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Unwetter

Geht’s dem Wald gut, freut sich der Förster

Bad Waldsee / Lesedauer: 4 min

Martin Nuber liebt seinen Job im Waldseer Stadtwald und baut ihn klimaresistent um
Veröffentlicht:15.08.2012, 21:15

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Geht’s dem Wald gut, freut sich der Stadtförster. Und so ist es zu erklären, dass der Waldseer Stadtförster Martin Nuber derzeit besonders guter Dinge ist.

„Ich habe erstens den schönsten Beruf der Welt und zweitens ist das Wetter in diesem Sommer ideal für unsere Wälder“, freut sich ein braun gebrannter Nuber. Und lenkt den Blick des Betrachters weit hinauf in die Kronen der Nadelbäume: „So dicht und grün müssen sie sein, dann ist alles in Ordnung. Und dank der feuchten Witterung ohne längere Trockenphasen gibt es heuer zum Glück auch so gut wie keinen Käfer im Stadtwald“, erzählt der 46-Jährige. Mit dem „Käfer“ gemeint ist der Borkenkäfer, der Förstern die Sorgenfalten in die Stirn treibt, weil er große Schäden anrichtet.

Trotz heftiger Unwetter im Frühsommer fiel heuer im Vergleich zu den Jahrhundertstürmen namens „Wiebke“ und „Vivian“ (beide 1990) sowie „Lothar“ (1999) außerdem erfreulich wenig Sturmholz an. „Am 30. Juni kamen im Bereich von Michelwinnaden und im Steinacher Ried zwar knappe 100 Festmeter zusammen, aber das ist im Rahmen“, so Nuber. An den Spätfolgen der drei genannten Orkane arbeitet man im Forst nämlich bis heute. „Die Aufforstarbeiten laufen noch immer und die Waldarbeiter sind derzeit auf elf Hektar mit der Jungbestandspflege beschäftigt.“

Der Stadtwald umfasst eine Fläche von 600 Hektar und hat im Wirtschaftsjahr 2011 einen Gewinn von 100000 Euro für die Stadtkasse abgeworfen. Alles paletti also? „Das kann man so sagen, ja. Mit diesem Erlös kann man zufrieden sein, das Holzgeschäft läuft weiter gut, weil der Holzpreis mit durchschnittlich mehr als 90 Euro je Festmeter relativ hoch ist“, so Martin Nuber, seit 2008 Stadtförster in Bad Waldsee. Kein Wunder, schließlich zählt Holz zu den knappen Gütern dieser Erde.

Lag früher der Anteil an Nadelhölzern im kommunalen Wald noch bei über 80 Prozent, reduziert sich dieser inzwischen auf 65 Prozent. „Das hat mit dem langfristigen Umbau des Waldes im Hinblick auf den Klimawandel zu tun. Im Bereich Ziegelberg finden sich sogar nur noch acht bis neun Prozent Tannenbäume“, berichtet Martin Nuber. Im letzten Jahr wurden für 14000 Euro neue Bäume gepflanzt. Die Hälfte davon war zwar noch Fichte („Das Geld wird nach wie vor hauptsächlich damit verdient!“); aber es kamen auch Arten dazu wie die Robinie oder die Europäerlärche.

Neben der Hiebsplanung für 2013 beschäftigt den Förster im Moment auch die Bepflanzplanung für das kommende Jahr. So würden verstärkt Douglasien in die Fichtenbestände eingebaut, aber auch Exoten wie Nussbäume seien gefragt.

Lieblingskind des Stadtförsters ist das Naherholungsgebiet Tannenbühl. Wie Vorgänger Kurt Nold setzt auch Martin Nuber hier regelmäßig neue Akzente, um den Wald für Bürger und Gäste der Stadt attraktiv zu machen und ihnen ein entsprechendes Naturerlebnis zu verschaffen. Heuer bekommt das Rotwild zwei neue Futterraufen. Das Wildgehege ist damit wieder um eine funktionelle Einheit reicher.

Familien mit Kindern erfreuen sich am großen Waldvogelhaus mit seinen derzeit 20 Tieren. „Demnächst kommt noch ein Dompfaffenpaar dazu“, blickt Nuber voraus und er freut sich auch über Neuzugang „Jakob“ beim Steinwild. Den Gamsbock hat der Förster im März in Lahr erworben und er habe sich bereits gut eingelebt bei seinen Artgenossen in Bad Waldsee.

Auch das Schwarzwildgehege wird einer „Kur“ unterzogen und hier wurden im aktuellen Waldjahr bereits 15 neue Bäume gepflanzt. „Die Anlage bei den Wildschweinen soll langfristig nicht waldartig, sondern parkartig werden“, so Nuber. Die Schweine mit dem gut 180 Kilogramm schweren Keiler „Iwan“ an der Spitze halten sich derzeit im oberen Bereich des Waldes auf, „weil sie hier unten nur noch Blödsinn im Kopf hatten und unmögliches Zeug angestellt haben“, erzählt Nuber. Ab November werden einige der Tiere verkauft und sind dann bundesweit in anderen Gehegen zu sehen.

Projekt für die Zukunft ist die Neugestaltung des geologischen Waldlehrpfades im Bereich zwischen Spielplatz und Kletterpark. Außerdem werden laufend Tische und Bänke erneuert. Das eine oder andere Holzmöbel landet nämlich schon mal im Feuer. „Die Umtriebe an der Grillhütte machen uns jeden Sommer auf’s Neue Sorgen“, bekennt der Förster. Und er erstattet deshalb immer wieder mal Strafanzeige gegen unbekannt, wenn es allzu heftig kommt. In diesem Sommer wurde dort beispielsweise ein ganzer Holztisch zersägt und verheizt; am nächsten Morgen waren dann lediglich 30 leere Wodkaflaschen Zeugen des nächtlichen Gelages.