StartseiteRegionalRegion AllgäuIsnyGroßbrand zerstört Bauernhof neben Tankstelle

Großbrand

Großbrand zerstört Bauernhof neben Tankstelle

Isny / Lesedauer: 5 min

Vermutlich ist ein Blitz in das Gebäude eingeschlagen, das Vieh konnte gerettet werden. Sorgen machte den Brandbekämpfern eine Tankstelle neben dem Gebäude.
Veröffentlicht:02.08.2019, 14:50

Artikel teilen:

Ein Großfeuer hat am Freitagnachmittag einen Bauernhof in Schweinebach komplett zerstört. Kreisbrandmeister Oliver Surbeck erklärte gegen 15 Uhr vor Ort nach einer ersten Lagebesprechung der Einsatzkräfte, es gebe bislang keine verletzten Personen. Auch Milchkühe und Jungrinder hätten allesamt aus dem Stall gerettet werden können – der begleitend zu Surbecks Schilderungen ebenfalls abbrannte.

Der Hof liegt auf Neutrauchburger Flur. Ortsvorsteher Claus Zengerle berichtete gegen 19.30 Uhr, einige Jungrinder und die 46 Milchkühe hätten – nachdem sie zunächst auf eine Wiese getrieben worden waren – in einen leerstehenden Stall in Ried gebracht werden können.

Die Feuerwehr und der Polizeiposten in Isny waren kurz vor 14 Uhr alarmiert worden. Als sie wenige Minuten später in Schweinebach eintrafen, stand der leerstehende „Bader-Hof“, wie er in der Stadt genannt wird, bereits in Vollbrand.

Kurz zuvor war ein Gewitter über Isny gezogen. Ulrich Adler, Leiter des Polizeipostens Isny, geht mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Blitz als Brandursache aus. Ein Internet-Tool von Siemens, auf das die Polizei Zugriff hat, habe um 13.37 Uhr einen Blitzeinschlag in Schweinebach aufgezeichnet, berichtete er am Abend vor Ort. Außerdem gebe es einen Augenzeugen, der am Nachmittag von der Kripo befragt wurde.

Unser kritisches Thema, die Tankstelle, ist auf nur fünf Meter an den Hof angebaut.

Oliver Surbeck, Kreisbrandmeister

Angefacht von starkem Westwind, hatten die Flammen beim Eintreffen der ersten Feuerwehrkräfte vom alten Gebäude bereits auf die Bergehalle mit dem Heustock des bewirtschafteten Bauernhofes nebenan übergegriffen, auch aus deren Dach schlugen kurz nach 14 Uhr bereits meterhoch die Flammen. Ein kleinerer Schuppen zwischen altem Gebäude und Tenne war da schon komplett ein Raub der Flammen.

Diesen Brandstellen galt zunächst das Augenmerk aller Einsatzkräfte, da in direkter Nähe das Areal der neuen Jet-Tankstelle in Schweinebach angrenzt. Sie war erst diesen Dienstag in Betrieb genommen worden. „Unser kritisches Thema, die Tankstelle, ist auf nur fünf Meter an den Hof angebaut“, erklärte Surbeck nach rund einer Stunde und hoffte, dass sich im Laufe des Nachmittags der Wind nicht drehen würde. „Die Lage ist stabil, aber angespannt, bis jetzt haben wir die Tankstelle erfolgreich gehalten“, zog Surbeck gegen 15 Uhr ein Zwischenfazit. Den Brand unter Kontrolle hatten die ehrenamtlichen Kräfte von insgesamt acht Feuerwehren erst gegen 17 Uhr.

Der Bauernhof neben einer Tankstelle bei Schweinebach bei Isny steht in Flammen.

