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Beste Zahlen der Firmengeschichte

Isny / Lesedauer: 4 min

Ulrich Eberhardt tritt bei Motan kürzer - Service-Führerschaft ist das erklärte Ziel
Veröffentlicht:19.02.2017, 18:38

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Mit dem „besten Geschäftsjahr“ der Firmengeschichte und einem Umsatz von 118,9 Millionen Euro hat sich Ulrich Eberhardt zum 1. Januar 2017 nach 31 Jahren aus der Geschäftsführung der Gesamtunternehmensgruppe Motan-Colortronic verabschiedet. Für die Geschicke des Standortes Isny ist er als „60-Prozent-Vorruheständler“ aber nach wie vor verantwortlich. Seine Nachfolgerin als alleinige Geschäftsführerin der Gesamtgruppe ist Sandra Füllsack, die Tochter des langjährigen Hauptgesellschafters Ralf Schneider, der Motan 1967 aus dem Konkurs, in Familienbesitz und wieder in die Erfolgsspur geführt hatte. Die 50-jährige Füllsack gehört seit zehn Jahren der Geschäftsführung an.

Gegründet wurde Motan am 30. August 1947 in Überlingen als „Heizmotoren GmbH“, die Ölöfen, Pflanzenschutz- und Wärmegeräte produzierte. Aus diesem Geschäftsfeld ging 1996 „Swingtec“ in Isny als eigenständige Firma hervor. Ab 1972 konzentrierte sich Motan, zunächst als Lizenzhersteller, auf die Entwicklung und Produktion von Förder- und Einfärbegeräten für die Kunststoffindustrie, für die schon bald „in Eigenregie eine Vertriebsstruktur in ganz Europa aufgebaut wurde“, erinnert sich Eberhardt. Als „Schlüsselgerät“ bezeichnet er den ab 1977 serienreifen „Lufttrockner für Kunststoffgranulat“, der Wassermoleküle aus den auf Ölbasis hergestellten Kunststoffkernen entfernt.

Darauf aufbauend entwickelte Motan Dosier- und Mischgeräte sowie Transportsysteme für hochverdichtete Farbstoffe und Kunststoffgranulat, womit 1991 schon 40 Millionen D-Mark Umsatz erwirtschaftet wurde, zusätzlich zum Ur-Bereich Pflanzenschutz und Wärmetechnik. Im gleichen Jahr wurde in Konstanz die Motan Holding gegründet. „Wir haben im Anlagenbau, in der Konstruktion und bei Applikationen einen Trend gesehen, für den wir uns international aufstellen mussten“, blickt Eberhardt zurück.

Bereits 1979 war in der Schweiz die erste Motan-Tochter gegründet worden, 1984 folgte Frankreich, 1986 Großbritannien, 1987 der „Sprung in die USA“ sowohl mit einer eigenen Produktionsstätte als auch einer Vertriebsgesellschaft. Die nächsten Schritte waren 1993 die Gründung einer Niederlassung in Singapur und 1994 ein Lizenzabkommen mit einem japanischen und 1998 mit einem indischen Kooperationspartner. China und Italien folgten 1999 als neue Vertriebsstandorte.

Übernahme als Zäsur

„Eine Zäsur war 2006 die Übernahme von Colortronic“, fährt Eberhardt fort. Die Firma in Friedrichsdorf bei Bad Homburg sei damals „federführend in der Dosiertechnik“, allerdings im Besitz einer „amerikanischen Heuschrecke“ gewesen. Der Marktbewerber kam damals von sich aus wegen einer Übernahme auf Motan zu. „Wir entwickelten ein neues Produkt und eine gemeinsame Vertriebsgesellschaft, wobei das wichtigste Kapital das Know-how unserer Mitarbeiter war“, unterstreicht der langjährige Geschäftsführer. Nur so habe der Zusammenschluss zu „Motan Colortronic“ funktionieren können, auch mit weiteren Produktentwicklungen, denn „die meisten Übernahmen gehen schief“. In der chinesischen Stadt Taicang, die mit Oktoberfest, deutschen Metzgern oder Bäckern auch als „Little Germany“ bekannt sei, durfte Motan staatlicherseits 2008 eine eigene Produktionsstätte gründen, heute zu 100 Prozent eine Holding-Tochter, die ihrerseits im Reich der Mitte drei Vertriebsniederlassungen aufgebaut hat. Der gleiche Schritt folgte 2009 im indischen Chennai, wo ausschließlich für den Markt auf dem Subkontinent produziert wird. „Der Standort kam dieses Jahr mit einem guten Ergebnis, vorher hatten wir dort nur Investitionen“, berichtet Eberhardt. In Bangkok wurde 2014 ebenso eine eigene Gesellschaft gegründet wie das „Regiozentrum Brasilien“, von wo aus ganz Lateinamerika und vor allem Mexiko betreut wird, wo „Lego“ als ein „Renommier-Kunde seine bunten Spielbausteine produziert.

Ausweitung wird diskutiert

Weltweit existieren aktuell 13 Motan-Standorte, wobei sämtliche Entwicklungsarbeit ausschließlich in Isny geleistet wird, in direkter Verantwortung von Ulrich Eberhardt. „Derzeit haben wir am Achener Weg 2500 Quadratmeter Hallenfläche, aber wir diskutieren eine Ausweitung auf 6000 Quadratmeter“, gewährt der Geschäftsführer Einblicke in seine Pläne bis zum endgültigen Ruhestand. Von weltweit 505 Mitarbeitern beschäftigt Motan 263 am Standort Isny, 186 davon in der Produktion, unter ihnen allein 32 Ingenieure.

Doch es ist laut Eberhardt „unglaublich schwer, in Isny Leute zu bekommen“. Das Unternehmen müsse auch auf Headhunter zurückgreifen und suche den Schulterschluss mit regionalen Bildungseinrichtungen und Hochschulen, darunter die NTA, indem man duale Studienplätze und Themen für Diplomarbeiten anbiete. Werben könne Motan damit, „bescheidener und familiärer“ zu sein, gleichzeitig aber jungen Menschen die Chance zu bieten, bei „Eigeninitiative und Interesse“ interessante Arbeitsplätze in aller Welt anzubieten. Für die eigene Belegschaft und für Hochschulen wird der mit 20000 Euro dotierte „Motan Innovation Award“ ausgelobt für Ideen, die sich in der Praxis umsetzen lassen und die Produktion voranbringen.

Bis 2020 gibt Eberhardt „strategische Ziele“ vor: „Wir wollen 150 Millionen Euro Umsatz generieren, in unseren vier Marktsegmenten Lagern, Trocknen, Fördern, Dosieren und Mischen absolute Experten sein und wir streben die Serviceführerschaft an in der vorausschauenden Beratung wie auch der Begleitung der Anlagen bei unseren Kunden über den kompletten Lebenszyklus hinweg.“

Wer deren Namen und Branchen liest, im Automobil-, Verpackungs- oder Medizinbereich, der ahnt, dass die Firma Motan nichts anderes ist als ein „Hidden Champion“, ein verborgener Gewinner in einer absoluten Hightech-Nische.