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Märchenstunde

Es war eine märchenhafte Märchenstunde

Leutkirch / Lesedauer: 2 min

Silvia und Roland Hess von der Heimatpflege Leutkirch führten das tapfere Schneiderlein auf
Veröffentlicht:13.11.2018, 16:04

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Es war einmal, dass die Kinder Märchen liebten und hörten und an Einhörner und Riesen glaubten, ehe die Grundübel der elektronischen Gegenwart mit Videos und Smartphone-Filmchen dieser Idylle mit Stumpf und Stil endgültig den Garaus machten.

Endgültig? Iwo. Silvia und Roland Hess von der Heimatpflege Leutkirch lieferten am Sonntagnachmittag mit zwei Theateraufführungen (einmal 120, einmal 28 Besucher) des Märchens vom tapferen Schneiderlein einen eindrucksvollen Beweis, dass die Tugend des Märchenerzählens nicht völlig verschütt gegangen ist. Besagtes Märchen vom Schneiderlein, das während seiner Arbeit auf seinem Marmeladebrot sich boshaft tummelnde Fliegen zu siebt erschlägt und später damit prahlt, als habe er veritable Gegner sieben auf einen Streich eliminiert, das kennen wir wohl noch alle aus unserer Kinderzeit.

Wie Sylvia und Roland Hess von der Heimatpflege Leutkirch dies in dramatische Märchenform packten und mit Scherenschnitten garnierten (Angela Schautz), musikalisch begleitet vom Ensemble EnCasa – das war aller Ehren wert. Ein Rundgang im Bockmuseum, vorbei an Pflaumenmusbroten, durch ein Dunkelzimmer voller düsterer Fliegen, ehe Corinne Schutz im Bocksaal dann das Märchen zum Besten gab, führte packend hinein in jene Welt, in der noch Riesen ihr Unwesen trieben, Einhörner zugange waren, Wildschweine wüteten waren und dem tapferen Schneiderlein als Lohn all seiner Mühen die Königstochter winkte. Dass die Erzählerin das Jubelfest mit bodenfestem Realismus garnierte („Die Hochzeit ward mit großer Pracht und kleiner Freude vollbracht“) amüsierte wohl mehr die Erwachsenen als die kleinen Zuhörer.

Atmosphäre ist spannungsvoll

Es tat richtig gut mal wieder die altvordere Sprache der Märchenerfinder zu hören, auch wenn viele Begriffe der alten Zeiten den jungen Menschen ein Buch mit sieben Siegeln sein müssen („Das Mus scheint mir gut. Wieg sie mir doch vier Lot ab“ – „Sein Herz schlug wie ein Lämmerschwänzchen“), doch dass die Faszination des Altvorderen nichts von seinem Zauber verloren hat, war an der spannungsgeladenen Atmosphäre zu spüren.

Corinne Schutz wob einen diskreten Erzählmodus, die Musiker (Katrin Hegele/Klarinette, Jelena Engelhardt/Harfe, Anette Jakob /Klavier, Klaus Nerdinger /Violine, Matthias Jakob/Schlagzeug und Persussion und vor allem der feine Flötist Richard Nolte) bauten einen eindrucksvollen musikalischen Unterbau dank der von Lennard Ellwanger ausgewählten Musikstücke. Und weil auch kleine Stücke in kleinerem Rahmen froh über Sponsoren sind, sollte die Bäckerei Wandinger (Musbrote) sowie der Mobilisierungs-Assistent Delta Möbel nicht unerwähnt bleiben.

Es war einmal, dass Kinder Märchen mögen? Es ist immer noch so. Wenn man Glück engagierte Macher hat.