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Marihuana

Angeklagte brechen ihr Schweigen

Leutkirch / Lesedauer: 3 min

Im Marihuana-Prozess sagen die mutmaßlichen Dealer aus – Verständigungsgespräch vorerst vom Tisch
Veröffentlicht:29.11.2016, 14:46

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In den Prozess wegen der Einfuhr und des Handels von 5,8 Kilogramm Marihuana vor dem Landgericht Ravensburg ist weiter Bewegung gekommen. Die Angeklagten sagten am dritten Verhandlungstag aus. Auch ein Mann, der in Leutkirch gewohnt hat, ist in den Fall verwickelt.

Die Staatsanwaltschaft wirft einem 46-Jährigen vor, Ende April dieses Jahres im Handgepäck seines Koffers 5,8 Kilogramm Marihuana in einem Flugzeug von Madrid nach Frankfurt geschmuggelt zu haben. Anschließend sei es am Bahnhof in Herbertingen zu einem Treffen mit seinem 24-jährigen Komplizen, der damals in Leutkirch wohnte, gekommen. Man habe bei der Begegnung einen Teil des Rauschgifts sofort an weitere Händler zum Verkauf weitergegeben und sei mit dem Rest in einem Auto aufgebrochen. An der Kreuzung zur B 311 bei Herbertingen stoppten Polizeibeamte auf der B 32 den Wagen, stellten rund vier Kilogramm Rauschgift sicher und verhafteten die beiden Männer. Das Marihuana sollte großzügig im Raum Lindau, Leutkirch und Ravensburg über Händler verkauft werden.

In einer Erklärung durch seinen Rechtsanwalt Christos Psaltiras ließ der 46-Jährige erklären, er gebe zu, das Rauschgift nach Deutschland gebracht zu haben. Die Hintermänner des Deals hätten ihm für den Transport 500 Euro geboten. Außerdem habe man ihm ein Flugticket gegeben, eine Kontaktadresse und 200 Euro für Fahrtkosten und Lebensunterhalt. Seinen mitangeklagten Komplizen kenne er nicht. Auch sei das Rauschgift nicht für den 24-Jährigen gewesen. Er habe einen Fehler gemacht und bereue die Tat. Ihm seien die Konsequenzen für sich und seine Familie, die er nun nicht mehr unterstützen könne, nicht klar gewesen. Zu seinen Hintermännern wollte er keine Angaben manchen. Sie würden in Spanien sitzen.

Als Beisitzer und Richter Veiko Böhm dem 46-Jährigen vorhielt, auf dem Rauschgift seien Fingerabdrücke von ihm sichergestellt worden, räumte er das ein, obwohl er zuerst gesagt hatte, die Beutel nicht angerührt zu haben. Er sei lediglich der Transporteur.

Belastende Aussagen

Auch der 24-Jährige macht im Anschluss Angaben zur Tat. Er habe im Auftrag zweier Männer, deren Namen er preisgab, das Rauschgift am Bahnhof in Herbertingen abgeholt. Wie viel Marihuana an diesem Tag dort ankommen sollte, habe er nicht gewusst. Er habe lediglich ein Kilogramm bestellt und wollte dieses in kleinen Mengen verkaufen. Dafür sollte er 800 Euro bekommen. Seinen mitangeklagten Komplizen belastete er schwer. Es sei nicht das erste Mal, dass der 46-Jährige in Deutschland gewesen sei. Bereits Mitte April habe er ihn mit den Hintermännern im Raum Mengen getroffen und für 300 Euro 50 Gramm Marihuana gekauft.

Auch ein Polizeibeamter des Landeskriminalamtes sagte aus. Aufgrund der sprunghaft angestiegenen Rauschgiftdelikte habe man mittels Telekommunikationsüberwachung (TKÜ) ermittelt. Dabei sei man auch auf den Namen des 24-Jährigen gestoßen, den man dann observiert habe. Deshalb habe die Polizei auch von dem Handel Ende April erfahren und die Täter am Tag der Übergabe festnehmen können. Das am vorangegangenen Prozesstag in Aussicht gestellte Verständigungsgespräch ist nach dem jüngsten Verhandlungstag erst einmal vom Tisch, da beide Angeklagte die gegen sie erhobenen Vorwürfe nicht im vollem Umfang gestanden haben.