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Dachmarkenprozess

Dachmarke für Bad Wurzach: „Hoher Anspruch“

Bad Wurzach / Lesedauer: 5 min

Veranstaltung zum Entwicklungsprozess kommt gut an – Nur als Gemeinschaft umzusetzen
Veröffentlicht:23.11.2018, 15:20

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Der Dachmarkenprozess für Bad Wurzach soll spätestens im zweiten Quartal kommenden Jahres abgeschlossen sein. Über den aktuellen Stand der Arbeit daran wurde am Donnerstagabend informiert.

Zur Begrüßung der gut 70 Besucher im Sitzungssaal von Maria Rosengarten erläuterte Bürgermeisterin Alexandra Scherer nochmals, worum es bei der Dachmarke grundsätzlich geht: um ein einheitliches Auftreten der Stadt, ihrer Menschen und Betriebe nach außen.

Carolin Deberling von der Agentur Gruppe Drei aus Villingen-Schwenningen führte danach in einem etwa 45-minütigen Vortrag aus, was ihr Büro bislang erarbeitet hat. Demnach steht nun die Positionierung der Stadt (wer sind wir? wie ticken wir?) fest.

Aus Fit-Fun-Shopping wird Moor-Erlebnis

Welche konkreten Maßnahmen die Agentur auf dieser Basis vorschlägt (sogenannte Kommunikationsstrategie) und wie sich das in einem Slogan und einem Logo niederschlägt („visuelle Umsetzung“) soll im Dezember bekannt werden. Ziel der Verwaltung ist es, das Gesamtpaket zum verkaufsoffenen Sonntag im April öffentlich zu präsentieren. Der Fit-Fun-Shoppingtag wird dann zum „Moor-Erlebnistag“.

„Mögliche Maßnahmen“ stellte Deberling ebenfalls vor. Zum Teil noch allgemeiner Natur, zum Teil aber schon relativ konkret. Eine emotionalere, modernere Außendarstellung schlägt die Agentur Drei der Stadt auf jeden Fall vor, so viel machte Carolin Deberling schon mal klar. „Frisch und dynamisch“ solle sich Bad Wurzach nach innen wie nach außen zeigen. Außerdem sauber und sicher, lebendig, jung, qualitätsbewusst, mit Wohlfühlfaktor, positivem Aktionismus und ausgeprägtem Zusammengehörigkeitsgefühl. Zusammengefasst: als eine Stadt, die ein Zuhausegefühl erweckt. „Das zu vermitteln, ist ein hoher Anspruch, der nur gemeinsam erreicht werden kann“, betonte Deberling.

Markenkern der Stadt ist und bleibe dabei das Moor, betonte sie weiter. „Das Moor ist das große Alleinstellungsmerkmal der Stadt.“ Das bedeute freilich nicht, dass das Moor in der Außendarstellung stets in den Vordergrund gestellt werden muss.

Carolin Deberling stellte im Folgenden mögliche Maßnahmen vor; einige Beispiele: ein regelmäßiger „Bad-Wurzach-Tag“ für die Einheimischen im Vitalium; weitere Kooperationen zwischen Betrieben und Schulen (zum Beispiel auch ähnlich der Offenbacher „Nacht der Ausbildung“, in der Betriebe besucht werden können); Neubürgerempfang mit Moorbezug, zum Beispiel im Torfmuseum, mit Begrüßungsgeschenk mit Moor-Bezug (Eintrittskarte für Moor Extrem); öffentliche und private Blühflächen für Insekten und Bienen; internationale Events wie ein „Markt der Partnerstädte“; Förderung neuer Gastronomiekonzepte, die auf Miteinander ihrer Gäste abzielen (lange Tafeln statt einzelner Tische); Entwicklung eigener Moorprodukte mit einheitlichem Produktlabel; Bürger bei kommunalen Projekten über Arbeitsgruppen einbinden; Anpassung von Bauvorschriften an die Bedürfnisse junger Familien; Gestaltung der Aufenthaltsplätze (Sitzmöglichkeiten, aber auch Verleih von Laufrädern); Umbenennung von Kurpark, Kurhaus, Kurbetrieb; für mehr Sauberkeit in der Stadt werben; Stadtverschönerung durch Blumenbeete, aber auch durch von Kindern bemalte Einkaufstaschen); ein Online-Bürgerportal der Stadtverwaltung.

Die Bürger nutzten die anschließende Diskussionsmöglichkeit rege, auch zu Kritik. „80 Prozent von dem, was Sie vorschlagen, haben wir schon. Das ist jetzt nicht der Renner, was Sie uns zeigen“, sagte Walter Wegmann. Franziska Link-Bodenmiller sprach „das große Problem Gastronomie“ und die uneinheitlichen Öffnungszeiten des Einzelhandels an, sprach dabei von „Negativ-Werbung“. Adelgund Mahler wünscht sich „höhere Ansprüche an den Naturschutz“ und schlug vor, das „Aluminium-Ufo“ Hallenbad mit einem Moor-Freibad zu ergänzen. Ulrich Walz hat Bedenken, mit dem Moor zu werben. Das sei antiquiert, und viele Menschen würden damit eher etwas Dreckiges, Dunkles und Bedrohliches verbinden. „Moor und Ried ziehen heute schon viele Tausende Menschen jährlich nach Bad Wurzach“, widersprach dem Reinhold Mall.

Matthias Vogt wollte wissen, wie „unsere neun Ortschaften mit ihrer hohen eigenen Identität“ in die Dachmarke einfließen und dargestellt werden. Die Ortsteile müssen sich wiederfinden, nur dann kann es klappen“, bekräftigte der Eintürner Ortsvorsteher Berthold Leupolz. Das, so Deberling, werde erst im folgenden Schritt erarbeitet. „Zunächst müssen wir den Kern optimieren.“

„Die Stadt braucht für all das einen Kümmerer“, sagte Sybille Schleweck. Doch schon jetzt sei die Verwaltung „bis über die Ohren voll“. Man werde die Verwaltung wohl etwas anders aufstellen, kündigte Bürgermeisterin Scherer an. „Geben Sie uns etwas Zeit. Dass wir wollen, verspreche ich ihnen.“ Letzten Endes sei es sowieso nicht nur Aufgabe der Stadt, das Konzept umzusetzen, betonte Carolin Deberling. „Jeder ist gefordert, Verwaltung, Vereine, Betriebe, Bürger.“

„Wir haben natürlich bei vielem auch gewartet“

Die Kritik Schlewecks, das Konzept der Gruppe Drei sei nun „das dritte Gutachten der vergangenen 25 oder 30 Jahre, das viel Geld kostet, und passiert ist kaum etwas“, ließen Christiane Vincon-Westermayer als Vorsitzende des Handels- und Gewerbevereins und Berthold Leupolz nicht stehen. Es sei einiges abgearbeitet worden, was nach der Cima-Studie in ein Stadtmarketingkonzept geflossen sei, betonten beide. „Wir haben aber natürlich bei vielem auch auf die neue Dachmarke gewartet“, räumte Leupolz ein. „Da müssen wir jetzt im Frühjahr liefern.“

Gegen Ende der Diskussion kam die Sprache auf viele Details, die die Anwesenden als verbesserungswürdig ansahen, die aber nicht in direktem Zusammenhang mit der Dachmarke stehen. Bürgermeisterin Alexandra Scherer versprach, alle Anregungen mitzunehmen, und dankte dafür. „Ich bin für solche Anregungen stets offen.“