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Landwirtschaftszentrum

Gelbe Gefahr auf Wiesen und in Gärten

Eintürnen / Lesedauer: 3 min

Einheimisches Wasserkreuzkraut und Johanneskreuzkraut auf dem Vormarsch – Pflanzen bereiten Experten zunehmend Kopfschmerzen
Veröffentlicht:21.08.2014, 11:48

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„Nicht alles was schön aussieht, tut auch gut…“ ist der Titel eines Informationsblatts, das Mitarbeiter des Landwirtschaftszentrums Baden Württemberg am Dienstag zu einer Infoveranstaltung über Wasser- und Jakobskreuzkraut mitgebracht hatten. Eingeladen waren Mitarbeiter der Bauhöfe Bad Wurzach und Aichstetten, Ortsvorsther und Landwirte. Anlass der Veranstaltung auf der Wiese von Landwirt Albert Galster war die Erkennung der Giftpflanzen, deren Bekämpfung sowie geeignete Kontrollmaßnahmen.

Galster selbst hatte sich vor zwei Jahren das gelb blühende Wasserkreuzkraut aus dem Wurzacher Ried eingeschleppt. „Extensive Bewirtschaftung und lückenhafte Grünflächen machen es dem Lichtkeimer leicht sich zu vermehren“, erklärt Albrecht Siegel , Leiter des Landwirtschaftsamts in Ravensburg. Deshalb sei es wichtig, dass Landwirte, Straßenverwaltungen, Gemeinden und private Gartenliebhaber Jakobs- wie auch Wasserkreuzkraut genau erkennen, um dann einer weiteren Verbreitung entgegenzuwirken. Wasserkreuzkraut mag es etwas feuchter und kann an Feuchtwiesen und Rieden gefunden werden, erklärte Siegel. Es siedele sich aber auch auf Wiesen an. Jakobskreuzkraut mit einer Wuchshöhe von fast einem Meter bevorzuge hingegen eher trockene Standorte und sei eher an Straßenrändern zu sehen.

Die schon seit Jahrhunderten in Deutschland einheimischen Giftpflanzen können bei Pferden und Rindern Leberschäden verursachen und sind auch für den Menschen nicht genießbar. Im schlimmsten Fall führt das verfüttern sogar zum Tod. Es ist aber nicht so, dass das Knabbern an einer Pflanze zwangsläufig tödlich endet, vielmehr sind es Giftstoffe in der Pflanze, die im Körper nicht abgebaut werden und zu Vergiftungen führen. Sehr selten führe das zum Tod eines Nutztieres. Grundsätzlich meiden die Tiere stehende Pflanzen. Gefährlich wird es erst, wenn die Unkräuter in Silo und Heu vorkommen, denn dann können die Tiere die Pflanze nicht mehr erkennen.

Pflanzenschutzmittel können helfen

„Ähnlich wie bei Ampfer gibt es Pflanzenschutzmittel oder mechanische Maßnahmen, die einer Vermehrung entgegenwirken können“, erklärt Benjamin Maack vom Landwirtschaftsamt in Ravensburg . Den anwesenden Landwirten und Bauhofmitarbeitern empfahl Maack, wenn nötig, eine punktuelle Behandlung des Kreuzkrautes durch diverse Pflanzenschutzmittel, die noch vor der Blühte eingesetzt werden müssen. Früheres Mähen und auch Hochschnitt (bis sieben Zentimeter) könnten helfen, den Vormarsch etwas zu bremsen. Intakte, dichte Wiesen und Grünflächen würden dem Lichtkeimer ebenfalls eine Ansiedlung schwer machen.

Am effektivsten aber seien mechanische Maßnahmen, sprich, das Ausreißen der Giftpflanze und die Entsorgung im Restmüll. „Niemals zum Kompostieren verwenden“, rät Siegel. „Lediglich dazu befugte Biogasanlagen könnten mit dem Unkraut stark verseuchte Mahd noch verwenden. Der Samen würde dann abgetötet“, erklärte Werner Sommerer, Grünlandberater des Landwirtschaftsamtes.

Der private Gärtner könne helfen, indem er auf das Aussäen von Jakobs- und Wasserkreuzkraut beinhaltenden Blütenmischungen verzichtet und auch in seinem Garten dafür sorgt, dass diese Kräuter sich nicht weiter vermehren können. Die Experten weisen darauf hin, dass es nichts nutze, in Panik zu verfallen und alles, was gelb blüht, auszumerzen. Vielmehr solle man dem Unkraut konsequent zu Leibe rücken – egal ob nun mehrere Hektar bewirtschaftet werden oder eben ein schönes Gärtchen.

Bei Fragen kann im Landwirtschaftsamt bei Benjamin Maack, Telefon 07 51 / 85 61 31, oder bei Werner Sommerer, Telefon 0 75 61 / 98 20 66 32, angerufen werden.