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Überschwemmungen: Schulhaus wird Notunterkunft

Bad Waldsee / Lesedauer: 3 min

Nirmala-Schule im indischen Thanneermukkom wurde mit Spendengeldern aus Oberschwaben errichtet
Veröffentlicht:20.08.2018, 15:27

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Die Nirmala-Schule von Thanneermukkom im indischen Bundesstaat Kerala wurde mit Hilfe von Spendengeldern aus Bad Waldsee und Fronhofen gebaut und 2011 eingeweiht. Nach den Überschwemmungen der letzten Tage erweist sich das solide errichtete Gebäude als Segen für die Bewohner des armen Fischerdorfes: Viele Familien konnten sich in das dreistöckige Schulhaus retten, nachdem ihre eigenen Häuser überflutet wurden. Dies berichtet auf SZ-Anfrage Margret Brehm aus Arisheim, die das Hilfsprojekt für Indien damals maßgeblich mit vorangetrieben hat.

Eine Million Menschen flüchten

Bei schweren Überschwemmungen in Südindien starben in den letzten Tagen 350 Menschen – fast eine Million sind auf der Flucht. Andere harren auf ihren Dächern aus, viele sind von der Außenwelt abgeschnitten. Helfer versuchen auf dem Luftweg Trinkwasser, Essen und Medikamente zu liefern. Seit fast zwei Wochen kämpfen die Bewohner von Kerala gegen die Wassermassen. In der auch bei Touristen beliebten Region sind nach Fernsehberichten mehr als 40 Flüsse über die Ufer getreten – 80 Dämme brachen. Die Regenfälle haben nicht nur weite Landstriche überflutet, sondern auch Erdrutsche ausgelöst, die Häuser und Brücken zum Einsturz brachten. Vielerorts gibt es keine Telefonverbindungen und keinen Strom mehr.

Es sei schwierig, Kontakt in abgelegene Gebiete zu bekommen, informierte der Krisenstab. Margret Brehm aus Arisheim ist am Sonntag telefonisch dann doch durchgekommen in das Fischerdorf, das ihr über Jahre hinweg eine zweite Heimat war. „Das Hochwasser ist natürlich schrecklich für die Leute dort, aber andere Orte soll es noch schwerer getroffen haben als Thanneermukkom. Mir wurde berichtet, dass sich viele Bewohner in die hohe Schule mit zwölf Klassenzimmern und weiteren Räumen zurückziehen konnten und nun dort abwarten, wie sich das Wetter weiter entwickelt“, berichtet die Ärztin. Sie freut sich, dass das mit oberschwäbischen Spenden finanzierte Schulhaus auch als „Notunterkunft“ gute Dienste leiste und den Menschen fürs Erste etwas Sicherheit gebe. „Meine Bekannten von dort haben mir ein Handyvideo geschickt: Es ist furchtbar, wenn eine solche Flut kommt und die Menschen Angst haben müssen um ihre Häuser und ihr ganzes Hab und Gut“, kann die Kreisrätin der Grünen nachfühlen, dass die Stimmung im Dorf derzeit sehr angespannt ist.

Wie mehrfach berichtet, hatte die Kirchengemeinde Fronhofen den Ausbau der „Nirmala Englisch Medium School“ bis Klasse 12 zu ihrem „Missionsprojekt“ auserkoren. Von Bad Waldsee aus mitbetreut wurde das Vorhaben von der damaligen GAL-Stadträtin Brehm, die nach dem verheerenden Tsunami 2004 bereits den Aufbau eines Kindergartens im indischen Colachel angestoßen hatte. Das Grundstück für den Schulhaus-Neubau stellte die dortige Kirchengemeinde zur Verfügung. Die Baukosten summierten sich auf 110 000 Euro und das Geld dafür wurde maßgeblich in Oberschwaben zusammengetrommelt. Unter anderem legte sich damals die Waldseer Eugen-Bolz-Schule mit Spendenaktionen mächtig ins Zeug.

Der verantwortliche Pfarrer Celestin besuchte mehrfach die Kurstadt und warb für die finanzielle Unterstützung des nachhaltig angelegten Hilfsprojektes. Es sollte Kindern aus armen Verhältnissen eine Schulbildung ermöglichen. Inzwischen werden dort laut Brehm fast 500 Kinder unterrichtet und das Schulhaus ist längst zum festen Bestandteil der dörflichen Infrastruktur geworden.