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Die Baindter Kandidaten antworten (Teil 2)

Baindt / Lesedauer: 8 min

Welche Vorstellungen haben die Baindter Bürgermeisterkandidaten von der Gemeinde? Was soll sich verändern? Was soll bleiben, wie es ist? Das lesen in diesen Wahlprüfsteinen.
Veröffentlicht:27.11.2018, 10:54

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In Baindt wird am Sonntag, 2. Dezember, ein neuer Bürgermeister gewählt. Zur Wahl stellen sich die Eschacher Ortsvorsteherin Simone Rürup , der Vermessungsdirektor und ehemalige Bürgermeister von Ebenweiler Stefan Obermeier, der Geschäftsführer des Stadtmarketings Weingarten Marcus Schmid sowie der Baindter Praxisassistent Jürgen Maunz. In zwei Teilen ihrer sogenannten Wahlprüfsteine hat die „Schwäbische Zeitung“ den Kandidaten Fragen zu den kommunalpolitischen, aber auch allgemeinen Themen in Baindt gestellt, die sie unabhängig voneinander beantwortet haben. Was Sie hier lesen, ist der direkte Wortlaut der Kandidaten auf die dazugehörigen Fragen. Dem vierten Kandidaten, Jürgen Maunz, ist es derzeit aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich, weder Wahlkampf zu machen noch bei den Wahlprüfsteinen teilzunehmen.

Hier sind die Antworten der Kandidaten:

Die Umgestaltung der Baindter Ortsmitte ist ein großes Thema. Doch eine lebendige Ortsmitte schafft man nicht allein durch Umgestaltung. Was ist für ein lebendiges Zentrum zu tun?

Simone Rürup: Eine Ortsmitte ist dann belebt, wenn es gute Gründe gibt, sie zu besuchen. Ein hübsch gestalteter Platz zum Verweilen und um sich zu begegnen, ein Spielplatz und ein Café, Ladengeschäfte; prima wäre ein weiterer Arzt. Wichtig ist, dass all dies nicht nur geschaffen, sondern am Leben gehalten wird. Wenn zum Beispiel eine Arztpraxis oder ein Geschäft altershalber aufgegeben wird, möchte ich mich frühzeitig um einen Nachfolger kümmern. Um einen staatlichen Gründungszuschuss geltend zu machen, werde ich selbstverständlich behilflich sein.

Stefan Obermeier : Die bauliche Umgestaltung ist nicht alles – aber Voraussetzung. So schaffen wir Raum für Begegnung und laden zum Verweilen ein. Ein lebendiges Ortszentrum soll von Veranstaltungen, Märkten und attraktivem Einzelhandel geprägt werden. Ideen? Konzerte, Open-Air-Kino, Floh- und Wochenmärkte und regelmäßige Vereinsveranstaltungen und Gewerbeschauen. Die Belebung der Mitte sollte von Bürgern getragen werden, schließlich wollen wir hier ein tolles Angebot für alle Baindterinnen und Baindter schaffen. Unser Vorteil dabei ist, dass die Schenk-Konrad-Halle miteinbezogen werden kann.

Marcus Schmid: Die Dorfmitte soll attraktiver Treffpunkt mit Anziehungskraft für Jung und Alt werden. Als Geschäftsführer der Stadtmarketing GmbH beschäftige ich mich täglich mit Maßnahmen zur Steigerung der Aufenthaltsqualität und Erhöhung der Verweildauer von Bürgern und Besuchern. Ob auf dem Dorfplatz ein großer Neubau entstehen muss, sehe ich kritisch. Ich stelle mir dort viel Grün und Sitzgelegenheiten vor. Bei der Ausgestaltung ist es mein Ziel, dass Baindter sich früh und detailliert einbringen und mitbestimmen. Auf diese Art wird eine bestmögliche Identifikation mit dem Ergebnis erreicht.

Kulturell steht Baindt im Schatten von Baienfurt. Was kann man dagegen tun?