Die Tankstelle war umgehend evakuiert worden, ebenso unmittelbare Nachbarn, unter ihnen einige ältere Menschen, um die sich mehrere Dutzend Helfer des Roten Kreuzes kümmerten und auch die weit über 150 Feuerwehrkräfte versorgten, die mit Atemschutzgerät und drei Drehleitern gegen die Flammen vorgingen. Insgesamt waren laut Einsatzleiter Markus Güttinger , dem Isnyer Stadtkommandanten, über 200 Helfer vor Ort.

Weil der Strom großräumig abgeschaltet werden musste, waren die Sicherheitssysteme im Felderhaldetunnel lahmgelegt. Polizeibeamte aus Isny , Wangen und Lindenberg sperrten umgehend die Bundesstraße 12 sowie den Zubringer aus der Innenstadt über die „Hohe Linde“ und leiteten den Verkehr mit zeitweise bis zu sieben Streifenbesatzungen großräumig um. Postenchef Adler schätzte am Abend, dass die B 12-Sperrung erst gegen 21 Uhr aufgehoben werden kann. Ein Nebeneffekt: Weil ohne Strom die Kühltruhen in der Tankstelle ausfielen, ließ Michael Geier, der neue Tankstellenpächter, Eis an die Retter verschenken.

Nachdem Güttinger Großalarm ausgelöst hatte, rückten schlussendlich neun Feuerwehren aus dem württembergischen und bayerischen Allgäu nach Schweinebach an: neben sämtlichen Isnyer Abteilungen die Stadtfeuerwehren aus Leutkirch und Wangen, alle drei jeweils mit ihren Drehleitern, die Ortsfeuerwehren aus Kißlegg, Eisenharz, Maierhöfen, Grünenbach, Gestratz und später auch noch die Werksfeuerwehr der Firma Waldner aus Wangen.

Auch Bürgermeister Rainer Magenreuter machte sich vor Ort ein Bild, und Florian Bodenmüller aus Weingarten, Pressesprecher der Feuerwehren im Landkreis Ravensburg, unterstützte Kreisbrandmeister Surbeck bei Auskünften an insgesamt vier schreibende und filmende Medienvertreter. Güttinger sagte am Abend, dass Ablöschen von brennendem Heu und die Sicherung der Brandstelle bis weit in den Samstag hinein andauern dürften.

Weil nicht ausgeschlossen werden konnte, dass aus den lichterloh brennenden GEbäuden giftige Dämpfe entwichen, waren Experten des Umweltamts des Landkreises vor Ort. Anwohner wurden aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten. „Wir führen aktuell Messungen durch, haben bis jetzt aber keinen gefährlichen Schadstoffausstoß“, erklärte Surbeck am Nachmittag. Gleichwohl war der beißende Rauchgeruch auch in der Isnyer Innenstadt merklich zu riechen. Sogar aus der Nähe von Wiggensbach erreichte die Isnyer SZ-Redaktion am späteren Nachmittag eine Anfrage, ob möglich sei, dass selbst hinter der Adelegg der Brandgeruch wahrnehmbar war. Polizei und Feuerwehr hielten dies angesichts der gewaltigen Rauchentwicklung in Schweinebach durchaus für möglich.

Noch keine Angaben zur Schadenshöhe

Kurz nach 14 Uhr hatte es noch den Anschein gehabt, dass der langgezogene Milchviehstall, der sich auf kompletter Länge entlang des Tankstellenareals erstreckt, „gehalten“ werden kann, auch hier setzten die Brandbekämpfer an. Doch der starke Westwind trieb die Flammen unters Giebeldach, und kurz nach 15 Uhr stand auch dieser Gebäudetrakt und die darauf befindliche Photovoltaikanlage lichterloh in Flammen. „Dadurch gelangen Glassplitter in die Luft und werden über die Wiesen verteilt, dieses Problem wird uns aber erst in den nächsten Wochen beschäftigen“, merkte Surbeck an.

Zur Höhe des Schadens konnten die Einsatzkräfte am Freitagabend noch keine Angaben machen, sie waren vornehmlich damit beschäftigt, das qualmende Heu zu bergen.