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Dankesfest

Die Zeit der Notunterkunft ist beendet

Bad Waldsee / Lesedauer: 3 min

Stadthalle ist geräumt – Alle Flüchtlinge sind ausgezogen – Nur noch Bettgestelle stehen – Dankesfest für Helfer
Veröffentlicht:02.06.2016, 17:32

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Beim Dankesfest der Johanniter am Mittwochabend wurde das Notquartier des Landkreises offiziell verabschiedet. Rund 50 Helferkreis-Mitglieder, Securitiy-Mitarbeiter, Reinigungskräfte und städtische Verantwortliche dankten sich gegenseitig für das hohe Engagement der vergangenen sieben Monate. Nun beginnt der Rückbau der Notunterkunft hin zur Stadthalle, die ab Spätherbst wieder für Veranstaltungen genutzt werden können soll.

Im Obergeschoss der Stadthalle ist es ruhig. Einzig die Hochbettgestelle erinnern daran, dass hier nur wenige Stunden zuvor noch viele Flüchtlinge auf wenigen Quadratmetern untergebracht waren. Die Betten sind leer, die Matratzen mitgenommen und die Spinde ausgeräumt. Im Erdgeschoss in der Schwemme herrscht hingegen reges Treiben. Die Helfer und Verantwortlichen lassen die zurückliegenden Monate bei orientalischem Buffet Revue passieren. „Die Notunterkunft ist jetzt beendet“, erklärt Heimleiterin Simone Demuth während ihrer kurzen Ansprache und lobt den Einsatz aller Beteiligten, die den Bewohnern der Stadthalle die Anfangszeit in Deutschland spürbar erleichterten.

In Vertretung von Bürgermeister Roland Weinschenk betonte Bernhard Schultes , dass der Arbeit der Ehrenamtlichen großer Dank gebühre und dass deren Einsatz – mit Blick auf die geplanten Unterkünfte in der Kurstadt – weiterhin von großer Bedeutung sein werde. „Wir haben erfahren dürfen, dass sich in unserer Gesellschaft Menschlichkeit gehalten hat“, so Schultes und ergänzte: „Die Menschen in Bad Waldsee halten zusammen, wenn es eng wird.“ Er machte auch deutlich, dass das Thema Sprachkurse in Bad Waldsee noch nicht abschließend gelöst ist.

Wie die SZ bereits berichtete, sind die letzten Flüchtlinge am Mittwochmittag aus der Stadthalle ausgezogen. Laut Tina Schädler vom Migrationsamt des Landratsamtes verliefen die Umzüge reibungslos: „Sie wurden in Unterkünfte in Wolfegg, Boms und Ebersbach-Musbach untergebracht.“ Sozialamtsleiterin Gerlinde Buemann bezeichnete die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten als „gutes Miteinander“. Und obgleich die Stadthalle an diesem Abend als Notunterkunft verabschiedet wurde, bleiben die Kontakte der Helfer zu den Bewohnern bestehen.

Weiter Hilfestellung geben

Der ehrenamtliche Deutsch-Lehrer Wolfgang Peters will den Asylbewerbern beispielsweise bei Interesse auch privat Unterricht geben. Warum? „Merkel hat gesagt, wir schaffen das, und das glaube ich auch“, verdeutlicht er seine Motivation. Barbara Roth hat ihrerseits den 17-jährigen Syrer Mohamad Al-Kazaz vorübergehend bei sich aufgenommen. „Er ist extrem zurückhaltend und möchte niemandem zu Last fallen“, erzählt sie und weiß, dass seine Brüder nun in den Containern in Reute wohnen. Dass die Familie weiterhin zusammenbleiben kann, dafür hatte sich auch Erika Schneider stark gemacht (die SZ berichtete). „Das war uns sehr wichtig und das haben wir erreicht“, freut sich die ehrenamtliche Deutsch-Lehrerin beim Dankesfest.

Ihre Hilfeleistung war für alle Ehrenamtlichen selbstverständlich und doch ist sie nicht hoch genug zu würdigen. Die Motivation ist gleichwohl bei jedem Helferkreis-Mitglied eine andere, wie am Abend in launiger Atmosphäre zu erfahren ist. Gundi Reck war beispielsweise früher einmal Kunstturnerin und trat in der Stadthalle auf „und als ich gehört habe, dass Flüchtlinge hier rein kommen, war für mich klar, da muss ich mithelfen“.

Ein Rundgang durch die Stadthalle zeigt, wie sich die Notunterkunft kurz nach dem Auszug der letzten Flüchtlinge präsentiert. Die Bildergalerie dazu gibt es hier:

schwaebische.de/notunterkunft-rundgang