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Bad Waldseer Frauenverein kümmert sich um Lebensmittelpakete

Bad Waldsee / Lesedauer: 4 min

Um den hungernden Kindern in Namibia helfen zu können, sammelte Baobab kurzerhand 4100 Euro an Spenden
Veröffentlicht:24.05.2020, 16:27

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Der Baobab-Frauenverein Bad Waldsee engagiert sich seit vielen Jahren für Kinder in Namibia. „Wir können uns hier gar nicht vorstellen, wie schrecklich sich die Corona-Krise in einem Land auswirkt, in dem es keinerlei soziale Hilfe gibt für die armen Teile der Gesellschaft“, berichtet die Vorsitzende Annemarie Keppelmayr und schilder die Lage folgendermaßen:

„Der Lockdown in Namibia begann kurz nach dem in Deutschland – ohne vorherige Ankündigung. Das bedeutete, dass jeder an dem Platz bleiben musste, wo er war. Ausgangssperre. Eltern, die Arbeit hatten irgendwo in Namibia, durften nicht zurück zu ihren Familien, zu ihren Eltern, die während ihrer Abwesenheit auf die Kinder aufpassten. Die meisten Eltern verloren sofort ihren Job – wer wollte schon sein Hausmädchen bezahlen, wenn es nicht zur Arbeit kommen konnte, weil es nur für ein paar Stunden täglich angestellt war und abends gewohnheitsmäßig die Arbeitsstelle verließ. Die Fabriken schlossen, Arbeitslosengeld gibt es in Namibia nicht.

Mütter und Väter, die normalerweise für ihre Eltern und Kinder sorgen, sitzen irgendwo fest. Das Geld, das für die Kinder bestimmt war, müssen sie für den eigenen Lebensunterhalt ausgeben. Neuer Verdienst kommt nicht dazu. Die Schulen schlossen und natürlich damit auch die Internate. Unsere 60 Kinder aus Kappsfarm, die wir ja ins Internat schicken, damit sie regelmäßig versorgt werden, weil das schon zu normalen Zeiten nicht der Fall ist, wurden ins Kappsdorf zurückgebracht und zwar zu Eltern, die überwiegend dauerarbeitslos sind oder aber durch den Lockdown ihre Arbeitsstelle verloren haben. Die Erzieherin des Kapps-Kindergartens berichtete unter Tränen von dem schrecklichen Zustand der ganzen Dorfbevölkerung, vor allem aber der Kinder und der Alten.

Ein weiterer Hilferuf kam von der Pastorin im Dorf Groot Aub, wo unser Verein vor ein paar Jahren die Versorgung mit Trinkwasser organisiert hat. Groot Aub ist ein großes Dorf, die Einwohner sind fast ausschließlich Großeltern und Kinder. Die Eltern arbeiten irgendwo im Land und sitzen nun fest. Kinder und Großeltern waren nach zwei Wochen Lockdown am Ende. Deolinda, die Pastorin berichtete, es habe schon einige Tote gegeben. Allerdings wahrscheinlich nicht durch das Virus, sondern durch Hunger. Die Leute seien durch die normalen Erkältungen dieser Zeit – in Namibia beginnt jetzt der Winter und es ist nachts empfindlich kalt – geschwächt und durch den Hunger völlig entkräftet. Zusammen mit Deolinda überlegten wir, wie wir Hilfe organisieren können. Wir wandten uns an mehrere Lebensmittelgroßhändler und holten Kostenvoranschläge für Pakete mit den Grundlebensmitteln ein. In so einem einzelnen Paket sollte sich befinden: Zehn Kilo Maismehl, zehn Kilo Brotmehl, zehn Kilogramm Zucker, zehn Kilogramm Reis, drei Kilogramm Maccaroni, zwei Kilogramm Sojasuppe, zwei Liter Kochöl und Hefe.

Wir wurden fündig, die Metro-Großhandelsgesellschaft war bereit, die Pakete zusammenzustellen und nach Kapps und Groot Aub zu liefern. Für diese außerplanmäßige Soforthilfeaktion fehlte uns aber das Geld, denn auch nach der Krise muss ja das Leben der Kinder weiterhin gesichert sein. Ich schrieb Hilferufe an unsere Spender in Bad Waldsee und innerhalb von zwei Tagen bekam unser Verein 4100 Euro. Ich konnte es fast nicht glauben. Wir haben schon tolle Menschen in unserer Stadt.

Damit konnten wir loslegen. Kappsfarm bekam zwei Pakete, Groot Aub sechs. Kappsfarm brauchte entsprechende Kochstellen, Gaskocher, Gasflaschen, Feuerholz. Der größte vorhandene Topf passt nicht auf einen Gaskocher. Crizelda fand drei Frauen, die sie beim Kochen unterstützen und denen wir jetzt ein kleines Gehalt bezahlen. Sie kocht täglich für 60 Schulkinder, 15 Kindergartenkinder, mindestens 20 Kleinstkinder und etwa 15 Alte. Ich telefoniere regelmäßig mit Crizelda. Jedesmal erklingen dann im Hintergrund Dankeshymnen. Die Kinder bringen ihre eigenen Teller mit und waschen sich vor dem Essen gründlich die Hände mit ebenfalls gelieferter Seife. Es sind jetzt nur noch wenige krank. In Groot Aub verteilt Deolinda die Lebensmittel an die Familien. Jede Familie kocht dann selbst.

Die Schulen öffnen wieder am 4. August. Uns steht also noch eine lange Sonderaktionszeit bevor. Der Lockdown ist gelockert, aber viele kleinere Betriebe sind bankrott und es gibt viele Arbeitslose. Jeder Cent, den wir an Spenden für die Kinder bekommen, erreicht sie auch. Telefonate und so weiter gehen vom gespendeten Betrag nicht weg, die bezahle ich persönlich.“