StartseiteRegionalRegion AllgäuBad WurzachBad Wurzach bekommt weiter Torf aus Vogt

Badetorf

Bad Wurzach bekommt weiter Torf aus Vogt

Bad Wurzach / Lesedauer: 3 min

Regionalverband signalisiert „feste Absicht“, die Versorgung der Heilbäder zu sichern
Veröffentlicht:29.10.2018, 17:12

Von:
Artikel teilen:

Die Versorgung des Bad Wurzacher Bäderbetriebs mit Badetorf scheint langfristig gesichert. Man habe „die feste Absicht“, diese auf die Dauer von 40 Jahren zu gewährleisten, betonte Wilfried Franke , Direktor des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben, am Montag im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.

Im aktuellen Entwurf des Regionalplans des Verbands ist die Vorrangfläche für den Torfabbau im Reicher Moos bei Vogt ersatzlos gestrichen. Damit wäre der Torfabbau nur bis zum Jahr 2030 gesichert. Im derzeitigen Plan wird zwischen Waldburg und Vogt ein „schutzwürdiger Bereich für Torfabbau“ im Umfang von 20 Hektar festgelegt.

Das Reicher Moos ist damit der einzige Standort in der Region, wo Torfabbau zulässig ist, und dies ausschließlich für Badetorf. Diesen Torf nutzen seit Mitte der 1990er-Jahre Bad Wurzach , Bad Waldsee, Bad Buchau und Bad Schussenried als Mitglieder des Zweckverbands „Moorgewinnung Reicher Moos“. Abgebaut werden jährlich zwischen 3000 und 5000 Kubikmeter, davon geht etwa die Hälfte in die Riedstadt. Den Rest teilen sich Bad Waldsee und Bad Buchau. Bad Schussenried nutzt seit Längerem Badetorf nicht mehr.

„Von existenzieller wirtschaftlicher Bedeutung“

Würde die Ausweisung als Vorrangfläche für den Torfabbau gestrichen, wäre eine Genehmigung nach 2030 kaum noch zu erhalten. Denn das Moor ist ein Naturschutzgebiet. Der Zweckverband ist daher mit dem aktuellen Planungsstand des Regionalverbands nicht einverstanden und hat eine entsprechende Stellungnahme verfasst. „Das Rohstoffvorkommen Torf ist für die oberschwäbischen Moorheilbäder von existenzieller wirtschaftlicher Bedeutung“, heißt es darin. Ohne Torf sei eine Standortsicherung aller oberschwäbischen Moorbadebetriebe ebenso wie die Prädikatisierung als Moorheilbad nicht gewährleistet: „Zum Vorkommen im Reicher Moos gibt es keine Alternativen.“

Auch die Städte Bad Wurzach und Bad Waldsee selbst haben entsprechende Einwände schriftlich geltend gemacht. „Es ist für uns essenziell, dass der Torf aus der Region kommt“, so Bürgermeisterin Alexandra Scherer. „Wir wollen ihn nicht aus Osteuropa herankarren. Das ist nicht nachhaltig.“ Es sei „nicht nachvollziehbar“, dass die Vorrangfläche gestrichen werden soll, sagte die Bürgermeisterin vor wenigen Wochen im Gemeinderat.

Allerdings, so Scherer nun vorsichtig, gebe es mittlerweile „Signale“ des Regionalverbands, dass der Abbau doch noch gesichert werden soll. Dies bestätigte am Montag auf Anfrage Wilfried Franke, Direktor des Regionalverbands und wird sogar deutlicher: „Wir wollen die Versorgung unserer oberschwäbischen Moorbäder mit Badetorf dauerhaft sichern.“

Es gebe keinerlei Zielkonflikte zwischen Regionalverband und Kurbädern, versichert Franke weiter. Der Verband habe „die feste Absicht“ die Versorgung langfristig zu sichern. Franke spricht von einem „maximal möglichen Zeitraum von zweimal 20 Jahren“ ab Genehmigung des neuen Regionalplans. Das hieße bei einer Genehmigung im Jahr 2020 einen garantierten Abbau bis 2040 und eine Sicherungsklausel bis 2060.

Franke betont freilich gleichzeitig, dass der Torfabbau einen „heftigen Eingriff in das „ungeheuer wertvolle Moor“ darstelle. „Aus naturschützerischer Sicht sollte man nichts machen.“ In diesem speziellen Fall sei aber die Versorgung der Kurorte höherrangig. „Daher arbeiten wir in vollem Sinne unserer Heilbäder“, versichert der Verbandsdirektor.