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Nicht nur Bürgermeister Dieter Krattenmacher schwärmte in den höchsten Tönen. Tatsächlich haben Ulrike Schleifer und Stephan Wiltsche ein einzigartiges Fasnetsspiel nach dem diesjährigen Motto „Bahn Frei – Kißlegg unter Strom" zu Papier gebracht, das Bernd Frey als Gesamtleiter umsetzte.
In fünf Szenen wurde im Jubiläumsjahr 150 Jahre Bahn und Bahnhof Kißlegg das Thema umgesetzt. Zuvor gingen rund 300 Kißlegger zum vierten Mal beim Hemadglonker auf die Straße – und schepperten und klepperten, was das Zeug hielt.Bahnhof Kißlegg: Vor seiner Kulisse spielte sich die Narrenzunft knapp eine Stunde lang durch 150 Jahre alte Geschichte.
Von der Anfangszeit im Jahre 1870 bis zur Neuzeit. Die drei Ratschweiber gab es damals und gibt es heute. Sie verfolgten schon jene Szenerie, als Kißlegger vor rund 140 Jahren zur Fasnet nach Wangen fuhren und wieder heimkehrten – nicht ganz nüchtern, wohlgemerkt. Tags darauf musste der Bahnhofsvorsteher dann verkünden, dass der Wangener Bahnhof nicht mehr befahrbar ist, zwecks nächtlicher Randalierer und einer notwendig gewordenen Sanierung.
Irgendwann stand auch Bäuerle Gustav mit seiner Frau Rosa und dem „Ziegebeggle“ am Bahnsteig, der sich „en Haufe Geld versparet“, indem das Trio die Gleise entlang läuft statt zu fahren. Dumm nur, das die Reise schließlich wieder am Bahnhof endete. Auch Graf Zeppelin, der 1906 in Fischreute mit seinem Luftschiff strandete, wollte zu jener Zeit vom „schwäbischen Interlaken", also Kißlegg, nach Friedrichshafen fahren. Jahre später wird die Bahn wegen eines Klimaanlagenausfalls zur „rollenden Saunalandschaft", die im Lindauer Hafenbahnhof beziehungsweise -becken mit einer Abkühlung endet.
Und in der Gegenwart? Da wird der Krattenmacher-Wahlkampf thematisiert und das „Päckchen Strom", das man den Wangenern für die gemeinsam elektrifizierte Strecke mitbringen will. Und jener Spaten kommt ins Spiel, mit dem an der Unterführung gebuddelt werden soll: „Dann ist sie in 100 Jahren vielleicht fertig." Vor dem Fasnetsspiel zog der heitere Hemadglonker-Umzug von Radio Weiland bis zum Rathaussplatz, wurde der Narrenbaum aufgestellt und der Hudeltanz vorgeführt.
Musikalisch umrahmt haben den gesamte Abend Hudelmusik und Fanfarenzug. „Das Fasnetsspiel war auch ein Geschenk an die Gemeinde Kißlegg“, sagte Zunftmeister Hajö Schuwerk am Ende. Und: „Wir waren mit dem Auftakt zufrieden.“ Das konnte die Zunft auch durchaus sein.