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Hautkrankheit

Krätze im Baindter Asylbewerberheim

Baindt / Lesedauer: 3 min

28 von 52 Flüchtlingen sind betroffen, mittlerweile sind sie aber behandelt – Keine Gefahr für Dritte
Veröffentlicht:08.09.2016, 18:19

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Im Baindter Asylbewerberheim am Annaberg ist die Krätze ausgebrochen. 28 der 52 dort lebenden Flüchtlinge sind betroffen. Entsprechende Informationen der SZ hat das Landratsamt Ravensburg bestätigt. Das Landratsamt ist für die Erstunterbringung von Flüchtlingen zuständig.

Wie es zum Ausbruch der Krankheit, die durch Milben ausgelöst wird, gekommen ist, ist allerdings noch unklar. Vermutet wird, dass ein Besucher die Milben eingeschleppt haben könnte und die Männer angesteckt hat. „Dazu haben wir einen Hinweis. Die Bewohner haben von diesem Besucher berichtet, der auch über einen starken Juckreiz geklagt hat. Außerdem passt die Zeit des Besuches zur Inkubationszeit (also die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit; Anmerkung der Redaktion) der Krankheit“, sagt Franz Hirth , Pressesprecher des Landratsamtes Ravensburg. Woher der Besucher kam und um wen es sich dabei handelt, weiß man nicht.

Den betreuenden Sozialarbeitern des Landratsamtes sind in den vergangenen Tagen vermehrt Klagen von Flüchtlingen über Juckreiz zu Ohren gekommen, ein Arzt hat dann die Krätze diagnostiziert. Momentan werden alle Bewohner behandelt, zur Sicherheit auch diejenigen, die nicht betroffen sind. Das heißt, sie bekommen Medikamente. Zudem werde die Unterkunft desinfiziert, eine Quarantäne sei nicht notwendig, sodass alle Flüchtlinge im Heim wohnen bleiben können. Auch eine Gefahr für Dritte bestehe nicht, wie Franz Hirth sagt.

Für die Desinfizierung hat das Landratsamt extra eine Gefriertruhe gekauft, denn alle Textilien werden eingefroren, damit die Milben absterben. Alle Kleider werden in Plastiksäcke verpackt und auch die Matratzen werden einzeln eingefroren. Die Sofas sind sicherheitshalber entsorgt worden. Das Gesundheitsamt ist dabei involviert.

Bei der Krätze (medizinisch: Skabies) handelt es sich um eine Hautkrankheit, die von einem Parasiten, der Krätzemilbe (lateinisch: Sarcoptes scabiei oder hominis), übertragen wird. Sie bohrt sich in die Haut und legt dort Eier und Kotballen ab. Das wiederum ist die Ursache für den starken Juckreiz. Äußerliche Merkmale sind Hautveränderungen, die sich in kommaartigen weißen Gängen, Pusteln und Bläschen auf der Haut äußern. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis sechs Wochen.

Institut: Umarmung ohne Risiko

Laut Informationen des Robert-Koch-Instituts (RKI) wird die Milbe bei einem langen und engen Haut-zu-Haut-Kontakt (länger als fünf bis zehn Minuten) übertragen. Insgesamt bewegen sich die Krätzemilben, die zu den Spinnentieren zählen, sehr langsam und orientieren sich an Geruch sowie Temperatur. „Dementsprechend sind Handschütteln, Begrüßungsküsse, Umarmungen, eine kursorische Untersuchung der Haut etc. von Patienten mit gewöhnlicher Skabies (Krätze; Anmerkung der Redaktion) ohne Risiko“, heißt es auf der Internetseite des RKI.

Ein erhöhtes Risiko an Ausbreitung der Krankheit ist überall dort gegeben, wo viele Menschen auf engstem Raum zusammenleben, zum Beispiel in Kindergärten, Pflegeheimen, Behinderten- oder Obdachloseneinrichtungen und eben auch in Flüchtlingsheimen. Die Krätze kommt in Mitteleuropa äußerst selten vor – wenn dann in besagten Gemeinschaftsunterkünften. In Entwicklungsländern mit miserablen hygienischen Zuständen wird ein Wert von 30 Prozent der Bevölkerung genannt, der infiziert ist. Dennoch sagen Experten, dass man trotz größter Hygiene von den Milben befallen werden kann.

Dennoch haben Flüchtlinge ein höheres Risiko, daran zu erkranken, weil sie aus Ländern kommen, in denen die Krankheit verbreiteter als in Europa ist und weil sie während der Flucht unter teils widrigen Bedingungen leben müssen. Dazu schreibt das RKI: „Dennoch ist das Risiko von Skabiesausbrüchen in Erstaufnahmeeinrichtungen und Sammelunterkünften gering, da Asylsuchende in der Regel nicht immunkompromittiert sind und die Wahrscheinlichkeit von intensivem Hautkontakt (außer in Familien) gering ist.“

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