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Die Evangelische Kirchengemeinde Bad Wurzach will gleichgeschlechtliche Paare segnen

Bad Wurzach / Lesedauer: 3 min

Warum die Evangelische Kirchengemeinde Bad Wurzach gleichgeschlechtliche Paare segnen will
Veröffentlicht:13.12.2019, 17:00

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Die Mitglieder des evangelischen Kirchengemeinderats Bad Wurzach möchten gleichgeschlechtlichen Paaren die Möglichkeit geben, den Segen auch in Bad Wurzach zu erhalten.

Das wurde bei einem Gespräch deutlich, zu dem der Kirchengemeinderat und Pfarrerin Barbara Vollmer nach dem Gottesdienst am zweiten Advent eingeladen hatten. Zuvor bereitete der Frauenkreis im Rahmen einer „Psalmenwerkstatt“ den Gottesdienst vor und gestalteten ihn mit sehr persönlichen Texten, heißt es in einer Pressemitteilung des Evangelischen Pfarramts Bad Wurzach.

Reichlich Stoff zum Nachdenken

Was Psalmen ausmacht, haben zehn Frauen aus der Großgemeinde Bad Wurzach und aus dem evangelischen Mütterkurheim bei der „Psalmenwerkstatt“ erfahren. Dabei führte Landesfrauenpfarrerin Eva-Maria Bachteler die Teilnehmerinnen, unter ihnen die Pfarrerinnen Barbara Vollmer und Verena Engels-Reiniger, in das Tagesthema ein.

 Die Mitglieder des evangelischen Kirchengemeinderats Bad Wurzach um Pfarrerin Barbara Vollmer, möchten auch gleichgeschlechtlichen Paaren die Möglichkeit geben, den Segen in Bad Wurzach zu erhalten.

Unterschiedliche Nuancen der Psalmen in verschiedenen Bibelübersetzungen lieferten reichlich Stoff zum Nachdenken und Hinterfragen. Als Anregung für das Formulieren eigener Psalmen dienten neben den Gesprächen auch Bilder, die Bachteler mitgebracht hatte. Anschließend lasen die Teilnehmerinnen ihre sehr unterschiedlichen und sehr persönlichen Texte vor.

Die Fülle des Lebens

Mit den neu entstandenen Psalmen wurde dann der Gottesdienst gestaltet. Marianne Müller und Franziska Nikolay boten als Zwischenspiele virtuose Gitarrenmusik, und Verena Stei begleitete und unterstützte an der Orgel und am Keyboard. Pfarrerin Vollmer erläuterte den Begriff Psalmen: Das sind Gebete, die das Leben der Menschen ins Auge fassen.

Laut Pressemitteilung finde das Schöne in Dankpsalmen seinen Niederschlag, das Schwere in der Klage, und die Hoffnung finde ihren Ausdruck in der Bitte. Psalmen seien Verdichtungen des ganzen menschlichen Lebens und drückten nicht zuletzt seine Brüchigkeit aus. Die Fülle des Lebens sei in den Texten der Teilnehmerinnen der Psalmenwerkstatt zum Ausdruck gekommen. Es sei die Rede gewesen von großer Trauer, von den verschiedenen Facetten eines langen Lebens, von wiedergefundener Würde und entscheidenden Wendepunkten im Leben.

Segnung in Stuttgart beantragen

Im Anschluss an den Gottesdienst hatten Pfarrerin Vollmer und der Kirchengemeinderat zum Gespräch eingeladen. Thema war die von den Mitgliedern des Kirchengemeinderats angestrebte Möglichkeit, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen.

Laut Pressemitteilung räumt die Landeskirche diese Möglichkeit einem Viertel der Gemeinden in Württemberg ein. Sie kann von einer Kirchengemeinde dann in Stuttgart beantragt werden, wenn der Kirchengemeinderat dies so beschlossen hat und die Gemeinde dazu gehört wurde.

Die Anwesenden waren alle der Meinung, dass dieser Segen erteilt werden soll – und zwar nicht, weil sich die Kirche damit dem „Mainstream“ (deutsch: Hauptströmung/der kulturelle Geschmack einer großen Mehrheit; Anm. d. Red.) anpassen will, sondern weil, wie es Pfarrerin Engels-Reiniger ausdrückte, dies zutiefst christlich motiviert sei.

Da vor Gott alle Menschen gleich sind, sollten wir Menschen niemanden ausgrenzen und gar den Segen vorenthalten. Pfarrerin Vollmer wird nach dieser Anhörung den Antrag der Kirchengemeinde an den Oberkirchenrat schicken.