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Abschiedsfeier

Abschiedsfeier für Bürgermeister Bürkle: „Vergelt’s Gott“

Bad Wurzach / Lesedauer: 5 min

Abschiedsfeier für den scheidenden Bürgermeister Roland Bürkle mit Hunderten Bürgern auf dem Klosterplatz
Veröffentlicht:15.07.2018, 17:26

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„Heute scheidet ein ganz Großer aus der Landkreisfamilie aus.“ Das sagte Landrat Harald Sievers bei der Verabschiedung des scheidenden Bürgermeisters Roland Bürkle. An deren Ende erhoben sich die Besucher und spendeten dem 53-Jährigen lange Applaus.

Sievers reihte sich ein in eine Schar von Rednern, die am Sonntagnachmittag auf dem voll besetzten Klosterplatz das Wort ergriffen. Dass es aber nicht nur den „Offiziellen“ wichtig war, persönlich „Vergelt’s Gott“ zu sagen, bewies die große Zahl an Bad Wurzachern, die gekommen war.

Er freue sich auf einen neuen Lebensabschnitt, sagte Bürkle selbst in seinen Abschiedsworten. Doch er fühle auch Wehmut. „Man trennt sich von einer Aufgabe, die man mit vollem Herzen und mit viel Freude angenommen hat und in der man insbesondere viele Beziehungen mit wertvollen Menschen gewonnen hat“. Gerade letzteres falle ihm sehr schwer.

Die vielen zuvor gehörten Lobesworte seien ihm „ein wenig peinlich“. Er habe seine Aufgabe gerne ausgefüllt „und ich wurde dafür von den Wurzachern gut bezahlt und von den Wurzachern dabei immer kräftig unterstützt“. Dies sei auch bei den Niederlagen seiner Amtszeit der Fall gewesen.

Roland Bürkle dankte neben vielen anderen daher besonders der Bürgerschaft. „Die Wurzacher sind mit mir durch dick und dünn gegangen. Eine höhere Anerkennung habe ich nicht erwartet.“ Sein Dank ging auch an die Gemeinde- und Ortschaftsräte, an die Mitarbeiter und Führungskräfte der Verwaltung und seinem Vorzimmer. „Sie haben oft meine Sprunghaftigkeit, meinen übersprühenden Optimismus, was die Fülle der Termine betrifft, ertragen.“

„Von ganzem Herzen danke ich meiner Familie“, so Roland Bürkle weiter. Dies habe ihm zwar seine Frau „strengstens verboten, aber ich höre eben doch nicht immer auf sie“. Er sei stolz auf seine Söhne Philipp und Matthäus, „die echte Kerle geworden sind“. Dankbar sei er seiner Ehefrau Stefanie. Sie sei „mit viel Liebe und Vertrauen mit mir meinen Weg gegangen“, sagte Roland Bürkle und dabei versagte ihm vor Rührung die Stimme: „Jetzt wird’s dramatisch.“ Seine Zukunft sei noch ungewiss, doch „eines ist sicher: Wir halten zusammen wie Pech und Schwefel.“ Er hoffe, er könne in den kommenden Jahren seiner Familie einiges zurückgeben.

Als erster Redner des Nachmittags hatte stellvertretender Bürgermeister Klaus Schütt auf die Amtszeit Bürkles zurückgeblickt. Am 28. April 2002 gewählt, leistete er am 16. Juli 2002 den Amtseid und trat damit die Nachfolge von Helmuth Morczinietz an. Die Liste der realisierten Projekte sei zu lang, um sie komplett aufzuzählen, so Schütt. 93,4 Millionen Euro seien bis 2017 in der 16-jährigen Amtszeit Bürkles investiert worden, fast die Hälfte in Baumaßnahmen, viele Millionen in Dorf- und Stadtsanierung, Grunderwerb sowie Bildung und Betreuung. 18,5 Millionen Euro habe Bürkle dafür an Landes- oder Bundeszuschüssen nach Bad Wurzach geholt.

