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Regenbogenspiel

Die „Regenbogenspiele“ sind in Isny angekommen

Isny / Lesedauer: 3 min

Otl-Aicher-Ausstellung zu Olympia 1972 in München im Schloss Isny eröffnet
Veröffentlicht:26.11.2012, 14:15

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1972 sei er sechs Jahre alt gewesen und habe die Olympischen Sommerspiele in München am Fernseher verfolgt. „Jetzt“, so Bürgermeister Rainer Magenreuter in seiner Begrüßung am Sonntag in der Städtischen Galerie im Schloss, „sind die Regenbogenspiele in Isny angekommen.“. Darauf stimmte die Olympia-Fanfare des Blechbläserensembles Isny ein. Im Rahmen der Ausstellung „Otl Aicher – Die Regenbogenspiele“ wird das visuelle Erscheinungsbild der XX. Olympischen Spiele 1972 facettenreich dokumentiert. Eine breite Palette von Plakaten mit den verschiedenen Sportarten umzieht die Wandflächen des hinteren Galerieraums. In voller Aktion präsentieren sich Segler, Bogenschützen, Reiter, Handballer, Ruderer oder Judokämpfer.

Stringent in den für diese erste deutsche Olympiade nach den pompösen Spielen 1936 im Berlin der Nationalsozialisten heiteren Farben Hellgrün, Gelb, Orange, Hellblau, Dunkelgrün und Dunkelblau in Kombination mit Silber und Weiß. Allen einstigen Pathos und Gigantismus, wofür Rot und Schwarz, Braun und Gold standen, hat Otl Aicher aus seinem Farbkreis verbannt und das negative Deutschland-Bild durch Weltoffenheit hin zum Positiven mit verändert. Diesen Meilenstein mit seinem 40-köpfigen Team erreicht zu haben, sei das größte Kompliment für den gebürtigen Ulmer gewesen, der am 13. Mai dieses Jahres 90 Jahre alt geworden wäre.

Daniela Baumann vom Ulmer Archiv der Hochschule für Gestaltung (HfG) und Eröffnungsrednerin, spannte einen übersichtlichen und kenntnisreichen Bogen von der Ernennung Otl Aichers zum offiziellen Gestaltungsbeauftragten, nachdem am 26. April 1966 sich das Internationale Olympische Komitee für München entschieden hatte.

Symbol für Neubeginn

Bis zu seinen persönlichen Kontakten zu den Geschwistern Sophie und Hans Scholl und den daraus folgenden Beweggründen für die Art seiner Gestaltungsformen. Bewusst wählte er die Typographie „Univers“ aus, die keinerlei Assoziationen an die Vergangenheit erlaubte, und überließ bei der Schaffung dieses in sich geschlossenen Erscheinungsbildes nichts dem Zufall und sei dann doch überrascht worden. Durch den „Regenbogen“ als ein Symbol für Neubeginn und Versöhnung. Bestandteil der Schau sind Aichers Sportpiktogramme in Schwarz-Weiß. Die Idee ist ihm bereits 1940 gekommen, als er seiner Schwester Hedwig Maeser eine Anleitung zum Skifahren mit piktogrammartigen Strichmännchen zeichnete. Der „Waldi“ als Maskottchen war mehr im Sinne eines zerlegbaren Spielzeugs gedacht und weniger als Souvenir. Doch waren die Münchner Spiele eben auch ein Markt, der Einnahmen erzielen wollte. Nur widerwillig akzeptierte Aicher, dass Sport und Kommerz sich nicht trennen ließen, schreibt Eva Moser in ihrem Katalogtext.

Auf großformatigen Plänen zum „Verkehrsnetz“ und den „Wettkampfstätten“ findet man die Piktogramme eingefügt und versteht, warum Aicher unbeirrt von „Kommunikationsobjekten“ sprach. Der Blick auf den „Zeitplan für die Spiele vom 26. August bis 10. September“ versetzt den Besucher aus heutigem multimedialem Wildwuchs zurück in wohltuende Überschaubarkeit. Gegenüber leuchten einem die Ausstellungsstücke eines hellblauen Dirndls und gelber Arbeitsanzüge entgegen. Über die jeweilige Farbe gab sich das Personal dem Auge zu erkennen. Mehr Demokratie und Toleranz wollten die Münchner Spiele wagen und wurden am Morgen des 5. Septembers von der grausamen Realität eingeholt. „Doch dem Terrorakt ist es nicht gelungen, die Heiterkeit der Spiele in einem der weltweit schönsten Olympiaparks aus der Erinnerung zu verdrängen“, schloss Baumann ihre Ausführungen.