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Kommunalpolitik

Politikerinnen aus dem Allgäu machen Frauen Mut

Kißlegg / Lesedauer: 4 min

„Frauen für unser Allgäu“ soll Frauen motivieren, sich politisch zu engagieren
Veröffentlicht:08.03.2018, 18:08

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Mehr Frauen in der Kommunalpolitik: Das wünscht sich die ehrenamtliche Gruppe Bora. Bei der Veranstaltung „Frauen für unser Allgäu“, am Vorabend des Weltfrauentags, machten unter anderem vier Politikerinnen aus der Region den Frauen im Publikum Mut, sich in der Politik zu engagieren.

Wie groß das Interesse an diesem Thema ist, wurde bereits einige Minuten vor dem Beginn der Veranstaltung klar. Immer wieder trugen die Helfer neuen Stühle in den Raum, um allen Gästen einen Sitzplatz anbieten zu können. Rund 130 Zuschauer kamen an diesem Abend in den Esthersaal ins Neuen Schloss. Der Raum, in dem sonst der überwiegend männliche Kißlegger Gemeinderat tagt, war an diesem Abend in weiblicher Hand. Nur eine handvoll Männer, Bürgermeister Dieter Krattenmacher eingeschlossen, saßen im Publikum.

Organisiert wurde die Veranstaltung von der ehrenamtliche Gruppe Bora: Kreisrätinnen, Gemeinderätinnen und politisch engagierte Frauen aus dem Bodenseekreis und dem Kreis Ravensburg, kurz „BoRa“, wollen für die Kommunalwahl 2019 mehr weibliche Kompetenz in die Rathäuser holen. Dabei sei der erste Schritt Frauen Mut zu machen, sich politisch zu engagieren. „Wir Frauen müssen uns aufstellen lassen und wir müssen Frauen wählen“, forderte Kreisrätin und Bora-Mitgründerin Gisela Müller. Sie halte das Thema für sehr wichtig, hätte aber trotzdem nicht mit so großem Interesse gerechnet: „Bora ist kein Verein, sondern eine Initiative, aber heute habe ich den Eindruck, dass es eine Bewegung werden könnte.“

Talkrunde macht Mut

Bei einer Talkrunde, moderiert von SZ-Redakteurin Marlene Gempp, ermutigten die Kißlegger Gemeinderätinnen Monika Dobler und Petra Evers , die Lantagsabgeordnete Petra Krebs, Schirmherrin des Abends, und die Sigmaringer Landrätin Stefanie Bürkle die Frauen im Publikum sich ebenfalls politisch zu engagieren. Das Wichtigste, da waren sich alle vier Frauen einig, sei es, den ersten Schritt zu wagen. „Bei meinen ersten Gemeinderatssitzungen war ich selbst auch verunsichert. Dann habe ich aber schnell gemerkt, dass man nicht alleine ist“, sagte Dobler. Ihrer Gemeinderatskollegin Petra Evers ging es ähnlich. „Ich hatte zum Glück eine andere Rätin als Mentorin. Das hat mir den Einstieg leichter gemacht“, erinnert sie sich. Auch Evers selbst würde sich nun für eine junge Frau in der Politik als Mentorin anbieten.

„Sie müssen ins kalte Wasser springen, aber seien Sie sich sicher, sie schwimmen nicht alleine“, machte Landrätin Bürkle den Frauen Mut, „Sie werden erstaunt sein, wie schnell sie eine echte Politikerin sind und Dinge mitgestalten können.“ Außerdem, und auch dabei waren sich alle Frauen auf der Bühne einig, sei die Hemmschwelle sich für ein politisches Amt zu bewerben für Frauen und Männer gleich hoch.

Hindernisse für Frauen

Die Politikerinnen sprachen auch über Hindernisse und Hürden für Frauen. „Blöde, sexistische Sprüche machen mir schon zu schaffen“, erzählte Krebs . Sätze wie „Für eine Frau hast du das gut analysiert“ gäbe es auch im Landtag: „Ich merke schon, dass man als Frau anders bewertet und wahrgenommen wir.“ Auch der Spagat zwischen einem politischen Amt, egal ob hauptberuflich oder ehrenamtlich, und Familie falle Frauen oft schwerer als Männern. Eine Lösung sei Abstand von Perfektion zu nehmen. „Ich gebe als Mutter und Politikerin mein Bestes. Es klappt aber nicht, dass zu jedem Zeitpunkt immer alles perfekt läuft. Man muss die richtige Balance finden“, so Bürkle. Auf Aussagen wie diese folgte immer wieder Applaus von den Frauen im Publikum. Begeistert waren die Zuhörerinnen auch von den Tipps der Kommunikationstrainerin Karin Schätzlein, die über Schlagfertigkeit im Alltag referieren. Ihr Vortrag war der Talkrunde vorangegangen. „Für mich ist ganz klar: Junge Frauen müssen abgeholt werden, damit sie politisch aktiv werden“, sagte Christine Vidic aus Kißlegg, die gemeinsam mit ihrer Mutter die Bora-Veranstaltung besuchte. „Ich glaube, dass hier viele Frauen sitzen, die aus dieser Veranstaltung sehr motiviert herausgehen“, so Vidic.

Zum Schluss der Talkrunde machte Schirmherrin Petra Krebs den Zuhörerinnen erneut Mut: „Politik ist wie das Leben und das Leben meistert ihr auch alle. Traut euch den ersten Schritt zu gehen, der Rest kommt dann von alleine.“