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Beistand

Schutzheiliger wird um Beistand gebeten

Haisterkirch / Lesedauer: 2 min

Für Gläubige ist die Sebastianskapelle derzeit ein gefragtes Ziel
Veröffentlicht:27.03.2020, 17:39

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Dieser Tage kann man beobachten, wie sich zahlreiche Menschen – Einzelpersonen wie auch Ehepaare, davon manche mit ihren Kindern – auf den Weg zur Wallfahrtskapelle St. Sebastian begeben. Ältere Menschen fuhren bisweilen auch mit dem Auto hinauf, was nachvollziehbar ist. Denn der Weg von Haisterkirch hinauf zur „Kapelle in der Waldeinsamkeit“ ist zu Fuß wegen des steten Anstiegs recht anstrengend.

Die oben Ankommenden halten sich strikt an die Vorgaben der Bundes- und Landesregierung mit den vorgeschriebenen Abstände ein. Die Kapelle ist immer geöffnet. Das wissen offensichtlich die meisten Besucher. Manche Menschen verbinden den Besuch der Sebastianskapelle mit einem Waldspaziergang.

Feststellen konnte man, dass am Wochenende zeitweise Kerzen in allen 50 Halterungen brannten. Kapellenmesner Bernd Schmid , der dafür sorgt, dass sich immer genügend Opferkerzen in der Ablage befinden, bestätigt, dass derzeit mehr Kerzen als sonst angezündet werden. Wer keinen Platz mehr für seine Opferkerze in den Halterungen fand, konnte diese in ein aufgehängtes Kästchen legen. Schmid achtet darauf, dass diese hinterlegten Kerzen dann zu einem späteren Zeitpunkt aufgesteckt und im Sinne der Kapellenbesucher angezündet werden.

Etliche Menschen aus der Region suchen momentan ganz bewusst diese Kapelle auf. Denn St. Sebastian, der im Mittelalter als Schutzheiliger gegen die Pest galt, wird auch heute noch als Fürbitter bei Gott und Helfer in der Not verehrt. Der Heilige wurde vor allem in Seuchenzeiten aller Art um Hilfe und Beistand angefleht.

Daran erinnert wird man durch das hier oben oft gesungene Sebastianlied, dessen fünfte Strophe folgendermaßen lautet: „Wollen Seuchen zu uns schleichen, bitte, dass sie von uns weichen. Scheuche ungesunde Luft, schließ des jähen Todes Gruft“. Auch die Inschrift zwischen dem Gebälk eines alten Fachwerkhauses direkt am Sebastianweg weist darauf hin: „Heiliger Sebastian in Krankheit, Pest und Hunger-Not, bitte für uns bei Gott.“

Was die Menschen momentan sehr bewegt, kann man auch den Einträgen im neu ausgelegten Pilgerbuch entnehmen. Es ist die weltweit alles beherrschende Corona-Krise. Es sind übrigens frei formulierte, individuelle Bittgebete, die bekunden, dass gläubige Menschen Gottes Nähe, Zuwendung und Liebe suchen und den Heiligen um Unterstützung in ihren Nöten bitten.

Normalerweise halten sich die schriftlichen Dankesbezeigungen und Bitten um Beistand im Sebastians-Pilgerbuch die Waage. Davon geben auch die mehr als 500 Einträge im vergangenen Jahr Zeugnis. Jetzt aber dominiert deutlich das Hilfesuchen, wie diese aktuelle Notiz verdeutlicht: „Bitte Heiliger Sebastian, hilf unserer Familie, dass die Seuche an uns vorbeizieht!“