Simone Rürup: Sich auf das Gute und Schöne besinnen. Was man hat, aktiv betreiben und weiterentwickeln. Baindt ist bekannt für sein reges Vereinsleben – das jährliche Fest des Musikvereins, das Weinfest der Schalmeien, Maibaumstellen und so weiter. Diese gelebten Traditionen machen Baindt authentisch, also interessant. Im Übrigen bin ich sicher, hier schlummern noch unbekannte Ideen und Ambitionen, die nur darauf warten, entdeckt zu werden. Bei alldem steht für mich an erster Stelle die Lebensfreude der Baindterinnen und Baindter selbst. Wenn wir damit auch Gäste in den Ort holen, umso besser.

Stefan Obermeier: Kulturelle Veranstaltungen sind wichtig, sie bringen Menschen zusammen und sind ein essenzieller Teil des Gemeindelebens. Deshalb werde ich das bestehende kulturelle Angebot beleben. Es geht mir aber nicht primär darum, aus einem Schatten zu treten, sondern darum, das eigene Profil zu schärfen. Ich möchte die Vereine ermuntern, weiter kulturell aktiv zu sein, und z.B. die neue Ortsmitte zu nutzen. Meine Erfahrung sagt mir, dass das finanzielle Risiko nicht bei Vereinen oder Privatpersonen liegen darf, sondern durch enge Zusammenarbeit mit der Gemeinde minimiert werden kann.

Marcus Schmid: Wir leben in einer Region, die kulturell insgesamt sehr viel zu bieten hat. Hierzu leistet Baindt mit seinem vorbildlichen Ehrenamt und mit seiner vielfältigen Vereinslandschaft in den Bereichen Sport, Musik und Kunst einen großen Beitrag. Alljährliche Besonderheiten wie das Reitturnier und das Weinfest der Schalmeien sind Highlights in der Region. Übrigens spielen die Fußballer des SV Baindt seit zwei Jahren eine Liga höher als die Nachbarn. Mit der Tennishalle und 17 Mannschaften im Spielbetrieb kann sich Baindt mit den Großen im Schussental messen.

Wie überall gibt es auch in Baindt einen Konflikt zwischen Landwirtschaft und Naturschutz. Wie begegnen Sie diesem?

Simone Rürup: Diesen Konflikt sehe ich mit intensiv bewirtschafteten agrarischen Großbetrieben. Und zwar sowohl hinsichtlich Naturschutz als auch Landschaftspflege und Lebensqualität. Hingegen können umweltverträgliche, bäuerlich bewirtschaftete Höfe zu Landschaftspflege und Naturerlebnis nach meiner Überzeugung einen wichtigen Beitrag leisten. Ihnen möchte ich so gut wie nur möglich zur Seite stehen. Sorgen der Bürger und wirtschaftliche Interessen stehen sich oftmals gegenüber, hier ist gute Kommunikation und Information hilfreich.

Stefan Obermeier: Unsere Landwirte erhalten die Kulturlandschaft und somit den Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Gleichzeitig kämpfen sie gegen großen Preisdruck und stetigen Flächenverlust, weshalb sie versuchen, den Ertrag pro Fläche zu steigern. Eben diese Intensivierung birgt Konfliktpotential. Meiner Meinung nach liegt ein Lösungsansatz im regionalen Markt: Wenn wir unsere Landwirte unterstützen, mehr für den regionalen oder gar lokalen Markt zu produzieren – egal ob Lebensmittel oder Energie – schaffen wir Transparenz, Vertrauen und Wertschätzung verbunden mit mehr Ökologie.

Marcus Schmid: Als Mensch, der auf dem Land aufgewachsen ist, schätze ich den hohen Wert unser landschaftlich reizvollen Umgebung und Natur. Der Schutz von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen liegt mir daher sehr am Herzen. Seit Generationen leisten auch Landwirte einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz, indem sie durch Bewirtschaftung von Äckern und Wiesen diese Lebensräume schaffen. Die Landwirtschaft muss sich auch im Hinblick auf die Zukunft um das Gleichgewicht mit dem Natur-, Arten- und Klimaschutz bemühen. Bei Konflikten ist im Einzelfall der Interessensausgleich zu erarbeiten.

Auch für Baindt wird der demografische Wandel eine Herausforderung. Wie wollen Sie diese Herausforderung meistern?

