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Bodnegg / Lesedauer: 5 min

Eugen Abler übt Kritik an CDU – Von Anfang an in Bodnegg engagiert
Veröffentlicht:19.12.2016, 11:00

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An den Positionen von Eugen Abler reiben sich selbst seine CDU-Parteikollegen. Er ist nicht unumstritten in den eigenen Reihen. Das weiß der 64-jährige Bodnegger. Von seinen Positionen rückt er aber nicht ab, weil er, so sagt Abler, keinen Einheitsbrei will. „Ich bin tief davon überzeugt, dass wir Politik aus christlicher Verantwortung machen müssen, und ich bedauere, dass die CDU nach links gerückt ist“, sagt er.

Erst Anfang Dezember, beim CDU-Bundesparteitag in Essen, zählte er zu den wenigen entschiedenen Kritikern der Parteivorsitzenden und Bundeskanzlerin Angela Merkel . „Nach meiner Rede war klar, dass ich sie nicht unterstützen kann.“

Elfmal stand Abler schon bei den Bundesparteitagen der Christdemokraten an den Rednerpulten. Immer wieder werden seine Worte von den großen nationalen und internationalen Medien zitiert. Auch dieses Mal. Auf das kommt es ihm nicht an, sagt Abler und meint das ernst. Ihm gehe es um die Partei und eine christliche Politik, „dass sich die Partei von innen erneuert und zurückfindet zu ihren Grundwerten“, sagt er.

Seit 1977 ist Abler in der CDU. Heute, findet er, sei es nicht mehr die Partei, in die er eingetreten ist. Aus tiefer Überzeugung sagte er bei seiner Rede: „Wir haben viele christdemokratische Prinzipien über Bord geworfen: Beispiele sind die Anerkennung der Homo-Ehe, das Adoptionsrecht für Homosexuelle, die Gender-Ideologie, Quotendenken, Verharmlosung der Islamisierung.“ So ist ihm auch die Vereinigung „Lesben und Schwule in der Union“ (LSU) ein Dorn ihm Auge. Homosexualität habe nichts mit dem „C“ zu tun, so heiße es schon in der Bibel, sagt er.

Wie sehr er mit der jetzigen Politik der CDU nicht einverstanden ist, zeigte allein seine Kandidatur bei der Nominierung 2012 zum CDU-Bundestagsabgeordneten. Als einer von fünf Kandidaten trat er gegen den damaligen Amtsinhaber Andreas Schockenhoff an. Er landete auf Platz 4 von 6 mit 17,3 Prozent der Stimmen. Heute sagt er dazu: „Die Situation in der CDU war so, dass meine Kandidatur eine Antwort darauf war.“

Angetrieben wird Eugen Abler von seinem katholischen Glauben, erzählt er. „Mich kann von der Kirche nichts trennen, wenn, dann leide ich mit“, sagt der Katholik, der aber auch an der Politik seiner Kirche Kritik übt, zum Beispiel stören ihn „manche liberale Werte, die das Kreuz verraten“. Die Frage, ob Frauen in den Priesterdienst einsteigen dürfen oder nicht, stellt sich ihm nicht. Dass sich eine Gesellschaft und Situationen über Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende verändern, spielt für ihn keine Rolle. „Wenn wir wirklich an Gott glauben, darf ich auch darauf vertrauen, dass er uns durch die Zeit führt“, sagt Abler.

41 Jahre im Gemeinderat Bodnegg

Aufgewachsen ist Abler in einem kleinen Weiler bei Bodnegg , wo er noch heute wohnt. Er ging auf die katholische Volksschule in Bodnegg, machte eine Ausbildung bei der Bundespost, holte über den zweiten Bildungsweg mittlere Reife und an der Humpisschule in Ravensburg sein Abitur nach, um dann in Mannheim Betriebswirtschaftslehre zu studieren. Abler arbeitete als Controller für Escher Wyss in Ravensburg und für Dornier am Bodensee.

Schon früh beschäftigte er sich mit dem Thema Glauben. Mit 14 Jahren trat er in die Kolpinggemeinschaft ein, bei der er bis heute aktiv und sogar Vorsitzender des Diözesanverbandes Rottenburg-Stuttgart ist. „Mein Wegweiser war immer Adolph Kolping, der sagte: ,Sei als Christ tüchtig in Familie, Kirche, Beruf und Staat.’“ In diesem Sinne engagiert sich Eugen Abler seit Jahrzehnten. Seit 41 Jahren ist er Mitglied im Bodnegger Gemeinderat, seit zwölf Jahren Mitglied im Ravensburger Kreistag, er ist Kommunionhelfer und Wortgottesdienstleiter.

Besonders engagiert sich der 64-jährige Junggeselle bei den „Christdemokraten für das Leben“ (CDL) für das Thema Lebensschutz, er ist also ein entschiedener Abtreibungsgegner. Nach seiner Auffassung beginnt Leben ab dem Zeitpunkt, wenn das Spermium die Eizelle befruchtet. Doch warum treibt ihn ausgerechnet dieses Thema um, das er auch in seinen Reden immer wieder anspricht? „Ich habe mich schon immer mit den existenziellen Fragen des Lebens beschäftigt“, sagt Abler. Einen Schwangerschaftsabbruch möchte er unter keinen Umständen dulden. „Da darf man keinen Türspalt öffnen. Ich setze natürlich voraus, dass es für die Frauen dementsprechend Unterstützung gibt.“ Auch die Kirche äußere sich zu selten gegen Abtreibungen.

Vor zwölf Jahren hob der Christdemokrat die Ordensverleihung der „Goldenen Schwarzwurst“ aus der Taufe – eine mittlerweile jährliche CDU-Veranstaltung, bei der konservative Politiker mit der „Goldenen Schwarzwurst“ ausgezeichnet werden. Viele Prominente sind dort schon ausgezeichnet worden, wie etwa EU-Kommissar Günther Oettinger, der damalige Landtagspräsident Guido Wolf oder der Liechtensteiner Regierungspräsident Adrian Hasler, ehemalige Minister und oberschwäbische Prominente. „Die Veranstaltung war konzipiert, um ein paar Mitglieder mehr hinter dem Ofen vorzulocken“, sagt Abler heute und lacht.

Für sein vielfältiges Engagement ist der 64-Jährige 2014 mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik ausgezeichnet worden.

Eugen Abler ist ein Streitbarer, er ist manchmal unbequem, seine Positionen finden viele aus der Zeit gefallen, aber er ist engagiert in der Sache, er meint es ernst und gut in seinem Sinne, auch wenn er dabei manche vor den Kopf stößt. „Wer redlich das Gute will, dem hilft Gott“, zitiert er Adolph Kolping.