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Der Nikolaus geht in Kißlegg von Haus zu Haus

Kißlegg / Lesedauer: 3 min

Kolping und Landjugend wollen Familientradition erhalten
Veröffentlicht:04.12.2013, 17:20

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„Nikolaus, komm in unser Haus.“ Wer von uns erinnert sich nicht gerne an den Abend des 5. Dezember, an dem man erwartungsvoll mit Eltern, Großeltern und Geschwistern in der Stube saß und auf das Klopfen an der Tür wartete? Natürlich war einem auch etwas bang ums Herz, als endlich Bischof Nikolaus mit Mitra und Stab eintrat und das Goldene Buch mitbrachte, in dem – oh, Wunder! – alle guten und auch weniger erfolgreichen Dinge des zu Ende gehenden Jahres verzeichnet waren. Knecht Ruprecht hatte neben seiner Rute, mit der er zum Glück nur etwas drohte, immer auch ein Geschenk dabei. In Kißlegg wird diese Tradition seit 46 Jahren in besonderer Form gelebt.

Nicht nur die Kirchen beklagen, dass Identifikationsfiguren für soziales Handeln, christliche Nächstenliebe und abendländische Kultur mehr und mehr in Vergessenheit geraten. Dass dabei oft der Heilige Nikolaus mit dem „Weihnachtsmann“ verwechselt wird, ist nur ein Beispiel unserer heutigen Zeit. Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden Vorbilder damit genommen oder sie lernen sie erst gar nicht kennen. Doch: Wie der Heilige Martin das „Teilen“ lehrte, so steht der Bischof Nikolaus für das Schenken und das faire Miteinander.

In Gruppen geht es los

„Wir wollen die Tradition in den Familien aufrecht erhalten“, sagt Carl-Josef Weiland , der seit 46 Jahren für die Kolpingfamilie und für die Landjugendgruppe die Nikolaus-Besuche in Kißlegg organisiert. Neben ihm gibt es viele weitere langjährige Mitstreiter. Fünf oder sechs Gruppen, bestehend aus Nikolaus, Ruprecht und Begleitperson ziehen durch den Ort, drei Gruppen über Land.

„Oft haben sich die Mädchen und Buben schon auf den Besuch vorbereitet, haben etwas gemalt, ein Gedicht oder Lied auswendig gelernt beziehungsweise ein Musikstück eingeübt“, erzählt Weiland. Wie er zu berichten weiß, dass sie oftmals auch zu Kindern kommen, deren Mütter oder Väter ebenfalls aus dem Goldenen Buch vorgelesen wurden. Und so rutscht dem Nikolaus denn auch schon mal ein „Das habe ich bei Deiner Mutter oder Deinem Vater auch schon sagen müssen“ heraus.

Nach lustigen Begebenheiten befragt, sagt Carl-Josef Weiland: „Es kann passieren, dass ein Kind erzählt, dem Nikolaus schon im Kindergarten begegnet zu sein.“ Aber dann käme schnell der Satz hinterher: „Aber heute, heute ist der richtige Nikolaus da!“ Und von den Schnullern, so Weiland weiter, die sie zum Abgewöhnen mit auf den Weg bekommen, könnten sie einen großen Baum behängen.

Weniger Besuchswünsche

„Gegenüber ganz früher ist der Wunsch nach einem Nikolaus-Besuch sicherlich geringer worden“, ist zu erfahren. Aber auch, dass sich immer mehr Familien zusammenschließen, um diesen Besuch zu einem richtigen Fest werden zu lassen. Und die Akteure treffen sich nach getaner Arbeit noch zu einem großen Konzil „mit Ehrungen und offizieller Aufnahmeprüfung für die Neuen“. Was dazu gehört, das hört sich so an: „Es wird ein Geschicklichkeitstest gemacht und es muss ein Nikolauslied gesungen werden. Bei Erfolg gibt es eine Urkunde.“

Ganz zum Schluss des Gesprächs taucht noch die Frage nach dem Wiedererkennen eines Nikolauses auf. „Nein, hinter dem weißen Rauschebart wird kein bekanntes Gesicht vermutet“, sagt Weiland. Nur einmal habe sich ein Junge erstaunt gezeigt, dass der heilige Mann „Schuhe wie Onkel Hans angehabt hat“.