StartseiteRegionalOberschwabenBad WaldseeEinkaufssonntage: Soll der Weltladen öffnen?

Einkaufssonntag

Einkaufssonntage: Soll der Weltladen öffnen?

Bad Waldsee / Lesedauer: 4 min

Ladenteam will für fairen Handel werben - Unstimmigkeiten sollen im Kirchengemeinderat ausgeräumt werden
Veröffentlicht:16.07.2018, 15:39

Von:
Artikel teilen:

Der Waldseer Weltladen hat sich nach seinem Umzug an das Ravensburger Tor im Jahr 2012 in ein attraktives Fachgeschäft für fairen Handel verwandelt. Um den Bekanntheitsgrad des ehrenamtlich geführten Ladens weiter zu erhöhen, möchte das Team künftig an den Einkaufssonntagen im Frühjahr und Herbst Präsenz zeigen. Dies gefällt jedoch einigen der insgesamt 67 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Eine Welt nicht, die den Laden betreibt. Unter anderem hat die katholische Kirchengemeinde St. Peter bei der Mitgliederversammlung dagegen votiert, was bei den Befürwortern Unverständnis hervorrief. Bei einem klärenden Gespräch im Kirchengemeinderat sollen nun alle Argumente für und gegen eine Ladenöffnung am siebten Tag der Woche ausgetauscht werden.

Diese öffentliche Sitzung ist allerdings erst nach der Sommerpause terminiert. Und Pfarrer Stefan Werner ist es deshalb überhaupt nicht recht, dass die Lokalpresse von anonymer Seite so frühzeitig über die Unstimmigkeiten zwischen der AG als Träger des Weltladens auf der einen und dem Kirchengemeinderat als Mitglied des Vereins auf der anderen Seite informiert wurde. „Ich werde zum Sachverhalt derzeit öffentlich keine Stellung beziehen. Ich lade die Presse aber herzlich dazu ein, an dieser öffentlichen Sitzung des Kirchengemeinderates teilzunehmen, bei der alle unsere Argumente auf den Tisch kommen werden“, so der Seelsorger dazu auf SZ-Anfrage. Entlocken lässt sich der Geistliche lediglich, dass er eine breit angelegte Diskussion über Ladenöffnungszeiten am Sonntag, der im christlichen Sinne arbeitsfrei sein sollte, „für grundsätzlich sinnvoll“ halte.

Eine „demokratische Mehrheit“ der AG, aus der der örtliche Weltladen letztlich hervorging, möchte aber nicht nur diskutieren, sondern dem kleinen Geschäft die Teilnahme an den offenen Sonntagen ermöglichen. „Wir sind mit unseren Umsätzen sehr zufrieden, mehr lässt sich in dem kleinen Laden gar nicht erwirtschaften. Aber wir stellen fest, dass uns viele Kurgäste und Touristen nicht finden und auch potenzielle Kunden aus den umliegenden Gemeinden wissen gar nicht, dass in einer kleinen Stadt wie Bad Waldsee der faire Handel präsent ist“, weiß Monika Bohnert , die den Laden ehrenamtlich leitet.

Und weil an den verkaufsoffenen Sonntagen im Frühjahr und Herbst Hunderte Menschen aus dem Umland in die Einkaufsstadt kommen, „wäre das auch für uns eine gute Chance, unsere fair gehandelten Produkte vorzustellen und für die Solidarität mit den Menschen in den Herkunftsländern zu werben“, so Bohnert dazu weiter. Denkbar seien Infostände vor der Eingangstüre oder ein Ausschank von „Seewaldo“-Kaffee an Leute, die mit dem Thema „Fairer Handel“ bislang noch nicht in Berührung gekommen seien.

„Es wäre vieles machbar für die gute Sache der internationalen Solidarität. Aber ich persönlich tue mir sehr schwer, dies gegen die Meinung der Kirchengemeinde voranzutreiben, weil mir und anderen an einem Miteinander beider gelegen ist“, unterstreicht Bohnert. Sie räumt ein, dass ihr das „Veto“ des Kirchengemeinderates schwer im Magen liege. Und sie verschweigt nicht, dass auch innerhalb des Ladenteams, des Vorstandes und der Mitgliederversammlung weitere kritische Stimmen zur „Sonntagsarbeit“ laut geworden seien. „Das ist bei 67 Mitgliedern ja auch normal, wir leben zum Glück in einer Demokratie, wo jeder seine Meinung frei äußern kann. Aber das Veto der Kirchengemeinde macht uns am meisten zu schaffen und nimmt uns schon etwas den Wind aus den Segeln“, bekennt Bohnert.

Der Vertreter der evangelischen Kirchengemeinde enthielt sich bei besagter Mitgliederversammlung übrigens seiner Stimme in Sachen „Ladenöffnung am Sonntag“. Mitglieder der AG sind neben Einzelpersonen die beiden Kirchengemeinden am Ort, weil das Anliegen des fairen Handels von den Kirchen grundsätzlich unterstützt wird. Deshalb ist es laut Bohnert in Städten wie Ravensburg, Friedrichshafen und Biberach selbstverständlich, dass die dortigen Weltläden an Aktionssonntagen des Handels ihre Türen öffnen.

Während die Weltladen-Leiterin also auf eine Annäherung beider Positionen im September hofft, sieht die erste Vorsitzende der AG „Eine Welt“ das Thema pragmatischer: „Ich gehe einfach davon aus, dass die katholische Kirchengemeinde als unser Mitglied den demokratisch gefassten Beschluss der Mitgliederversammlung für die Ladenöffnung an zwei Sonntagen im Jahr mit jeweils fünf Stunden mitträgt und wir weiterhin aufeinander zählen können“, sagt Erdmute Menge dazu.