Auch ein Schlitzohr

„Oft auch mit Schlitzohrigkeit“ habe er stets für seine Visionen geworben und Bürger und Stadträte davon überzeugt, sagte Schütt. Er erinnerte dabei auch an den größten Misserfolg Bürkles: das gescheiterte interkommunale Gewerbegebiet. „Ein großer Rückschlag, auch heute noch.“ Aus seinem christlichen Glauben heraus habe Bürkle es auch als selbstverständlich angesehen, den Menschen zu helfen, als 2016 die Flüchtlingswelle die Stadt überrollt habe.

Auch Familie und Bildung, Dorfentwicklung, Feuerwehr, die Verwaltung als Dienstleistungsbetrieb und Kurbetrieb streifte Schütt, um zusammenfassend festzustellen: „Vieles hat sich verändert, wurde bewegt, ist geschaffen worden.“ Das sei zwar nicht das Werk eines Einzelnen, aber dass so viele dazu beigetragen haben, sei Bürkles Verdienst.

Der Gemeinderat überreichte als Abschiedsgeschenk ein Bild von Maria Rosengarten mit Klosterplatz, gemalt von der Bad Wurzacher Künstlerin Maria Beer.

Nach kurzen Dankesworten von Frank Högerle für die Verwaltung sprach Landrat Harald Sievers. „Es zeugt von innerer Größe und Unabhängigkeit, wenn man geht, wenn es am schönsten ist.“ Er erinnerte daran, dass Roland Bürkle nicht nur Bürgermeister war, sondern auch Kreisrat ist und 14 Jahre „ein sehr umtriebiger Fraktionsvorsitzender der CDU“ in diesem Gremium. „Ein mutiger und standhafter Vertreter kommunaler Interessen“, sei Bürkle, der stets das Ganze im Blick habe. Außergewöhnliches Engagement und eine gesunde Portion Selbstbewusstsein zeichneten ihn aus, so Sievers.

Vom Ehepaar Bürkle, Ehefrau Stefanie ist Landrätin in Sigmaringen“, sprach der Ravensburger Landrat als dem „Powerpaar der oberschwäbischen Kommunalpolitik“. Für beide gab’s Liegestühle und „von Herzen ein Vergelt’s Gott“.

Im Namen der Seelsorgeeinheit, des Salvatorianer-Ordens und der evangelischen Gemeinde dankte Stadtpfarrer Stefan Maier dem Bürgermeister an dessen letztem Amtstag. Roland Bürkle sei ein gestandener und überzeugter Christ, „als Bürgermeister war er mit der Motor dieser Stadt“ und ein „zutiefst sozial eingestellter Mensch, dem wir verdanken, dass wir eine liebens- und lebenswerte Stadt sind“.

Die Ortsvorsteher überreichten Roland Bürkle einen leeren Koffer, den sie in der Folge mit ortschaftstypischen Geschenken füllten – von Wollsocken aus Arnach über Moorkäse aus Gospoldshofen bis zum Ziegelbacher Ziegelstein, in dessen Löcher Gutscheine steckten. Berthold Leupold dankte im Namen seiner Kollegen, dass Bürkle stets für Dezentralität gestanden habe – und vor allem für den Leitsatz „Kurze Beine, kurze Wege“, was Schulen und Kindergärten betrifft. Bürkle sei manchmal ein sturer Verhandlungspartner, aber stets mit guten stichhaltigen Argumenten zu überzeugen gewesen.

Zwei Kisten voller Goldstücke

Nach einer kurzen musikalischen Einlage der „Ziegelbacher“ überreichten die Arnacher Klassensprecher Sarah Gentner und Pascal Weiß das Geschenk der Jugend, zwei selbstgebastelte Schatzkisten voller „Goldstücke“. Andre Radke erinnerte als geschäftsführender Schulleiter der Stadt vor allem an die Schaffung des ersten Bildungshauses im Land, „ein Erfolgsmodell, dass Sie sich auf die Fahnen schreiben können“.

Als Vertreterin der Vereine dankte Irmgard Lieb von der TSG LJG Unterschwarzach Bürkle für sein stets offenes Ohr. „Auch nach Ihrer Amtszeit sind Sie ein gern gesehener Gast bei uns.“

Die Stadtkapelle Bad Wurzach umrahmte die Feier.