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Ehrgeiz

Wenn Ehrgeiz zu großen Sprüngen verhilft

Isny / Lesedauer: 4 min

Was das WSV-Sommerskispringen mit Franz Immler zu tun hat
Veröffentlicht:29.06.2017, 16:14

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Wer war Franz Immler? Und weshalb springen am kommenden wochenende über 100 Nachwuchs-Skispringer um seinen Gedächtsnispokal? Niklas, neunjähriger Skispringer im Isnyer Wintersportverein (WSV), schüttelt ratlos den Kopf auf diese Fragen. Er ist vermutlich nicht der einzige Unwissende. So manche Eltern, Zuschauer und Isnyer kennen den Zusammenhang zwischen Immler und der Veranstaltung, die nach ihm benannt wurde, nicht.

Rund 2500 Zuschauer wurden am 1. und 2. Juli 1995 Zeuge der ersten Sprünge auf den neu gebauten Hasenbergschanzen in Großholzleute. Zur Einweihung sprangen 282 Sportler erstmals auf den Mattenschanzen, und seitdem wird jedes Jahr am ersten Juliwochenende das Sommerskispringen ausgetragen. Die Zahl der Zuschauer ist zwar stark zurückgegangen, aber die Sprünge sind immer noch spektakulär. Bis heute ist die Veranstaltung eine der bedeutendsten für den WSV. Seit 2003 wird das Springen unter dem Namen „Dr. Franz Immler Pokal“ ausgerichtet.

Immler war zwar ein hervorragender Skifahrer, doch über einen Schanzentisch ist er nie gesprungen. Er blieb lieber auf dem Boden. Und von dort aus hat er Großartiges bewirkt: Er trug maßgeblich dazu bei, dass Isny heute drei Schanzen hat und somit Austragungsort zahlreicher, nicht nur regionaler Wettkämpfe ist, ohne sein Mitwirken wäre der Bau nicht zu stemmen gewesen. Immler, 1957 und 1958 Vorstand und später Ehrenvorstand des WSV, war stets mit vollem Einsatz dabei, Vereine tatkräftig zu unterstützen. Ob Tennisclub, Lions-Club oder WSV – seine Zeit brachte er für die anderen auf – oft natürlich auf Kosten der Familie.

Hauptaufgabe: Zuschüsse beantragen

Als sein Freund Sepp Mechler, von 1969 bis 2006 WSV-Vorstand, auf ihn zukam, ob er bei dem Projekt „Bau einer Mattenschanze“ in Isny mitmachen würde, überlegte er nicht lange. Von 1992 bis 1994 arbeitete er nahezu Vollzeit an diesem Projekt. „Ich kann das Wort Schanze nicht mehr hören“, soll seine Frau Alwine in der Spitzenzeit zu ihrem Mann gesagt haben. Und doch unterstütze auch sie ihn. So manche Delegation aus Stuttgart wurde im Hause Immler gastfreundlich von ihr bewirtet, während ihr Mann mit seiner ruhigen und sympathischen Art die Herren aus der Landeshauptstadt davon überzeugte, Zuschüsse für den Bau der Schanzen zu verteilen. Denn das war Immlers Hauptaufgabe: überörtliche Zuschüsse bei Landesverbänden, Landesausschüssen, und anderen zu beantragen; Verantwortliche davon zu überzeugen, wie wichtig eine Mattenschanze für Isny und den Leistungssport ist; Gelder aufbringen für den Kinder- und Jugendsport; Anträge stellen, Erklärungen schicken, vor Ort-Besichtigungen organisieren, zu den Verbänden fahren.

Die Faxgeräte liefen heiß zwischen Immler und ihm, erinnert sich Mechler – Kommunikation über Telefon, Postweg und Fax und natürlich auch persönlich: zeitintensiv und oft nervenaufreibend. Aber es lohnte sich: Er werde nie vergessen, als ein Zuschuss auf dem Bankkonto eintraf, bevor überhaupt mit dem Bau begonnen wurde, erzählt Mechler schmunzelnd. Immler habe sein Handwerk verstanden.

Aber was treibt einen Menschen an, der selbst keinen Winterleistungssport betrieb und dessen Kinder nicht im WSV aktiv waren, woher kommt die Motivation, ehrenamtlich und ohne Gegenleistung seine Zeit zu „opfern“? „Franz spornte es an, schwierige Projekte anzupacken. Sein Ehrgeiz wurde geweckt, sobald es hieß, dass etwas nicht oder nur schwer umsetzbar ist. Dann legte er los. Ruhm oder Dank waren ihm dabei egal. Er arbeitete im Hintergrund“, erklärt seine Frau Alwine.

Und schwierig war das Projekt: So manche Hindernisse, von Grundstücksvergaben bis hin zu Widerständen in der Bevölkerung waren von Mechler und Immler zu überwinden. Doch die beiden hielten an ihrem Plan fest. Springen hat in Isny schließlich Tradition. Die ersten Sprünge wurden bereits 1911 am Hasenberg gemacht. Schanzen gab es am Iberg, Flucken und an der Felderhalde. Nun trainieren viele Kinder und Jugendliche seit 1995 mit viel Spaß an den Hasenbergschanzen. Und nicht nur Maximilian Mechler und Agnes Reisch haben als Skispringer den Namen Isnys über die Stadtgrenzen hinaus getragen. Als Immler im Mai 2003 nach langer Krankheit starb, habe es für den WSV außer Frage gestanden, das Traditions-Sommerskispringen nach ihm zu benennen und ihm so ein Andenken zu setzen und seine Dankbarkeit auszudrücken, sagt Mechler.

Auch in diesem Jahr zeigen die fünf- bis 18-jährigen Nachwuchsadler auf allen drei Schanzen wieder ihr Können. Und Skispringen live zu erleben ist ein besonderes Erlebnis – wenn Kinder und Jugendliche sich den steilen Anlauf hinunter wagen, über den Schanzentisch in die Luft abstoßen, um einen kurzen Moment zu schweben. Skispringen erfordert Mut, Kraft und Ausdauer. Der Unternehmer Franz Immler stand für diese Eigenschaften.

Ablauf - Samstag, 1. Juli, ab 13 Uhr, Springen auf der kleinen und mittleren Schanze (K15/K30) mit anschließender Siegerehrung. Sonntag, 2. Juli, Springen auf der großen Schanze (K60) ab 13 Uhr. Trainingsbeginn ist am Samstag um 9 Uhr und Sonntag um 10 Uhr – mit „Bambini“-Springen über einen Bock im Auslauf der kleinen Schanze am Samstag um 12 Uhr. Zuschauer sind herzlich eingeladen. Für Bewirtung ist gesorgt, Eintritt frei.