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Borkenkäfer

Forst schlägt wegen Borkenkäfer Alarm

Leutkirch / Lesedauer: 2 min

Wegen Hitze und Trockenheit droht die Population der Baumschädlinge stark zuzunehmen
Veröffentlicht:23.08.2018, 15:43

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Der Borkenkäferbefall von Fichten nimmt offenbar spürbar zu. „Seit zwei oder drei Wochen sehen wir vermehrt betroffene Bäume“, sagt Bernhard Dingler , Leiter der Forstamtsaußenstelle in Leutkirch. Er hat bereits im Frühjahr vor einem sogenannten Käferjahr gewarnt. Hitze und Trockenheit begünstigen die Vermehrung des Schädlings. Er kann ganze Fichtenbestände ruinieren. Wobei Fichten als Brotbaum der Forstwirtschaft gelten.

„Die Rahmenbedingungen sind dieses Jahr für den Borkenkäfer besonders günstig“, erklärt Dingler. So habe sich durch die bereits verhältnismässig trockenen und warmen Jahre der jüngsten Vergangenheit eine stabile Population entwickelt. Heuer sei dann dem Borkenkäfer die Wetterlage ab April sehr entgegengekommen.

„Gegenwärtig“, hat Dingler festgestellt, „entwickelt sich eine dritte Käfer-Generation.“ In einem normalen Jahr seien es nur zwei Generationen. Laut Dingler käme es nun darauf an, inwieweit die dritte Generation noch ausfliegen würde. Bliebe die Großwetterlage wie in den vergangenen Monaten, spitze sich die Lage weiter zu.

Über drei Generationen hinweg kann ein weiblicher Käfer mehr als 100 000 Nachkommen in die Welt setzen. Zur Eiablage bohren die Käfer Gänge in die Rinde oder in das Holz. Hierbei entstehen charakteristische Brutbilder. Die Larven ernähren sich von den saftführenden Schichten des Baumes in der Rinde. Da diese Schicht die Lebensader des Baumes darstellt, führt der Befall meist zu dessen Absterben.

Vom Befall besonders gefährdet sind bereits geschwächte Bäume. Gerade für die flachwurzelnden Fichten hat die Trockenheit eine spezielle Streßsituation bedeutet. Es gibt aber noch einen weiteren Aspekt, der die Problematik in diesem Jahr verschärfen könnte. Nach wie vor liegen im Wald viele gefällte Bäume zum Abtransport bereit. Dingler bestätigt dies. Dahinter versteckt der Anfall von Sturmholz zum Jahresbeginn inklusive altem Käferholz. Letzteres stammt ursächlich aus dem vergangenen Jahr.

Wie Dingler sagt, würden zum einen die Kapazitäten für einen kompletten Abtransport fehlen. Zudem seien auch die Sägereien an die Grenzen ihrer Aufnahmefähigkeit gekommen. Für den Borkenkäfer sind die bisher im Wald verbliebenen Holzpolder ein weiterer Vermehrungsort. Um den Befall zu verhindern, „muss entweder entrindet werden“, erklärt Dingler. Eine andere Möglichkeit sei das Einrichten von Naßlagern, also von Holzsammelplätzen, die besprenkelt werden.

Nur im Extremfall will der Forst mit Spritzmittel gegen den Borkenkäfer vorgehen. Seine Flächen sind öko-zertifiziert. Dies gilt meist auch für die von ihm betreuten Privatwälder. Das heißt, der mögliche Einsatz von Chemie ist streng limitiert. Er müsste auch erst genehmigt werden.

Laut Dingler sind gegenwärtig im Leutkircher Raum oft Waldgebiete mit moorigem Untergrund betroffen. Anders als in schweren Böden kann dort das Wasser nicht so gut gespeichert werden. Somit verstärkt sich die herrschende Trockenheit in diesem Fall.