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Immenrieder Ortsvorsteher macht Platz für Nachfolger

Kißlegg / Lesedauer: 4 min

Immenrieder Ortsvorsteher macht Platz für frischen Ideen
Veröffentlicht:13.06.2019, 18:19

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„He, was kann man denn als kleiner Kommunalpolitiker schon Großes ausrichten? Den Zusammenhalt stärken und für die Leute eine Anlaufstelle sein, wo sie ernst genommen werden. Das ist meine Aufgabe“, sagt Martin Müller. Zehn Jahre lang war er Ortsvorsteher von Immenried . Mit einem Zuwachs von 1171 Stimmen im Vergleich zu 2014 wurde er vor kurzem wieder in den Kißlegger Gemeinderat gewählt. Warum er den Posten des Ortsvorstehers dennoch abgeben will, erklärte er im SZ-Gespräch.

„Es ist einfach das, was ich bei den großen Politikern gerne viel öfter sehen würde“, beschreibt Martin Müller seine Beweggründe. Er redet vom Loslassenkönnen: „Ich brauch mir da auch kein Denkmal setzen. Mir ist wichtiger, dass die Leute sagen: Zu dem konnte man immer kommen.“ Das eine oder andere Denkmal hat sich Müller aber dann doch gesetzt, immer in enger Zusammenarbeit mit den Immenrieder Vereinen. So gibt es inzwischen beispielsweise wieder ein Maibaumstellen und der Dorfball, bei dem Müller selbst schon als brillanter Redner in der Bütt überrascht hat, ist längst kein Geheimnis mehr in der Kißlegger Fasnetslandschaft. Immer nur Eitelsonnenschein waren seine Ämter allerdings nicht: Vor 25 Jahren kandidierte er zum ersten Mal für den Ortschaftsrat auf der „Immenrieder Liste“ (IL). Vor 15 Jahren hat er deren Leitung übernommen und sollte – als die IL plötzlich die Mehrheit im Ortschaftsrat hatte – zum Ortsvorsteher gewählt werden. Das Vorhaben scheiterte in den eigenen Reihen. Von alledem will Müller heute nicht mehr viel wissen. „Mir ging es dann schnell darum, diese Gräben zu schließen. Wir sind ein Dorf, wo man gemeinsam viel hinkriegt.“, sagt Müller heute. Dass alle Kandidaten für den Ortschaftsrat heuer auf einer einzigen Bürgerliste angetreten sind, ist selbstredend für den gewachsenen Zusammenhalt im Ort.

Dennoch ist Immenried gewissermaßen ein geteiltes Dorf. Geteilt durch die L265. Auf der einen Seite Dorfmitte und Kindergarten, auf der anderen Seite Wohngebiet und junge Familien. „Gegen dieses Problem kommt man nur ganz schwer voran.“, ist sich Müller sicher. Auch weiß er um den Bedarf der Vereine, nach mehr Räumlichkeiten. Vorstellen könne er sich das beispielsweise im Pfarrhaus, hier hat das Denkmalamt allerdings ein ordentliches Wörtchen mit zu reden. „Da muss was passieren. In 20 Vereinen haben wir beeindruckende Ehrenamtliche. Für die braucht es eine gute Infrastruktur.“

Ein Stück weit hat Müller die Infrastruktur im Ort privat gestaltet. Im Jahr 2007 war von den beiden Immenrieder Gasthäusern eines dauerhaft geschlossen, das andere abgebrannt. „Mir war es einfach wichtig, dass die Leute hier vor Ort einen Treffpunkt haben.“, erklärt Martin Müller, der damals zusammen mit seinem Bruder Bernhard – die beiden leiten auch einen Verlag für christliche Literatur gemeinsam – das Café Fatima in der Dorfmitte eröffnet hat.

100 Jahre kaum gewachsen

Wichtig in den vergangenen zehn Jahren war Müller auch die Ausrichtung der Grundschule auf Montesoriepädagogik. Das bereichere die gesamte Schullandschaft von Kißlegg und soll der Zwergschule auch ein Stück weit das Überleben sichern. Denn: „Sie ist an der unteren Grenze und im September wird ein ganz schwacher Jahrgang eingeschult.“

Dass Immenried in den vergangenen 100 Jahren kaum gewachsen ist, heißt der Ortsvorsteher gut. „Die meisten Dörfer haben sich in dem Zeitraum verdoppelt aber hier ist ein richtiger Kern erhalten.“ Große bauliche Projekte, strebte er deswegen nicht an. „Ich will kein Schlafdorf. Wichtig ist, dass junge Immenrieder hier bleiben können, wenn sie wollen.“, findet Müller. Diese Möglichkeit werde mit den neuen Bauplätzen im Baugebiet „Immenried Ost“ geboten. Denn obwohl er sich als Kosmopolit bezeichnet, liegen Müller, wie er sagt, Natur und Heimat sehr am Herzen: „Das sind unsere Schätze. Was uns ausmacht, ist überwiegend die Natur, die uns umgibt.“

Um die Nachfolge von Martin Müller wird sich Armin Notz bewerben. Mit 298 Stimmen war er Stimmenkönig bei der Ortschaftsratswahl und hat damit die Rückendeckung des Dorfes. Gemeinsam mit Müller wird er Immenried im neuen Gemeinderat vertreten. Beide schließen sich der CDU-Fraktion an, denn – so Müller, „als Fraktionsloser ist man ein zahnloser Tiger.“