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Stangenpalme

Schöne Stangenpalmen bleiben auf der Bühne

Berg / Lesedauer: 4 min

Wegen Corona fällt die Prozession am Sonntag aus – Trotzdem stehen Palmzweige in der Kirche
Veröffentlicht:02.04.2020, 07:00

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Eine Palmprozession hat in Berg lange Tradition. In diesem Jahr kann sie wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden, doch ganz verzichten muss die Gemeinde auf einen Auftakt in die Karwoche deshalb nicht. Die Kirchentüren sind auf, auch wenn derzeit keine öffentlichen Gottesdienste stattfinden. Aber so kann – bei gebührendem Abstand – jeder Gläubige am Sonntag selber Einkehr halten und sich an Palmenschmuck erfreuen, auch wenn dieser im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten äußerst gering ausfallen wird.

„Es werden nur der große Pfarrer- und zwei Ministrantenpalmen sein“, sagt Brigitte Bott . In früheren Jahren wurden 18 sogenannte Ministrantenpalmen mit rot gefärbten sowie ein Pfarrerpalmen mit weißen, jeweils mit christlichen Motiven bemalten Eiern von der Kirchenbühne geholt, um von Messdienern und Seelsorger bei der Palmprozession über die Bergkuppe getragen und dann feierlich geweiht zu werden.

Tradition aus den 60er-Jahren

Es ist eine Tradition, die in den 1960er-Jahren vom Gemeindepfarrer Josef Ziesel begründet wurde, der in Bimba Lambert eine eifrige Unterstützerin gefunden hatte. 250 bis 300 Palmen zählte die Berger Palmprozession zu ihren besten Zeiten. 130 bis 150 waren es auch in den vergangenen beiden Jahren noch. Pfarrer Ziesels Nachfolger hatten die Tradition aufrechterhalten. Und auch Peter Häring , hätte sich seinen ersten Palmsonntag als Bergs neuer Pfarrer anders vorstellen können.

Ein Tag, der bislang als Hochfest begangen wurde, sollte wegen der Corona-Krise nicht einfach verschwinden und die Gemeinde in der vorösterlichen Zeit nicht allein bleiben. So wird der Pfarrer an der täglichen Messfeier und Stundengebeten festhalten – ohne Öffentlichkeit.

Predigten im Internet

Die Sonntagspredigten veröffentlicht Pfarrer Häring im Internet, was er nach eigenem Bekunden nicht tun würde, „da diese (hoffentlich) auch stark vom gesprochenen Wort geprägt sind. Aber zurzeit ist diese Art der Verkündigung nicht möglich.“ Kirche auf räumlichen Abstand also. Im Vertrauen darauf, dass die Menschen diesen einhalten, soll der Palmsonntag wenigstens ein Stück Normalität behalten.

Und so können die Berger auch diesmal Palmen zur Kirche bringen, wo in einem nichtöffentlichen Gottesdienst Palmen und Palmzweige geweiht werden. Gotteshausbesucher können die geweihten Zweige, denen ein Gruß und Segensspruch des Pfarrers angeheftet sind, mit nach Hause nehmen. Dort werden sie am Kreuz angebracht – im Glauben daran, dass sie die Bewohner vor Krankheit und Unbill schützen. In diesem Sinne lud Pfarrer Häring in der Predigt zum vierten Fastensonntag dazu ein, „trotz allem mit Hoffnung und auch einem Stück Vorfreude auf das bevorstehende Osterfest zu schauen und es entsprechend vorzubereiten“. Passend dazu werden, so Diakon Gerhard Marquard, in St. Peter und Paul Berg Stationen mit Texten und Impulsen aufgebaut sein, um die Gemeinde durch die Heilige Woche zu begleiten. Beginn ist mit dem Palmsonntag und der Erinnerung an Jesu Einzug in Jerusalem.

Nur drei statt 20 Kirchenpalmen

Auch wenn dies alles eine abgespeckte Version der gewohnten Palmsonntagsfeier sein wird: Brigitte Bott freut sich darauf. Vor acht Wochen dachte sie noch, dass alles so stattfinden würde, wie es in den vergangenen 20 Jahren war, als sie in die nicht offizielle Rolle einer „Palmenverantwortlichen“ hineingerutscht war. Auf ein Wiedersehen all jener Palmen, bei denen in einer von ihr initiierten Spendenaktion die Hühner- gegen stabilere Holzeier getauscht sowie neue Stangenpalmen von privat in Auftrag gegeben worden waren. Sie hatte bereits viele, viele Dinge rund um den Palmsonntag organisiert: Frauen für das Einkranzen der Kirchenpalmen wieder angefragt, Spender für frisches Thuja-Reisig gesucht, sich ums Anbringen der Grußkärtchen an die Palmzweige gekümmert und anderes mehr. Manches war umsonst. Denn statt 20 Palmen mit einem Dutzend Frauen im Gemeindehaus wird sie jetzt nur drei Kirchenpalmen in Botts Keller bekranzen. „Jetzt muss halt mein Mann der Äschtlesgeber macha“, lacht Bott und wünscht sich, dass auch Familien, die das Material im Haus und das Geschick fürs Palmenbinden in den Händen haben, sich trotz - oder gerade wegen Corona – an die Arbeit machen und sich wie in normalen Jahren einen Palmen binden. „Und diesen, so wie ich unseren Familienpalmen, dann im Haus aufstellen.“