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Mutterhaus

„Ich war sehr gerne hier“

Reute-Gaisbeuren / Lesedauer: 4 min

Schwester Mirjam wechselt von Heggbach nach Reute
Veröffentlicht:17.05.2021, 13:37

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Nach zwölf Jahren in Heggbach wartet auf Schwester Mirjam Engst eine neue Aufgabe im Mutterhaus der Franziskanerinnen von Reute. Lustig flattern die Bänder an der kleinen Birke vor der Wohnung der Franziskanerinnen in Heggbach im Wind. Sr. Mirjam steht auf einem knallroten Herz. Ihre Augen leuchten, als sie erzählt, dass eine Gruppe des Förder- und Betreuungsbereichs ihr diesen Maien aufgestellt hat.

Schwester Mirjam blickt dankbar zurück auf ihr bisher erfülltes Leben. Seit Januar 2009 arbeitet sie hier. Zu ihren Aufgaben gehörte auch die seelsorgliche Begleitung der Außenwohngruppen. „Da brauchte man eine Schwester mit Führerschein“, erinnert sie sich. „Bei Angeboten und Gesprächen mit älteren Bewohnerinnen und Bewohnern habe ich stets einen besonderen Vertrauensvorschuss erleben dürfen. Viele sind bei den Schwestern in Ingerkingen aufgewachsen und empfanden sie als Mutterersatz. Ihre Glaubensstärke hat mich immer wieder beeindruckt.“ Eine wichtige Aufgabe sei auch die Begleitung Sterbender gewesen, sagt die Schwester. „Wir haben schöne Rituale entwickelt, in denen die Persönlichkeit der Menschen zur Geltung kam.“

Die zierliche 67-jährige mit den kurzen, graumelierten Haaren hat keine gesundheitlichen Probleme. „Ich liebe die Natur, oft bete ich beim kurzen Morgenspaziergang draußen den Rosenkranz“. Ihr Tag beginnt um 6.30 Uhr mit der Laudes in der Kirche. „Stellvertretend für die Menschen, die hier leben, möchte ich das Leben vor Gott bringen. Das ist unser Auftrag, unsere Sendung.“ Weitere Gebetszeiten strukturieren den Tag der Schwestern: die Mittagshore, das Vespergebet um halb sechs und die Komplet (das Nachtgebet) um 21 Uhr. Liebevoll gestaltet sie den Kirchenraum. „Die Bewohner sollen hier das Kirchenjahr erleben“, gerät sie ins Schwärmen „die Seele braucht Nahrung.“

Im Oktober jährt sich ihr Eintritt ins Kloster Reute zum 40. Mal. 27 Jahre alt war die junge Frau, die in einer religiösen Familie mit einem Zwillingsbruder und einer jüngeren Schwester in einem kleinen Ort bei Ehingen aufgewachsen ist. Der Gemeindepfarrer habe sie beeindruckt, sie fühlte sich in der Kirche wohl. Leicht fiel der ausgebildeten Erzieherin die Entscheidung, eine Ordensausbildung zu beginnen, jedoch nicht. Sie hatte einen Freund und auch ihre Freundinnen waren damals erstaunt. Ihr Vater gab ihr mit auf den Weg: „Wenn es dir nicht gefällt, kommst du wieder zurück“.

Im zweiten Noviziats-Jahr leitete sie den dreigruppigen Kindergarten in Ebnat. „ Das hat mich aber nicht erfüllt“, erinnert sich die Pädagogin. „Das habe ich bei der zeitlichen Profess 1984 auch gesagt und kam dann ins Jordanbad.“ Im damaligen Kneipp-Sanatorium kümmerte sie sich um den Speisesaal und wirkte auch als Organistin in der St. Johannes Kirche. Bald wurde sie in der Jugendarbeit „Kloster auf Zeit“ in Reute eingesetzt. Als Leiterin eines Konvents organisierte sie Freizeiten für Mädchen.

Es folgte ein großer Einschnitt. Im Kapuziner Kloster Stühlingen wurde sie gebraucht beim „Kloster zum Mitleben“, wo Gäste im Zusammenleben mit Schwestern und Brüdern das Ordensleben kennenlernen konnten und ihre Fragen zu Kirche und Welt stellten. Neben anderen alltäglichen Arbeiten gestalteten sie zusammen den Klostergarten um. „Ein kleines Paradies. Wir hielten Hühner und Schweine und hatten unendlich viel Arbeit. Aber das war eine wertvolle Zeit zusammen mit den Gästen, die in teilweise schwierigen Umbruchsituationen waren“.

Es folgte der Ruf in die Ordensausbildung nach Reute. „Da war ich zuständig für Kandidatur, Postulat und Juniorat, ehe ich im Haus St. Joseph in Reute eine neue Aufgabe bekam: das Kloster zum Mitleben.“ Und nun wartet eine neue Herausforderung: Schwester Mirjam wird Oberin des Altenheims in Reute, in dem 65 hochbetagte Schwestern versorgt werden. „Ich bin fürs Spirituelle da. Und für die Alltagssorgen“, sagt sie. Mitte Juni tritt sie ihre Arbeit im Mutterhaus an. Zuvor gönnt sie sich ein paar Tage Urlaub. Am besten erholt sie sich beim Wandern. Dafür tauscht die unermüdliche Ordensschwester sogar für ein paar Stunden das Ordenskleid gegen Wanderhosen.