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Regenperiode

Regen erschwert die Arbeit der Archäologen

Isny / Lesedauer: 3 min

Die Grabungsarbeiten in der südlichen Altstadt verzögern sich wetterbedingt
Veröffentlicht:14.08.2014, 13:19

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„Das Wetter mit so vielen Regenperioden hat uns dieses Jahr mit unserer Planung erheblich zurückgeworfen“, sagt die Grabungsleiterin der Landesdenkmalspflege, Archäologin Doris Schmid. „Wir sind immer wieder buchstäblich abgesoffen.“ Eigentlich wollten die Archäologen spätestens Ende Juli das Grabungsfeld II abschließen und mit Nummer drei beginnen, sie haben aber immer wieder ihre Gruben, Keller und Latrinen leerpumpen und die verschlammten Oberflächen neu reinigen müssen, erklärt Doris Schmid.

Jede farbliche Veränderung am Boden, jede Schicht hätte für sie eine Bedeutung, müsse vermessen, fotografiert und archiviert werden. Aus Funden und Vermessungsdetails bekämen die Archäologen dann ein Gesamtbild von der Bebauung und vom Leben der Generationen durch die Jahrhunderte. Isny sei für die Denkmalspflege ein Glücksfall. Die Hinterlassenschaften der Bewohner aus den Jahrhunderten vor dem großen Stadtbrand 1631 schlummern fast unberührt unter der Oberfläche, sagt die Archäologin.

Die im Juli 2012 begonnene Stadtkerngrabung in der südlichen Altstadt ist wegen der umfassenden Sanierung des Quartiers nötig geworden. Das betroffene Areal im Süden ist circa 4000 Quadratmeter groß und liegt direkt an Stadtmauer und Diebsturm. Grabungsfeld II wird gerade abgeschlossen, der Bauschutt auf Fläche III zur Obertorstraße hin entfernt. „Es kann also losgehen“, sagt Schmid. Der Zeitpunkt zum Abriss der beiden Häuser Ecke Marktplatz-Obertorstraße (Kurringerareal) ist noch abhängig vom Ausgang des anstehenden Bürgerentscheids.

Dicht besiedeltes Areal

Im Bereich der Fläche II habe man den Fronhof der Grafen von Vehringen im elften Jahrhundert vermutet. „Wir können jetzt aber mit Sicherheit sagen, dass er definitiv hier nicht war“, so Schmid. Die Bebauung und Besiedelung des Areals begann erst im 13. und 14. Jahrhundert. Im Feld II werde extrem deutlich gezeigt, dass der Stadtbrand 1631, bald danach die Pest und die Hungerjahre verheerend gewirkt hätten. Vor 1631 sei das Areal dicht besiedelt gewesen mit Häusern, Stadel, Keller aus Stein und mit Holzverschalung, Brunnen, Brandgruben, Gärten, gepflasterten Gassen. Die Archäologen fanden ausgehöhlte Baumstämme, die als Wasserrinnen oder Drainagen dienten.

Es sei über Generationen dort nichts mehr passiert, das Gelände durch vielleicht 200 Jahre hindurch allenfalls landwirtschaftlich genutzt worden. Erst im 18. und 19. Jahrhundert hätte auf vier Grundstücken wieder eine Bautätigkeit begonnen. Wasser holten sich die Bewohner bereits vor 1631 aus zwei öffentlichen Brunnen, der eine in der Nähe des Diebsturms, der andere wurde viel später ins Anwesen Hutter integriert.

Die Besonderheit der Grabungsfläche II seien aber die insgesamt fünf Webstühle in zwei halbtiefen Erdkellern. Man fand dort die Standspuren von Trittwebstühlen mit einer Größe von 1,50 Meter auf 1,80 Meter sowie je eine Trittgrube. Das Holz der Webstühle ließ sich durch dentrochronologische Untersuchungen über die Jahresringe auf die Jahre 1616 bis 1618 datieren. Die Webstühle waren folglich mehr als zehn Jahre bis zum großen Stadtbrand im Einsatz.

Im Feld III käme man jetzt näher ins Zentrum der Stadt. Damit stoße man auch vermutlich weiter in die Gründungszeit der Stadt vor, also in die Mitte des elften Jahrhunderts, und damit eventuell auch auf den Fronhof, meint die Grabungsleiterin Doris Schmid.

Eine Ausstellung im Museum am Mühlturm ist zurzeit in Vorbereitung. Ihr Titel lautet „Erste Ergebnisse der Grabungen in der südlichen Altstadt – Isnys erste Blütezeit bis zum großen Stadtbrand“. Geöffnet ist sie vom 30. August bis zum 1. März 2015.