Der Moment, in dem das ungute Gefühl von Werner Heister in Wut umschlug, war irgendwann im Februar 2016. In jenen Tagen erhielt der heute 69-Jährige einen Brief vom Technik-Service der Audi AG in Braunschweig. In dem Schreiben informierte der Autobauer den gebürtigen Pfälzer darüber, dass sein Audi Q3 mit einer Software ausgestattet ist, „durch die die Stickoxidwerte im Vergleich zwischen Prüfstandlauf und realem Fahrbetrieb verschlechtert werden“.

Die Künstlerfamilie Allgaier ist immer für eine Überraschung gut. Auf der Suche nach spektakulären Ausstellungsräumen sind Susanne und Richard W. Allgaier häufig fündig geworden, und nun haben sie das „Rothaus“ im Ried entdeckt. Mit einer Ausstellung erinnern sie ab morgen an die Arbeit der Torfstecher.
Von unserer Redakteurin Sabine Ziegler
Wo haben sie nicht schon überall ihre Werke gezeigt und verlassene Räume einer kunstinteressierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht: Erinnern wir uns an den Gewölbekeller in Steinach (früher Weinmarkt Klingele), an die Alte Mälze des „Grünen Baums“ oder an den Vötschenturm. Und nun also das „Rothaus“, das im Steinacher Ried steht, seit Jahrzehnten als Gaststätte geführt wird und kürzlich einen Besitzerwechsel erlebt hat (die SZ berichtete). „Dieser Ort ist spannend, weil bis heute im Obergeschoss die Betten der früheren Torfarbeiter stehen. Das hat uns inspiriert“, erzählt Künstlerin Susanne Allgaier, die viele Jahre lang mit ihrem Mann Richard W. eine Kunstgalerie im Entenmoos geführt hat.
Düsternis und Spinnweben tun kund, dass hier die Zeit rund 80 Jahre lang still stand. Im Grunde warteten die Räumlichkeiten nur darauf, dass sie jemand entdeckt – und sei es für eine künstlerische Installation, wie sie das Künstlerpaar Susanne und Richard W. Allgaier mit ihren Töchtern Angela, Arwen und Sonja jetzt plant. „Der neue Besitzer möchte das Obergeschoss renovieren und für sich als Wohnräume nutzen, so dass dies die letzte Gelegenheit ist, an den schweren Alltag der Torfstecher zu erinnern“, weiß Allgaier. Im Steinacher Ried wurde früher Torf gestochen, der als wertvoller Brennstoff galt. Und dafür sind Arbeiter ins Oberland transportiert und im „Rothaus“ untergebracht worden. „Die Arbeit dieser Männer muss sehr hart gewesen sein – und wir werden die Betten nun mit Kunst füllen“, sagt Susanne Allgaier, die sich für diese Gemeinschaftsausstellung mit Moor befasst und damit sogar „Brot“ gebacken hat. Richard W. Allgaier, dessen Großvater selbst Torfstecher war, bearbeitete Mooreichen.
Erstmals sind bei dieser Ausstellung die drei Töchter des Paares mit von der Partie, die ebenfalls in künstlerisch-kreativen Berufen tätig sind und sich begeistern ließen von Moor und Mystischem draußen in der wundervollen Riedlandschaft vor den Toren der Kurstadt.
Sonja Allgaier (32) zeigt mehrfach belichtete Fotos von Räumen, Angela Allgaier (28) arbeitete an einem Großstadtpanorama und reflektierte über ein Rilke-Gedicht zum Moor, und Arwen Möller (32) erzählt in einem Spiegel-Objekt das von ihr selbst verfasste „Märchen vom Fuchs“.
„Das ,Rothaus‘ mit seiner Geschichte ist ein wichtiges Zeitdokument für Waldsee, immerhin haben hier dank Moorabbau auch die städtischen Kurbetriebe ihre Wurzeln, und wir freuen uns auf viele Begegnungen mit Leuten, die sich für das Ried und auch für die harte Arbeit der damaligen Torfstecher interessieren“, betont Susanne Allgaier.
