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Mayerföl

Bundesverdienstkreuz für „Mama Monika“

Gaisbeuren / Lesedauer: 4 min

Monika Blaser bekommt für ihr Engagement die höchste Auszeichnung Deutschlands
Veröffentlicht:09.03.2015, 18:41

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Am Anfang der Tansania-Hilfe von Monika und Horst Blaser standen ein Vorsatz und ein Zufall. Den Vorsatz hatte das Paar vor Jahren getroffen. Er lautete: Sind die Kinder aus dem Gröbsten raus, wollen sie sich verstärkt sozial engagieren. Der Zufall kam vor 18 Jahren hinzu und heißt Franz Mayerföls. Für ihr außergewöhnliches Engagement bekommt Monika Blaser am Dienstagabend das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Krankenschwester gesucht

„Es war eiskalt und hatte geschneit“, erinnert sich Monika Blaser lächelnd an den Moment, der ihr Leben und das ihres Mannes verändern sollte. „Ich kam gerade vom Bäcker raus, da traf ich Franz Mayerföls, einen Schulfreund meines Mannes. Und er sagte: ,Du kommst grad recht‘.“ Für ein Baupropjekt in Tansania war er auf der Suche nach einer Krankenschwester, die sich im Falle von Verletzungen vor Ort um die Bauarbeiter kümmern sollte. 28 Jahre lang hat sie im Weingartener Krankenhaus 14 Nothelfer gearbeitet, davor auf der Wachstation im Krankenhaus Spital in Ravensburg. Auch mit Horst Blaser habe Mayerföls dann Kontakt aufgenommen und von seiner Idee berichtet. Die Blasers sagten unisono „ja ja“, denn sie nahmen die Anfrage nicht allzu ernst. „Ein dreiviertel Jahr später kamen wir eines Tages nach Hause und in unserem Hof lagen zwei Bettrollen“, berichtet Monika Blaser. Bettzeug, das für die Reise der Blasers nach Tansania von Mayerföls vorbereitet worden war. Das nahmen die Blasers dann ernst.

Am 3. Januar 1998 reiste das Paar erstmals nach Tansania. Sie hatten bereits andere afrikanische Länder gesehen, doch hier waren sie nie zuvor. Es klingt abenteuerlich, wenn die beiden von ihren ersten Eindrücken des Landes berichten, vom Weg voller Hindernisse durch die Wildnis. „Und plötzlich, mitten im Nirgendwo, waren wir da.“ Sie waren an einer alten Missionsstation in der Kirchengemeinde Ifunda der Diözese Iringa im Südwesten Tansanias angekommen.

Gleich am nächsten Tag begannen die Bauarbeiten. Monika Blaser wurde nicht gebraucht. Also wanderte sie umher, sah sich um und kam an eine medizinische Ambulanz. „Sie war zerfallen, die Fenster waren kaputt“, schildert sie ihren ersten Eindruck. Auch der Anblick der Behandlungsmethoden bewegte Monika Blaser. „Ich habe gesehen, dass die Frauen dort Stoffstreifen abrissen und damit die Wunden umwickelten.“ Monika Blaser musste etwas tun.

Zurück zu Hause begann sie damit, erstmals zu betteln, wie sie sagt. Damit meint Monika Blaser das Nachhaken bei Firmen, die medizinisches Material herstellen, ob sie vielleicht Produkte haben, die noch völlig in Ordnung, aber nicht mehr für den Verkauf zu gebrauchen sind. „Und ich wurde mit offenen Armen empfangen“, freut sie sich.

Jährlich zwei Mal in Tansania

Seit dieser Zeit sind die Blasers jedes Jahr mindestens zwei Mal vor Ort in Tansania. Anfänglich musste Monika Blaser den Mitarbeitern in der Ambulanz erklären, was es bedeute, Wunden steril zu behandeln. „Ich wusste, ich muss Krankenschwestern ausbilden“, sagt sie. Das tat und tut sie noch immer - mittlerweile mit Unterstützung von ihrer Koordinatorin vor Ort, Oberschwester Anastasia Kayenze. Bis heute organisiert Monika Blaser, welche Schwester wann was lernen soll.

Dabei geht es den beiden nicht nur um Behandlungen von Krankheiten und Wunden, sondern auch um Prophylaxe. Sie haben gesehen, was die in Tansania üblichen Petroleumlampen und zudem Buschbrände anrichten können. So hat Monika Blaser zum einen Ärzteteams aus Deutschland organisiert, die regelmäßig für zwei Wochen nach Tansania reisen und speziell Brandverletzungen behandeln. Das Team schafft etwa 80 bis 120 Operationen in dieser Zeit. Und um Verletzungen vorzubeugen, haben sie ein Ofen-Projekt ins Leben gerufen. Ein Projekt, durch das die Feuerstellen in den Häusern der Einheimischen sicherer werden. Als Monika Blaser erstmals ein Kind mit Klumpfüßen, also mit verdrehten Gliedern, gesehen hat, war ihr klar: Sie muss ein Team organisieren, das helfen kann. „Jetzt haben wir alles abgedeckt, was an Wunden und Krankheiten anfällt“, freut sich Monika Blaser.

„Mama Monika“, wie sie in Tansania genannt wird, weiß nicht, wer sie für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen hat. „Es muss aber jemand sein, der uns nicht allzu gut kennt“, vermutet sie, „denn sonst hätte derjenige uns beide vorgeschlagen.“ Horst Blaser nimmt das gelassen. Er freut sich für seine Frau. Und auch sie sagt: „Zuerst war ich völlig überrascht. Nach ein paar Tagen habe ich aber gedacht: Das ist gut für unser Projekt, es wird dadurch bekannter.“ Sie werde die Auszeichnung am Dienstagabend Abend von Landrat Kurt Widmaier im Bad Waldseer Rathaus stellvertretend für alle entgegennehmen, die am Projekt beteiligt sind. Und die Blasers versprechen: „Wir werden das weitermachen, so lange wir können.“

Mehr über die Kinderhilfe Tansania der Blasers gibt es im Internet unter

klumpfuss-feuerkinder.de