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Weltfrieden

Lachen für den Frieden

Isny / Lesedauer: 4 min

Erster Weltlachtag in Isny mit Lachyoga-Trainerin Herta Mayan
Veröffentlicht:03.05.2016, 12:02

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Am ersten Weltlachtag in Isny regnet es: Es nieselt fies, hat nur fünf Grad, ein eisiger Wind weht. Kurz: Das Wetter ist schon mal nicht lustig. Trotzdem sollen am Isny-Oval, am Ortseingang von Neutrauchburg, um 14 Uhr Menschen für den Weltfrieden lachen. Lachyoga-Trainerin Herta Mayan hat zum ersten Mal zum Weltlachtag eingeladen – eine Bewegung, die es in über 100 Ländern dieser Erde gibt.

„Wir beten für den Frieden, wir treffen uns zu Konferenzen, wir diskutieren über Frieden – heute Lachen wir für den Frieden“, sagt die fröhliche Frau, die in einer psychosomatischen Klinik und in der Erwachsenenbildung gearbeitet hat, eine knappe halbe Stunde vor Beginn der weltweiten Aktion. Noch sind wir nur zu zweit. Amüsiert schaut die dynamische Saarländerin kurz in die Wolken, grinst und rückt ihren roten Regenhut zurecht: „Dann wird es eben eine ganz kleine Runde.“

Das Gehirn schüttet Glückshormone aus

Sie lacht, ich lächle. Mir ist nicht wohl. Ich kann mich doch nicht einfach kringlig lachen – so ohne Grund. Mit jemandem, den ich gar nicht kenne. Auf Kopfdruck. Das ist doch seltsam, oder? „Nein überhaupt nicht“, sagt Herta Mayan. „Sie werden sehen, Lachen tut gut. Egal, ob mit oder ohne Grund.“ Der Körper könne nicht unterscheiden, ob das Gehirn etwas tatsächlich lustig findet, oder ob künstlich gelacht werde. Die Wirkung sei die selbe: „Das Gehirn schüttet Glückshormone aus. Das macht locker und gesund.“ Zahlreiche Studien würden beweisen, dass Lachen Stress abbaue, das Immunsystem stärke und Blockaden löse.

Das macht offensichtlich nicht nur mich neugierig: Denn wenig später stehen rund 20 Menschen um das Bäumchen am Isny-Oval und warten auf die Einführung ins Lachyoga. Alle in Wintermänteln, die meisten mit Mütze und Schal. Etwa die Hälfte davon macht einen fröhlichen Eindruck. Der Rest friert. Dann geht es los. „Ha-ha-hahaha – ha-ha-hahaha“, macht Herta Mayan vor und patscht die Hände wie ein Kind mit gestreckten Fingern aufeinander. Alle klatschen und lachen mit. Noch etwas verhalten, aber lückenlos geben sich alle Mühe.

Es folgt eine ganze Reihe an Übungen, die das Lachen leichter machen sollen: Beim indischen Lächeln sollen wir still die Mundwinkel hochziehen und Lachfalten kreieren. Das klappt super und sieht fantastisch aus: Ich blicke in lauter freundliche Gesichter und fühle mich großartig – so willkommen. Als nächstes fegen wir die Lachpolizei von unseren Schultern. „Weg damit – wer sagt, dass Lachen peinlich ist? Niemand! Weg mit euch!“ kichert und gluckst Herta Mayan und wedelt dabei mit den Händen über ihre rote Regenjacke. Dann üben wir verschämtes Lachen, atmen imaginäres Lachgas ein und drücken den Lachknopf bei unseren Nachbarn. Neben mir steht ein Herr, der ursprünglich aus Nigeria kommt und so herzlich und laut lacht, dass ich gar nicht unterscheiden kann, ob er es wirklich lustig findet oder einfach die Übung vorbildlich macht. Hier und da grunzt und prustet jemand los, lacht laut und ausgelassen, als hätte irgendwer gerade einen richtig guten Witz erzählt.

Madan Kataria hätte eine wahre Freude an uns. Zum Weltlachtag schreibt der Gründer der „Laughter Yoga International“ in seinem Grußwort: „In der heutigen Zeit ist es fast zu einer Herausforderung geworden, einen mental positiven Zustand zu behalten.“ Bei uns klappt das wunderbar – dank der Lachtechnik, die der Inder Kataria entwickelt hat. „Bedingungsloses Lachen beim Lach-Yoga hat die Kraft, die Chemie im Körper zu verändern und uns innerlich ein gutes Gefühl zu geben.“ Wir verteilen unser gutes Gefühl erstmal Richtung Leutkirch: Punkt 14Uhr malen wir große Herzen in die Luft und Lachen in zwei Etappen rund 60 Sekunden lang laut und ausgiebig in alle Himmelsrichtungen. Ein Mann, der erst nach der Einführung dazu gestoßen ist, lacht besonders laut und herzlich und reißt damit alle mit. Später zeigt sich auch warum: „Ich bin vom Lachclub aus Düsseldorf“, erzählt der fröhliche Profi und verteilt kleine Zettel mit einem Lächeln darauf. Dazu wünscht er uns alles Gute und weiterhin viel Vergnügen beim Lachen. Da wird einem irgendwie ganz warm ums Herz – egal ob’s nieselt oder nicht.