Simone Rürup: Baindt ist auf einem guten Weg. Altenheim Selige Irmgard, Stiftung Liebenau Wohnen für Jung und Alt, künftig ein Pflegeheim und betreutes Wohnen im Fischerareal. Einen Lieferservice bietet der CAP-Markt; gut erreichbar zu Fuß wird auch der neue Lebensmittelmarkt sein. Fördern will ich das Miteinander von Jung und Alt, bspw. in Form von gegenseitiger Nachbarschaftshilfe, Senioren kümmern sich um Kleinkinder, ihre Eltern helfen beim Schnee schippen. Auch könnten die Einsatzzeiten des Bürgerbusses ausgeweitet werden, sodass dieser auch Bereiche anfährt, wo es einen Bedarf gibt.

Stefan Obermeier: Dass das Baindter Durchschnittsalter von 42 Jahren steigen wird, ist nicht per se schlecht – wir sollten unser Angebot als Gemeinde entsprechend gestalten. Hier setze ich auf eine gute Durchmischung der Bevölkerung. Um allen Generationen gerecht zu werden, das heißt für Familien, Jugendliche und Senioren attraktiv zu bleiben, brauchen wir gute Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, eine gute Infrastruktur und bunte Vereinsangebote ebenso wie altersgerechtes und betreutes Wohnen für Senioren. Einen Fokus lege ich darauf, in Baindt bis ins hohe Alter in Würde leben zu können.

Marcus Schmid: Baindt ist eine attraktive Wohngemeinde, auch für Familien. Die steigenden Geburten wirken dem demografischen Wandel in der Gemeinde Baindt erfreulich entgegen. Um auf die künftigen Entwicklungen weiterhin gut vorbereitet zu sein, gilt es, bedarfsgerechte Betreuungsangebote, altersgerechte Wohnformen und die Nahversorgung vor Ort weiter auszubauen. Somit können Baindter ihre Lebensqualität bis ins hohe Alter halten und in Baindt alt werden. Z.B. mit der Stiftung St. Franziskus sollten die Betreuungs- und Wohnangebote für Baindt passgenau abgestimmt und weiterentwickelt werden.

Was hat Baindt noch nicht, was es aber aus Ihrer Sicht braucht?

Simone Rürup: Über diese Frage habe ich lange nachgedacht. Natürlich braucht Baindt weiteren Raum für Wohnen und Gewerbe usw. – aber hier reden wir über Weiterentwicklung und nichts grundsätzlich Neues. Wenn ich „Baindt braucht“ ersetze durch „für Baindt wäre schön“, dann hätte ich eine Idee: der Trimm-Dich-Pfad mit dem Kinderspielplatz im Baindter Wald am Grünenberg könnte attraktiver gestaltet werden. Auch die Beschilderung ist in die Jahre gekommen und sollte erneuert werden. Der Blick von hier oben über Baindt ist so schön, dass die Aufenthaltsqualität verbessert werden könnte.

Stefan Obermeier: Allem voran sind es die alltäglichen Aufgaben, die nicht an Aufmerksamkeit verlieren dürfen, damit alles in der Gemeinde weiterhin „läuft“. Baindt ist in vielen Belangen sehr gut aufgestellt. Nichtsdestotrotz hat die Infrastruktur noch Potenzial zur Verbesserung. Schnelles Internet (Glasfaser) in jedem Haus gehört inzwischen schon fast zur Daseinsvorsorge. Darüber hinaus wird es immer wichtiger, den nachfolgenden Generationen eine intakte Umwelt zu hinterlassen. Deshalb ist eine autarke, emissionsfreie Energieversorgung keine Utopie, sondern ein Ziel, für das es sich zu arbeiten lohnt.

Marcus Schmid: Baindt steht gut da und die Bürgerinnen und Bürger schätzen ihre hohe Lebensqualität. Ich setze daher auf Kontinuität und Stabilität. Klar ist, dass sich beim Dorfplatz etwas ändern muss. Darüber hinaus gibt es noch weitere Punkte, die der Gemeinde einen Mehrwert bringen würden. Ich bin der Meinung, dass z.B. das Ehrenamt angemessene Rahmenbedingungen vorfinden sollte. Zum Beispiel sind eine Reithalle und ein Kunstrasenspielfeld wünschenswert. Entscheidend wird es jedoch auf den Ausbau von weiteren Gewerbeflächen ankommen. Wohnen und Arbeiten in Baindt das wär doch was!