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Langes Warten auf schnelles Internet soll ein Ende haben

Gaisbeuren / Lesedauer: 4 min

Ab Ende kommender Woche will der DSL-Anbieter Neckarcom Haushalte in Gaisbeuren und Reute anschließen
Veröffentlicht:03.05.2012, 22:30

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Wenn Andreas Fimpel einen Mausklick tätigt, kann er danach einen Kaffee holen gehen. Das Laden einer Internetseite dauert etwa 30 Sekunden. „Die bestehende Verbindung ist untragbar“, sagt er. Untragbar vor allem deshalb, weil viele Arbeitsschritte im Autohaus Fimpel in Gaisbeuren mittlerweile online ablaufen – zum Beispiel das Erstellen von Wartungsplänen, die dann direkt an die VW-Zentrale in Wolfsburg gehen. „Ende nächster Woche hat das Leiden ein Ende“, sagt Roland Steige, Vertriebskoordinator der EnBW-Tochter Neckarcom.

Der DSL-Anbieter Neckarcom sollte bereits 2011 Gaisbeuren, Reute und Enzisreute mit schnellem Internet versorgen, doch es kam zu Verzögerungen. Problem eins: Die Stadt hat Mitte 2010 Leerrohre von Bad Waldsee nach Gaisbeuren verlegt – im Rahmen eines Konjunkturprogramms zur Breitbandförderung im ländlichen Raum. Den Kosten von 50000 Euro standen Fördermittel in Höhe von 30 500 Euro gegenüber, erklärte jüngst Brigitte Göppel, Sprecherin der Stadt, auf SZ-Anfrage. „Es sah damals so aus, dass die Telekom die Rohre nutzen würde.“ Die Telekom habe für die Anbindung der Ortschaften Geld verlangt, und so kam als alternativer DSL-Anbieter Neckarcom ins Spiel, die die Lehrrohre allerdings nicht nutzen konnte – der Anschluss verläuft aus einer anderen Richtung, von Arisheim, wie Andreas Weiland erklärt. Er und Andreas Riegger betreuen vonseiten der Firma Riegger IT-Services mit Sitz in Reute als Vertriebspartner von Neckarcom die Anschlüsse vor Ort.

Daraus folgte Problem zwei: Die Infrastruktur musste neu geschaffen, andere Leerrohre verlegt werden. Über den Sommer 2011 mussten Grundstückseigentümer einwilligen, Baugesuche genehmigt werden. „Das hat gedauert, und dann kam der Winter“, sagt Weiland. Und im Winter lässt sich der gefrorene Boden schließlich nicht beackern.

Doch nun beginnt die Zeit des schnellen Internets. Laut Vertriebskoordinator Steige beginnt Neckarcom Ende kommender Woche damit, die bestehenden Verträge der Bürger zu kündigen, die das schnelle DSL bereits beantragt haben – 60 Anträge liegen derzeit vor. „Meine Wunschzahl für die drei Gebiete Gaisbeuren, Reute und Enzisreute liegt bei 400 Anschlüssen“, sagt Riegger. Mit einem Fingerzeig auf den sogenannten DSLAM-Outdoor-Kasten, der nahe Gaisbeuren die Verbindung zum Verteilerkasten der Telekom und somit die technische Grundlage für die DSL-Versorgung bildet, sagt Steige: „Hier allein stehen 26 000 Euro, die sich rechnen müssen.“

Wie schnell die Antragsteller mit DSL versorgt sind, hängt von mehreren Faktoren ab: Gibt es einen bestehenden Vertrag? Wenn ja, wie ist die Kündigungsfrist? „Das Leben der Leute im Haushalt ändert sich komplett“, sagt Neckarcom-Vertriebskoordinator Steige. Also kein Warten mehr, sobald man eine Internetseite aufruft. Andreas Fimpel freut das. „Ich gehe davon aus, dass die Verbindung zehn Mal schneller ist. Das ist eine echte Erleichterung.“

In seinem Fall mag das stimmen, schließlich liegt das Autohaus keine 500 Meter Luftlinie vom DSLAM-Outdoor-Kasten entfernt. Andreas Weiland: „Das Gewerbegebiet Gaisbeuren bekommt mit 50 000 kbit pro Sekunde die schnellste Datenübertragung“, die Upload-Rate liege bei 10000 kbit pro Sekunde. Dann wird die Rate langsamer, denn „die Geschwindigkeit nimmt ab, je länger das Kabel ist“, so Weiland.

Reute und Enzisreute werden den Verlust an Geschwindigkeit zu spüren bekommen – wie genau, das kann IT-Experte Weiland nur schätzen. Für Reute rechnet er mit einer Geschwindigkeit zwischen 6000 und 16 000 kbit pro Sekunde, für Enzisreute mit rund 6000. „Sobald die ersten Kunden angeschlossen sind und wir tatsächliche Werte haben, stellen wir sie auf unsere Homepage“, sagt Weiland. Von der Versorgung ganz abgeschnitten sind Orte wie Arisheim und Kümmerazhofen. Sie liegen nicht entlang der Trasse der Datenautobahn.

Franz Bendel, Ortsvorsteher von Gaisbeuren, merkt zwar an, dass der Anschluss viel früher geplant gewesen sei, doch er sagt auch: „Ich bin glücklich, dass es jetzt soweit ist.“ Für das Gewerbegebiet sei die schnelle Übertragungsrate wichtig, weiß er. Auch die Ortschaftsverwaltung habe DSL bereits beantragt – gerade für das Pass- und Meldewesen ein großer Gewinn. Sein Kollege aus Reute, Lothar Grobe, zeigt sich nicht ganz so begeistert: „Es ist eine kleine Verbesserung für Reute, aber nicht optimal.“