schwäbischen Elvis anstimmend – auf den Heimweg zu begeben.