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Auftaktgespräch

Bürger sprechen mit Landtagsabgeordnetem über Windkraft

Bad Waldsee / Lesedauer: 3 min

Die Bad Waldseer Grünen, GAL-Fraktion und Manne Lucha laden zum Gedankenaustausch zur Energiewende und deren Auswirkungen vor Ort
Veröffentlicht:09.03.2012, 23:30

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Ein Auftaktgespräch sollte es laut Bernd Zander sein. Er hatte als Vorsitzender des Bad Waldseer Ortsverbands der Grünen zusammen mit der GAL-Fraktion gestern zum Bürgergespräch nach Hittelkofen ins Gasthaus „Rose“ eingeladen. Auch der Ravensburger Landtagsabgeordnete der Grünen, Manne Lucha, stellte sich der Diskussionsrunde. „Energiewende findet nur in einem Konzept statt, durch einen Mix unterschiedlicher Energiequellen“, sagte Zander. „Heute soll das erste Gespräch mit den Bürgern sein, wie dieses Konzept für Bad Waldsee aussehen soll.“

Lucha machte in seiner Auftaktrede auf die Bedeutung des Termins aufmerksam – morgen jährt sich das Atomunglück von Fukushima erstmals. Der Landtagsabgeordnete stellte den rund 20 anwesenden Bürgern einige Zahlen vor: Im Jahr 2010 habe der Energiemix im Land zu 48 Prozent aus Atom, zu 25 Prozent aus Steinkohle, zu rund fünf Prozent aus Erdgas und zu rund 17 Prozent aus Erneuerbare Energien bestanden. Den Großteil von diesen 17 Prozent habe die Wasserkraft ausgemacht (7,8 Prozent), gefolgt von Biomasse (5,2 Prozent) und Photovoltaik (3,2 Prozent).

Windkraft ist im Land Schlusslicht

Schlusslicht mit 0,8 Prozent habe die Windkraft gebildet. „2020 wollen wir unter 60 Prozent der fossilen Brennstoffe haben“, sagte Lucha. Ein großer Schub soll dabei die Windkraft bekommen, die auf zehn Prozent im Energiemix ausgebaut werden soll. „Wir wollen im Land 1200 Windkraftanlagen à drei Megawatt in den nächsten zehn Jahren bauen. Das ist ambitioniert“, so Lucha. Das aber stets projektbezogenen im Zusammenschluss mit den Bürgern. Der Landtagsabgeordnete machte Ex-Ministerpräsident Erwin Teufel und dessen Vorstellung von Ästhetik dafür verantwortlich, dass der Prozentsatz an durch Windkraft erzeugten Stroms so niedrig ist.

Dieses Thema ist es vordringlich, weshalb die Bürger nach Hittelkofen gekommen waren. Seit die Stadtverwaltung von Bad Waldsee ihre Pläne zur Gründung von Stadtwerken vorgestellt hat, machen sich vor allem die Anwohner auf der Grabener Höhe Sorgen. Die Stadtwerke sollen laut Plan vor allem auf Geothermie und Windkraft setzen. Die Grabener Höhe gehört zu den Gebieten, die als Standort für Windräder infrage kommen.

Deshalb ist auch Thomas Straub gekommen. Der Anwohner von Graben macht sich stark gegen den Bau von Windrädern vor seiner Haustür (wir berichteten: „Wenn sie kommen, kann ich mein Haus anzünden“, 25. Januar). „Das Netz wird zusammenkrachen bei 1200 Windmühlen“, sagte Straub. Wenn nicht gleichzeitig große Fortschritte bei den Speichermöglichkeiten des Stroms erreicht würden, gebe es nur Strom, den keiner nutzen könne. Es gehe nicht so schnell, das Netz innerhalb von Sekunden von Wind- auf Gasenergie umzustellen, wenn eine Flaute komme – Strom aus Gas soll in Zukunft die Grundlast des Stromverbrauchs abdecken. Manne Lucha wies darauf hin, dass das Land 400 Millionen Euro an frischem Kapital an die EnBW bewilligt habe, die damit in leistungsfähigere, speicherbare Netze investieren werde. Auch das Ministerium von Umweltminister Franz Untersteller forsche an der Möglichkeit, Strom zu speichern.

Umweltminister kommt zu Besuch

Straub konfrontierte den Landespolitiker mit weiteren, auch technischen Fragen, die bei der Windkraft noch ungelöst seien. Bei einigen sagte Lucha, er könne sie aus dem Stand nicht beantworten – etwa die Frage, ob der Infraschall, der von Windrädern erzeugt wird, gesundheitsschädlich sei. Er verwies auf Unterstellers Besuch am 21. März in Bad Wurzach. „Ich werde ihm morgen eine SMS schreiben, dass er sich auf das Gespräch dort gut vorbereiten muss“, sagte Lucha.