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Erstwahl

Lust am Hinterfragen ist bei den Jugendlichen groß

Isny / Lesedauer: 3 min

Bei der Podiumsdiskussion im Jugendzentrum GoIn stellen sich drei Gemeinderatskandidaten den Fragen
Veröffentlicht:30.04.2014, 17:40

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Lebhafte Diskussionen und der Mut, den Kandidaten zu widersprechen haben aus der Podiumsdiskussion im Juze eine spannende Veranstaltung zur Kommunalwahl gemacht. „Wir wollen euch die Erstwahl erleichtern“, nannte Valentin Schill vom Juze-Vorstand die Motivation der Organisatoren.

Bei Ganztagesschule, Wahl ab 16 oder Marktplatz mit oder ohne Verkehr, waren die Jugendlichen teils unterschiedlicherer Meinung als die Kandidaten. Für eine Sperrzeitverkürzung würden aber alle plädieren. Diskutiert wurde, warum Alkohol mit seinen Auswüchsen legal ist, der entspannte Joint aber nicht. Teils entspannen sich intensive Dispute, auch mit Stadträten und weiteren Erwachsenen unter den 57 Anwesenden. Die Jugendlichen bewiesen, dass sie durchaus in der Lage sind, zu hinterfragen.

Miriam Mayer , Kandidatin der Freien Wähler (FW), Andreas Angele, Kandidat der CDU und Edwin Stöckle, Fraktionsvorsitzender der SPD stellten sich den Fragen des Moderators Michael Panzram, Redakteur der Schwäbischen Zeitung in Isny, und des Publikums.

Nur wenige Gemeinderäte werden von Jugendlichen erkannt

Bürgermeister Rainer Magenreuter konnte nicht teilnehmen, aber per Videobotschaft riet er den jungen Leuten: „Nehmt die Kandidaten in die Mangel!“ Er mahnte sie, unbedingt wählen zu gehen, um zu zeigen, dass es richtig war, das Wahlalter bei Kommunalwahlen herunterzusetzen. Jugendliche hatten mit dem Team Jugendarbeit Kurzfilme gedreht, die die Überleitungen zu den jeweiligen Themenfeldern belebten.

Für Gelächter sorgte ein Video, in dem Jugendlichen auf der Straße Bilder von Isnyer Stadträten gezeigt wurden, die sie in den wenigsten Fällen erkannten. Angele hält 16-Jährige ebenso für alt genug, um zu wählen, wie seine Kandidaten-Kollegen. Stöckle erklärte gar, er befürworte, dass Familien für jedes Kind eine Stimme haben sollten, damit nicht länger mehr Politik nur für die älteren Wähler gemacht werde. Miriam Mayer sah eher kritisch, dass dies dann Stimmrecht der Eltern und nicht der Kinder sei. Einige Jugendliche pflichteten ihr bei.

Erstaunlicherweise sahen nicht alle von ihnen das Wählen ab 16 nur positiv. „Ich kenne keinen 16-Jährigen, der genug Ahnung hat“, meinte eine junge Teilnehmerin und sprach sich für ein Pflichtprogramm an Schulen zum Thema aus. Angele sieht bei der Information Schulen und Juze auf einem guten Weg.

Eine fruchtbare Diskussion entwickelte sich beim Thema Ganztagesschule und Gemeinschaftsschule. Während Stöckle Ganztagesbetreuung favorisiert sowie eine Gemeinschaftsschule, zumindest aus Werkrealschule und Realschule, sprach sich Angele dafür aus, das dreigliedrige System beizubehalten, weil da jeder nach seinen Fähigkeiten die Schulart wählen könne.

Miriam Mayer erhält bei der Wahl im Juze die meisten Stimmen

Miriam Mayer sah es differenzierter, plädierte aber für längeres gemeinsames Lernen. Einerseits gebe die Ganztagesbetreuung der Schule die Chance zu einem Ort des Lebens zu werden, andrerseits hätten sich Eltern bei Umfragen in der Grundschule mehrheitlich dagegen ausgesprochen, erklärte sie. „Eltern wollen auch was von ihren Kindern haben“, „Für ältere Schüler ist es ein Schritt, zu lernen, allein zu sein“, „Unsere Schule als Wohlfühlort? – so frisch sieht sie nicht aus“, lauteten Antworten der eher skeptischen Jugendlichen. Einer fände Ganztagsschule gut, sieht aber auch: „Es müsste noch viel gemacht werden.“

Moderator Panzram nannte die zusätzlichen 1072 Stimmen durch die jungen Wähler ein „ziemliches Pfund“. Gewählt wurde aber auch an diesem Abend und die Kandidaten mussten erklären, warum sie ihrer Meinung nach gewählt werden sollten. Angele hat noch Ideale, und will etwas von dem, was ihm die „tolle Stadt Isny “ gegeben hat, zurückgeben. Miriam Mayer wäre gern „der gute Draht“ ins Rathaus, den die Jugend brauche und Edwin Stöckle sieht seinen Vorteil darin, dass seine Fraktion am meisten für die Jugend getan hätte. „Wahlsiegerin“ wurde Mayer mit 17Stimmen, gefolgt von Stöckle mit 12 Stimmen und Angele mit neun Stimmen.