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Naturkatastrophe

Bildung für das ärmste Land Lateinamerikas

Leutkirch / Lesedauer: 4 min

Leutkircher Haiti-Schulprojekt unterstützt Unterricht für 235 Kinder
Veröffentlicht:22.11.2019, 16:55

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Dank dem Leutkircher Haiti-Schulprojekt gibt es dort seit 2009 in der Stadt Verrettes , rund 60 Kilometer von der Hauptstadt Port-au-Prince entfernt, eine Schule mit inzwischen zehn Klassen.

Zwischen 10.000 und 11.000 Euro pro Jahr überweist der Verein in die Karibik, erzählt des Vorsitzender Floribert Föhr.. Dieses soziale Engagement möchte die „Schwäbische Zeitung“ im Rahmen der Weihnachtsaktion „Helfen bringt Freude“ mit Spendengeldern unterstützen.

60 Prozent leben unter der Armutsgrenze

„ Haiti ist das ärmste Land Lateinamerikas, 60 Prozent der Gesamtbevölkerung von zehn Millionen lebt unter der Armutsgrenze“, so das Auswärtige Amt in einem aktuelle politischen Porträt über Haiti. Neben regelmäßigen Naturkatastrophen, wie dem Erdbeben von 2010 mit rund 200.000 Todesopfern, leide das Land unter einer andauernden innenpolitischen Krise.

 Spielende Kinder auf dem Schulhof.

„Die anhaltenden gewalttätigen Unruhen führen zu einer kontinuierlichen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage, die inzwischen für einen großen Teil der Bevölkerung zu einem humanitären Drama führt“, berichtet das Auswärtige Amt . Viele junge Haitianer suchen ihr Heil in der Flucht, vor allem Richtung Vereinigte Staaten. Im Februar sank vor den Bahamas ein Boot mit Flüchtlingen aus Haiti, mindestens 28 Menschen kamen dabei ums Leben.

Unterstützung direkt vor Ort

Ereignisse und Zustände, die deutlich machen, wie dringend eine Unterstützung der Menschen direkt vor Ort in Haiti ist. Das hat im Jahr 2000, dem Jahr der Vereinsgründung, offenbar auch Sieglinde Mayer aus Gebrazhofen erkannt. Sie hat bereits zuvor im dortigen Albert-Schweitzer-Hospital gearbeitet und dort die Armut des Landes kennenlernte.

Gemeinsam mit Ricardo Longchamp , Leiter des Hospitals, entstand damals die Idee, in Verrettes eine Schule zu bauen. 2002 wurde dann mit der Umfriedung des betreffenden Grundstücks begonnen, wie Floribert Föhr, Vorsitzender des Vereins, erzählt.

2009 waren die Schule mit den ersten vier Klassenzimmer fertig und konnte den Betrieb aufnehmen. Komplett in Handarbeit sei das Gebäude erstellt worden. Dabei haben die haitianischen Bauarbeiter offenbar gute Arbeit geleistet: Während beim verheerenden Erdbeben 2010 in Verrettes mehrere Häuser eingestürzt seien, habe das Schulgebäude die Naturkatastrophe gut überstanden.

Unterricht im Freien

Darauf folgten zahlreiche Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen. „Jedes Jahr kam schließlich eine neue Klasse dazu“ so Föhr. 2017 wurde das Obergeschoss mit weiteren Klassenräumen fertig. Inzwischen hat die Schule zehn Klassen – aber nur neun Klassenzimmer. „Das ist aber kein Problem, da dort viel Unterricht im Freien stattfinden kann“, erklärt Föhr mit Blick auf das tropische Klima auf Haiti.

Engagierte Menschen: Floribert Föhr (links) im Gespräch mit Stephan Bago vom Freundeskreis Indonesienhilfe.

Aktuell seien 235 Kinder an der Schule angemeldet. Zur Mitfinanzierung bezahlen bei 175 Kindern deren Eltern zwischen zehn und elf Euro Schulgeld pro Monat. Bei rund 60 Kindern, deren Familien sich das nicht leisten können, und die ansonsten überhaupt nicht in die Schule gehen könnten, übernimmt der Verein das Schulgeld.

Alleine das sind pro Monat zwischen 600 und 700 Euro, die der Verein aufbringen muss, so Föhr. Zusammen mit der weiteren Unterstützung für den Unterhalt und das Personal – zehn Lehrer, einen Direktor, einen Referendar, zwei Erzieherinnen und ein Hausmeister – überweise der Verein so jedes Jahr zwischen 10 000 und 11 000 Euro in die Karibik.

Anfang des Jahres habe der Verein etwa die Schule mit 2500 Euro auch dabei unterstützt, für die Kinder Computer anzuschaffen. Um diese Summen zu stemmen, ist der Verein, der derzeit rund 35 Mitglieder habe, immer wieder darauf angewiesen, Personen zu finden, die dieses Anliegen finanziell unterstützen.

Föhr war noch nie auf Haiti

Obwohl er seit Anfang an über den Verein am Projekt beteiligt sei, war Föhr selbst noch nie auf Haiti. Zum einen fliege er nicht gerne, zum anderen sie das auch viel zu gefährlich. Denn als Weißer könne man dort sehr schnell überfallen werden. „Das allgemeine Kriminalitätsniveau ist hoch.

Vor allem in Port-au-Prince sind Ausländer, die grundsätzlich als wohlhabend gelten, bevorzugte Opfer von Raubüberfällen“, so das Auswärtige Amt, das von Reisen nach Haiti derzeit dringend abrät. Über die Vertrauensperson Longchamp bekomme man aber regelmäßig Rechenschaftsbericht und Bilder.