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Vesperdose

Erstklässler erhalten in Zukunft Vesperdosen aus Bambus

Leutkirch / Lesedauer: 3 min

Kreistagsausschuss debattiert auch über die Biotonne und mehr Kapazitäten in der Deponie Ravensburg-Gutenfurt
Veröffentlicht:20.04.2018, 17:19

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Tief in Müllthemen ist der Umwelt- und Technik-Ausschuss des Landkreises bei seiner Sitzung am Donnerstag in Tautenhofen bei Leutkirch eingestiegen. Das Spektrum reichte von der Mehrweg-Vesperdose für Erstklässler bis zur angestrebten Kapazitätserweiterung der Deponie Ravensburg-Gutenfurt. Weil Landrat Harald Sievers verhindert war, leitete der Kißlegger Bürgermeister Dieter Krattenmacher aus der CDU-Fraktion die Sitzung. Er schaffte das so überparteilich, dass seine Kollegen zum Schluss applaudierten.

Das Ziel, noch mehr Müll zu vermeiden, steckt hinter dem Plan, vom kommenden Schuljahr an alle Erstklässler im Landkreis mit Mehrweg-Vesperdosen aus Bambus mit zweifarbigem Aufdruck zu verteilen. 11 441 Euro soll das Vorhaben kosten. Doch wie hält es der Kreis mit den Städten Isny und Wangen, die beim Müll eigene Wege gehen? Einstimmig beschloss das Gremium auf Vorschlag von Ulrich Walz (Grüne), in den Entwurf für den Kreistag den Passus hineinzuschreiben, mit den beiden Städten über eine angemessene Kostenbeteiligung zu verhandeln. Für alle kreiseigenen Schulen sollen außerdem 5000 sogenannte „RECUP“-Pfandbecher angeschafft werden, zusammen mit Projektkosten werden dafür 10 500 Euro fällig. Die Becher, die etwa auch in Bäckereinen im Bodenseekreis umgetauscht oder zurückgegeben werden können, sollen bis zu 500 Einsätze aushalten.

Kampagne "Pro Biotonne"

Weniger Müll steht auch hinter dem Gedanken, noch intensiver mit der Kampagne „Pro Biotonne“ für diese Entsorgungsmethode zu werben. 29 000 Euro ist dieses Vorhaben der Verwaltung wert. Dezernent Franz Baur räumte ein, dass der Kreis auch deshalb in die Offensive gehe, weil das bei der Ausschreibung genannte Mengenziel von 9000 Tonnen bislang nicht erreicht worden sei. Bei der Vorbereitung der Werbeoffensive muss jetzt aber der Aspekt der Qualität besonders herausgestellt werden. Eine Grundsatzdiskussion darüber, ob der Weg der Biotonne richtig sei, ließ Krattenmacher nicht zu. Generell müsse aber natürlich darauf hingearbeitet werden, die Verbraucher dazu zu bringen, noch genauer den Müll zu trennen. So könne verhindert werden, dass nach der Kompostierung Plastikrückstände auf die Felder gelangten.

Doch wohin mit dem Restmüll? Rund 120000 Tonnen mehr als bislang geplant könnten noch auf der Deponie Ravensburg-Gutenfurt entsorgt werden, wenn dort dem heutigen Stand der Technik entsprechende Änderungen an der Abdichtung vorgenommen und die Flanken steiler als bisher geplant ausgebaut werden. Zudem soll am höchsten Punkt die Deponiehöhe um maximal zwei Meter steigen. Dafür aber muss ein neues Planfeststellungsverfahren auf den Weg gebracht werden. Zweieinhalb bis drei Jahre dürfte es dauern, bis dieses die bislang aus dem Jahr 2004 stammenden Vorgaben ersetzt. „Wir müssen und wollen die Versorgungssicherheit auf Jahre hinaus sicherstellen“, betonte Franz Bauer.

Blumenwiesen soll Biodiversität stärken

Auf Nachfrage von Rudolf Bindig (SPD) stellte er klar, die Müllimporte aus Italien seien mittlerweile eingestellt worden. Noch offen ist vorerst, wie später das Areal renaturiert werden soll. Bislang ist festgeschrieben, das Gelände aufzuforsten. Bruno Sing (Grüne) warb dafür, auch Maßnahmen zur Stärkung der Biodiversität etwa durch Blumenwiesen ins Auge zu fassen. Ohne Änderungen dürfte die Deponie Mitte 2023 komplett gefüllt sein.

Prüfen wird die Landkreisverwaltung aber auch, ob die Deponie Obermooweiler nicht doch noch Perspektiven bieten kann, weiterbetrieben zu werden. Eine Potenzialstudie werde erstellt. Hans-Jörg Leonhardt ( CDU ) hatte sich nach diesem Standort erkundigt. „Wir dürfen später einmal nicht dastehen und nichts mehr haben“, meinte er. Denn das Gremium war sich generell darin einig, für die Müllentsorgung Lösungen im Kreis möglichen Kooperationen mit weiter entfernten Landkreisen vorzuziehen. Insofern steht mittelfristig auch die Suche nach einem neuen Standort im Raum.