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Hitze: Kein Wasser aus Flüssen entnehmen

Bad Waldsee / Lesedauer: 4 min

Ausnahme in Waldsee: Holzberegnungsplatz darf Wasser aus der Schussen verwenden
Veröffentlicht:31.07.2018, 17:14

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Mit dem heißen und trockenen Wetter schwindet das Wasser in den hiesigen Bächen und Weihern. Das Landratsamt Ravensburg hat nun sogar die Entnahme von Wasser aus Seen und Flüssen verboten. Eine Ausnahme gibt es lediglich in Durlesbach. Auch beim Baden rät die Behörde zur Vorsicht, die Algenblüte kann die Haut angreifen.

Die vielen Bäche und Flüsse im Landkreis Ravensburg führen derzeit wenig Wasser. Um eine weitere Verschärfung der Situation zu verhindern, hat das Landratsamt daher am Montag – vorerst bis 14. August – die Entnahme von Wasser aus Seen und Flüssen verboten. Das Landratsamt beschränkt per Verfügung damit den sogenannten wasserrechtlichen Gemeingebrauch. Das bedeutet, dass es ab sofort verboten ist, Wasser zu eigenen Zwecken aus einem Bach oder See zu entnehmen. Betroffen davon sind auch Personen und Firmen, die bislang eine behördliche Erlaubnis hatten, Wasser aus einem oberirdischen Gewässer abzuzapfen, um beispielsweise Felder zu bewässern.

Die Ausnahmegenehmigung

Das Verbot gelte auch, wenn an den jeweiligen Entnahmestellen noch vermeintlich ausreichend Wasser vorhanden ist. Die Regelung gilt zunächst für zwei Wochen. Bleibt es darüber hinaus weiterhin so trocken, wird die Verfügung verlängert, so das Landratsamt, das darauf hinweist, dass Zuwiderhandlungen mit Bußgeldern bis zu 10 000 Euro geahndet werden. Wie SZ-Recherchen ergeben haben, stellt der Holzberegnungsplatz in Durlesbach, der vom Forstamt Ravensburg betrieben wird, eine Ausnahme dar. „Der Beregnungsplatz hat aktuell die Erlaubnis, täglich von 6 bis 21 Uhr Wasser im Umfang von 30 Liter/Sekunde der Schussen entnehmen zu dürfen“, teilt Landkreissprecher Franz Hirth mit. Die Betreiber haben am Dienstag eine Ausnahmegenehmigung erhalten, die aber eine deutliche Reduzierung der Wassermenge zum Inhalt hätte. „Denkbar ist in diesem Zusammenhang die Beregnung nur noch in Intervallen, also mit Pausen dazwischen, zu gestatten. Wie diese Begrenzung letztlich konkret umgesetzt wird, daran tüfteln im Moment noch die Fachleute“, so Hirth am Dienstagmittag.

Dabei drängt sich die Frage auf, warum das Holz nicht schnell verarbeitet wird. „Aus einem einfachen Grund: Die Sägewerke sind allesamt proppenvoll, und auch die entsprechenden Fuhrunternehmen sind komplett ausgelastet“, erklärt Hirth. Nicht zu beregnen würde bedeuten, das Holz dem Verfall preiszugeben, da die Beregnung der Konservierung dient. Wie Hirth berichtet, stammt das Holz zum Großteil aus Privatwald und ist mehrere 100 000 Euro wert. „Ohne Beregnung würden die Stämme austrocknen, bekämen Risse und damit ideale Einfallsmöglichkeiten für Käfer, Pilz und Co.“, verdeutlicht das Landkreissprecher die Situation.

Geringer Frischwasseraustausch

Die Hitze und Trockenheit wirkt sich zudem auf die Seen aus, weil laut Kreisbehörde kein oder nur noch ein sehr geringer Frischwasseraustausch stattfinde. Damit verbunden sei eine Reduzierung des Sauerstoffgehalts im Wasser, der durch die hohen Temperaturen nochmals vermindert wird. Durch mehr Abwasser und die intensive Landwirtschaft hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten viele oberschwäbische Stillgewässer nachteilig verändert. Sie seien nährstoffreicher und das führe zu einem erhöhten Vorkommen von Algen und dem Wachstum der Wasserpflanzen und damit zur Beschleunigung des sogenannten Verlandungsprozesses. Bei den gegenwärtig hohen Wassertemperaturen würden viele Gewässer einen noch besseren Nährboden für Algen bieten – ein Teufelskreislauf, der zu noch mehr Algen und zu Sauerstoffmangel, Fischsterben und dem ökologischen Umkippen der Gewässer führen kann, beschreibt Albrecht Trautmann, Biologe und Seenexperte beim „Aktionsprogramm zur Sanierung oberschwäbischer Seen“, die Lage.

Auswirkungen auf den Stadtsee

„Der Stadtsee wird oberflächlich gespeist vom Urbach und Rädlesbach. Da auch diese Bäche wenig Wasser führen macht sich dies beim Stadtsee bemerkbar, jedoch nicht gravierend. Grund hierfür ist die Tatsache, dass der Stadtsee auch eine Grundwasserspeisung hat, das heißt das Wasser auch über das Grundwasser in den Stadtsee gelangt“, teilt Rathaussprecher Alfred Maucher auf SZ-Nachfrage mit. Auf die Fischbestände habe sich die Trockenheit und Hitze noch nicht ausgewirkt.

Dass die von Trautmann beschriebene Entwicklung auch für Badegäste unangenehme Folgen haben kann, belegt nach seiner Einschätzung die Blaualgenblüte, die meist durch einen grünlich-bläulichen Belag auf dem Wasser erkennbar ist und zu Hautreizungen führen kann. Kleinkinder und empfindliche Menschen sollten die Gewässer daher besser meiden oder sich unmittelbar nach dem Baden intensiv abduschen, rät der Experte. Eine Algenproblematik sei nicht bekannt, teilt Maucher mit. Grundsätzlich schließt sich die Stadt sich den Ratschlägen des Experten an.