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Geigenspielen

Ende mit solistischem Bravourstück

Leutkirch / Lesedauer: 3 min

Mio Sasaki spielt bei der Sommerakademie sensationell – Professor verabschiedet sich
Veröffentlicht:15.08.2018, 17:09

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Da kann das Publikum nur Staunen, und anschließend den weiblichen Paganini aus Osaka in Japan feiern. Die erst 21-jährige Mio Sasaki spielt das „Violinkonzert op. 64“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy verblüffend virtuos, flinkfingrig und leichtfüßig. Glasheller Klang, obertonreich. Die hohe Kunst des Geigenspielens. Krönt so das an Höhepunkten nicht arme Abschlusskonzert der 15. Sommerakademie in Leutkirch. Bravo!

26 junge Musiker aus verschiedenen Ländern haben an den Meisterkursen teilgenommen. Zwölf Tage lang hart gearbeitet, fünf Konzerte gegeben, nach dem hochkarätigem Auftritt der drei Dozenten zu Beginn. Verantwortlich wie in den Jahren zuvor Professor Roland Glassl (Viola, München) als künstlerischer Leiter, dazu Professor Christoph Schickedanz (Violine, Hamburg), und Professor Markus Nyikos (Violoncello, Berlin) und drei Pianisten.

Der von seinen Schülern hochgeschätzte Nyikos wird, leider, im nächsten Jahr nicht mehr dabei sein. Sichtlich bewegt verkündet er seinen Abschied. Die 750 Kilometer weite Fahrt aus Berlin hierher und zurück bei hochsommerlichen Temperaturen und dichtestem Verkehr werde ihm zu anstrengend. Er wolle mit seinen bald 70 Jahren kürzer treten. Leutkirch sei ihm ans Herz gewachsen.

Besonders bedankt er sich bei der Stadt und dem „unglaublich vitalen“ VHS-Leiter Karl-Anton Maucher . Es sei eine Freundschaft entstanden. Wunderbar in Leutkirch seien die Gastfamilien, ein persönlicher Kontakt. Nyikos umarmt Maucher, dieser überreicht ihm, unter anderem, ein Tragerl Bier der hiesigen Brauerei. Damit der Violoncello-Professor in Berlin nicht gleich das „dortige Gesöff“ zu sich nehmen müsse.

Xiaoti Guo aus China eröffnet in der vollbesetzten Festhalle mit der Sonate für Viola und Klavier von Rebecca Clarke. Ein zupackender Beginn, dann poetisch, hell aufleuchtend. Ein berührender Auftakt. Von Clarke (1886-1979) möchte man ab jetzt gerne mehr hören. Souverän am Bösendorfer Anna Naretto, auch beim folgenden Stück. Das ist eine zunächst etwas gefällige, dann stimmungsvolle Komposition von Cecil Forsyth, zwischen klassischem Einfluss und modernen Zeiten. Die 22-jährige Maria Angelica Perez Martin bringt die Viola virtuos zum Klingen, beherzt, mit frappierenden Griffen.

Die gleichaltrige Jingyi Xie aus Shanghai hat die erste Frühlingssinfonie von Edvard Grieg auf dem Programm, begleitet von Alexei Petrow. Fröhlich, tänzerisch, weitab von manchem nordisch-melancholischem Werk des Norwegers. Fein gespielt. Julian Herzing an der Viola bringt einen recht braven Brahms. Der Ravensburger Cellist Ruben Rebholz, Jahrgang 2000, interpretiert das „Adagio ud Allegro op. 70“ von Robert Schumann mit Wohlklang, mit weiten, melodiösen Bögen, kann aber beim Allegro auch die Abteilung Attacke.

Vor dem Höhe- und Schlusspunkt mit der kleingewachsenen, musikalisch gesehen ganz großen Mio Sasaki kommt der einzige Solist des Abends. Ionel Ungureanu bringt mit der „Suite Nr. 1 op. 131d“ von Max Reger ein viersätziges Werk des Bach-Verehrers. Eine reife Leistung des 23-Jährigen, aus dem Publikum ertönen Bravo-Rufe. Ungureanu kündigt, wie die meisten Meisterschüler, das Stück selbst an. Das bringt Komponist und Künstler dem Publikum nahe. Er bedankt sich auch bei Brigitte Schuler-Kuon für die Unterkunft, für gutes Essen und für gute Gespräche. Also für das „Leutkircher Modell“ der Meisterkurse.