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Die „Eierfrau“ vor dem Rathaus

Isny / Lesedauer: 2 min

Für Renate Socher ist das Markttreiben wie eine Sucht
Veröffentlicht:22.07.2015, 16:47

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Was sie macht, das macht sie mit Leidenschaft. „Auf den Donnerstag auf dem Markt in Isny, da freu ich mich halt, weil d’Leut so nett send. Einfach normale, liebe Leut, a nette Kundschaft, koi Stress. Do brauch i me net zu verkopfa“, sagt Renate Socher. Es ziehe sie jeden Donnerstag eine unsichtbare Hand zum Wochenmarkt. „Das Marktfahren ist für mich wie eine Sucht.“ Vor dem Rathaus verkauft sie die Hühnereier aus einem ihr gut bekannten Freilandhof und von einem Biohof. Bioeier, Freilandeier und solche aus Hühner-Bodenhaltung. Auch ein paar Päckle Nudeln sind dabei und Fleischbrühwürze. Manchmal auch ein paar Wachteleier.

Sie hätte erst vor vier Jahren den Eierstand von Elisabeth und Josef Schädler aus Heggelbach übernommen, erzählt Socher. Beide seien kränklich gewesen, da hätte sie hin und wieder ausgeholfen. Dann waren‘s auf einmal drei Monate. Und jetzt sind es schon vier Jahre am Stück.

Renate Socher wohnt kurz vor Wengen zwischen der alten B12 und der Wengener Ach. Talaufwärts steht das große Hühnerhaus für 200 weiße und braune Legehühner, mit Sandplatz und Zugang zu einer riesigen grünen Wiese. Hinter dem Haus, im Schatten alter Bäume, ein Forellenteich und einige Gehege für Hasen, für Wachteln, für Seniorenhühner und ein kleines für solche Hühner, die von den anderen geplagt werden. Hühner seien nicht sozial. Wenn eine von den anderen attackiert wird, muss sie zu ihrem Schutz ins kleine Gehege.

Man müsse immer beobachten ob sie sich gut vertragen, erklärt die erfahrene Eierfrau. Wenn Hühner durch eineinhalb Jahre fast täglich ein Ei gelegt haben, kommen sie in den Seniorenstall, dürfen dort weiterleben und gerne auch weniger legen. Nach einem weiteren Jahr würden sie geschlachtet und als Suppenhuhn verkauft. Das Futter – ausschließlich Getreidekörner – lässt Socher aus einer Mühle kommen, sie mischt die Sorten selbst zusammen. „Darum geht’s doch schließlich: gute, artgerechte Fütterung, Auslauf auf die grüne Wiese und ein sauberer Stall, dann bleiben die Tiere gesund und benötigen keine zusätzliche Arznei“, sagt sie. Jeden Abend müsse sie die Stalltüre schließen, damit weder Fuchs noch Marder eindringen kann. „Wenn je ein Huhn versehentlich draußen bleibt, finde ich morgens nur noch ein paar Federn.“ Eines ihrer Hühner brauche täglich Sonderzuwendung. „Die Dame geht abends erst in den Stall wenn ich sie ausdrücklich darum bitte, ehe ich die Stalltüre zumache.“ Auf dem Markt verkauft Renate Socher frische Eier der beiden großen Hühnerhöfe, „die aus dem eigenen Stall reichen grad so für den Verkauf an der Straße vor dem Haus.“